Wie groß schätzen Sie das Risiko ein, dass die Lage im kommenden Jahr kippt, das Endspiel also stattfindet?
Bleibt eine politische Eskalation aus, haben wir für einen Crash derzeit zu viel Planwirtschaft. Solange die Notenbanken im politischen Interesse weiter unbegrenzt Liquidität zur Verfügung stellen, wird es auch für Anleger weiter laufen, allerdings im festverzinslichen Bereich ohne Rendite. Aber das Gefahrenpotenzial ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und nimmt weiter zu. Es besteht jedenfalls die Gefahr, dass sich unser Geld und unser Papiervermögen in Luft auflöst. Dann ist es gut, wenn man noch etwas Werthaltiges besitzt.
Dabei denken die meisten zuerst an Immobilien. Für Sie sind das in erster Linie Aktien?
Friedrich von Metzler, für mich Deutschlands bester Privatbankier, erzählt gerne, dass seine Bank zweimal in ihrer Geschichte gerettet werden konnte, weil ihr immer noch die Aktien blieben, als sie alles andere bereits verloren hatte. Das Aktiendepot war die Basis für die wirtschaftliche Auferstehung der Bank. Aktien sind nun einmal ein Sachwert, weil sie gleichbedeutend sind mit dem Eigentum an Unternehmen.
Welche Aktien sind ihrer Einschätzung nach relativ krisenfest?
Es sind vor allem Aktien mit soliden, dauerhaft funktionierenden Geschäftsmodellen. Solche Qualitätstitel zeichnen sich dadurch aus, dass sie in nahezu allen Marktphasen stabiles Geschäft haben, also etwa Konsum- und Pharmatitel. Auch die IT-Branche ist unter diesem Aspekt interessant.
Wenn die Kurse aber wie 2015 stark schwanken, dürfte das viele Anleger den letzten Nerv kosten.
Anleger brauchen Geduld und dürfen sich von einer Verkaufspanik nicht anstecken lassen, wenn es kracht. Selbst wenn die Aktien einbrechen, bleiben dem Anleger immer noch Unternehmensanteile. Von Anleihen sollten Privatanleger jedenfalls die Finger lassen, weil der Markt völlig aus den Fugen geraten ist, eine Verzinsung gibt es nur bei hohem Risiko. Das einzige was bleibt, ist eine Verteilung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen und viel Geduld. Wer mag, kann noch Wachstumswerte beimischen.
Gehört Gold trotz des weiter gesunkenen Kurses ihrer Meinung nach in jedes Portfolio?
Ja, als Versicherung. Der günstige Goldpreis lädt sogar zum Aufstocken ein. Aber ein Vermögensanteil von zehn bis 15 Prozent ist ausreichend. Selbst ausgesprochene Goldfanatiker sollten nicht über 30 Prozent gehen. Denn wenn nur noch kleine Transaktionen mit Bargeld gemacht werden dürfen, bekommt man auch das Gold nicht mehr in den Umlauf.
Im vorigen Jahr lagen Sie mir Ihrer Prognose für einen Dax zwischen 11.000 und 12.000 Punkten zumindest zeitweise richtig. Wo sehen Sie den Dax im Laufe des Jahres 2016?
Wenn es so weiter läuft wie zuletzt, halte ich einen neuen Dax-Rekord mit bis zu 14.000 Punkten durchaus für möglich. Solche Prognosen sind jedoch für meine Investitionsentscheidungen unerheblich, weil sie Wetten auf Zeit sind. Das kann eintreffen oder auch nicht. Richtig ist es, auf prinzipiell sichere Vermögensgegenstände wie Aktien von Qualitätsunternehmen, Qualitätsimmobilien und Gold zu setzen und sich in Geduld und Gelassenheit zu üben.