MIG Fonds Warum diese Beteiligungsfonds für Kleinanleger so riskant sind

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Klumpenrisiko

Auch die Beteiligung an der Isarna Holding, die früher schon als Antisense Pharma und Isarna Therapeutics firmierte, wirft Fragen auf. Über 90 Millionen Euro investierten neun Fonds bisher in Isarna, fast 80 Prozent des Unternehmens gehören mittlerweile den MIG Fondsgesellschaften. Jeder Fonds habe seine Investitionsentscheidung unabhängig von bestehenden Beteiligungen früherer Investoren getroffen, erklärt Kromayer.

Bei MIG 1 stecken heute vier von fünf investierten Anleger-Euros in Isarna. Der hohe Anteil sei aber nicht aussagekräftig, da er die bereits ausgeschütteten Erträge nicht berücksichtige, erklärt der MIG-Vorstand, und verweist auf die Verkäufe dreier Beteiligungen des MIG 1. Dass Sovicell für nur einen Euro den Besitzer wechselte, sagt er in diesem Zusammenhang nicht. Leistungsbilanzen zeigen zudem, dass MIG 1-Anleger bereits vor den Verkäufen fast 60 Prozent ihrer Gelder in Isarna hielten.

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von Daniel Schönwitz

Die Beteiligung forschte bis 2012 am Wirkstoff Trabedersen, einem möglichen neuen Mittel gegen Krebs. Anfang 2012 aber wurde die Entwicklung gestoppt, weil sich nicht genug geeignete Patienten als Probanden fanden. Das Mittel ist aus der Pipeline von Isarna verschwunden, die Münchener wollen nun neue Krebsbekämpfer entwickeln – zurück auf „Los“.

Schon 2012 reichten die liquiden Mittel von Isarna laut Bilanz nicht mehr aus, um auch nur die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken, zwei Jahre in Folge verbucht das Unternehmen negatives Eigenkapital. Entsprechend dringend sind die Forscher auf neues Kapital angewiesen. Vor allem MIG 13 sowie die Fonds MIG 2, 4 und 6, die Anlegergelder in Raten einziehen, investierten weiter – zuletzt kurz vor Weihnachten 2014. Auch MIG 15 könnte in Isarna investieren. Bestätigen wollte die MIG Verwaltungs AG das nicht, eine Beteiligung hänge von Isarnas mittelfristiger Strategie ab. Ziel sei eine Finanzierungsrunde mit transatlantischen Geldgebern, in absehbarer Zeit sei aber auch ein Verkauf denkbar. Isarna selbst sieht sich frühestens 2016 bereit für einen Verkauf.

Kromayer schließt dennoch nicht aus, noch mal nachzuschießen. Er verweist auf neue aussichtsreiche Pharma-Wirkstoffe: „Wir glauben weiterhin an die erfolgreiche Entwicklung der Isarna.“ Diese Treue ist vor allem für Altanleger bitter, denn ihre Anteile werden naturgemäß verwässert: MIG 1 hat 13,9 Millionen Euro in Isarna investiert und hält dafür rund 5,5 Prozent am Stammkapital, MIG 13 hat ebenfalls über 13 Millionen investiert und hält dafür einen fast fünfmal so hohen Anteil.

Innovation Made in Germany
"Prolupin" darf sich Sieger des Zukunftspreises 2014 nennen. Das Unternehmen stellt Fleisch- und Milchalternativen aus Lupineneiweiß her. Bundespräsident Joachim Gauck überreichte den Forschern die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung in Berlin. Damit setzten sich die Lebensmitteltechniker Peter Eisner und Stephanie Mittermaier vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising sowie Katrin Petersen von der Prolupin GmbH in Grimmen gegen zwei Mitbewerber durch, die dünnen und biegsamen Stahl sowie ein effizientes Schnellverfahren für Medikamententests entwickelt hatten. Quelle: dpa
Und das sind die stolzen Sieger: Stephanie Mittermaier, Peter Eisner und Katrin Petersen (v. l.) stehen hinter dem Projekt „Lebensmittelzutaten aus Lupinen – Beitrag zu ausgewogener Ernährung und verbesserter Proteinversorgung“. Sie entwickelten ein Verfahren, um aus Lupinen Lebensmittel auf Pflanzenbasis herzustellen, die sich im Geschmack und im Mundgefühl beim Essen kaum von tierischen Produkten unterscheiden. Quelle: Handelsblatt Online
Der Verzehr von pflanzlichen Produkten hat den Vorteil, dass dafür viel weniger Ackerfläche benötigt wird, als für die Erzeugung tierischer Lebensmittel. Bislang dominieren als Fleischersatz Sojabohnen. Doch sie sind in Verruf geraten, weil für Sojaplantagen Regenwäldern gerodet werden und viele Sojaprodukte gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten. Auch die geschmackliche Qualität ist nicht immer überzeugend. Quelle: Handelsblatt Online
Lupinen dagegen, die in Deutschland als Zwischenfrucht angebaut werden, sind nicht gentechnisch modifiziert. Und sie stehen nicht in Konkurrenz zu Weizen, Mais oder Raps. Dass sie jetzt in vielen Lebensmitteln tierische Rohstoffe ersetzen können, ist das Verdienst der drei Nominierten.Bild: Deutscher Zukunftspreis/Ansger Pudenz Quelle: Handelsblatt Online
Mit ihrem Projekt „Horizontales Bandgießen von Stahl – neue Hochleistungswerkstoffe ressourcenschonend herstellen“ bewerben sich Burkhard Dahmen, Ulrich Grethe und Karl-Heinz Spitzer (v. l.) um die Auszeichnung. Die drei Nominierten stehen hinter der Entwicklung eines neuen Gießverfahrens, das den Energiebedarf für die Stahlherstellung deutlich verringert.Bild: Deutscher Zukunftspreis/Ansger Pudenz Quelle: Handelsblatt Online
Die innovative Methode lässt sich kostengünstig realisieren und bietet vor allem die Chance, neue Stähle mit besonderen Eigenschaften zu erzeugen, die mit den etablierten Produktionsprozessen für Stahl nicht darstellbar sind. Diese ermöglichen es etwa Automobilkonstrukteuren, den Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen durch gewichtsparende Bauteile zu senken - ohne Abstriche bei der Sicherheit.Bild: Deutscher Zukunftspreis/Ansger Pudenz Quelle: Handelsblatt Online
Ein Beispiel für die neue Technik ist der sogenannte HSD-Stahl: Er ist sehr gut verformbar und zugleich äußerst fest und eignet sich als Leichtbau-Werkstoff etwa für Sitze, Türaufprallträger und Stoßfänger.Bild: Deutscher Zukunftspreis/Ansger Pudenz Quelle: Handelsblatt Online

Neben den MIG Fonds investierte auch die German Austrian Beteiligungs GmbH in Isarna, hält aber laut MIG nur 0,21 Prozent. Das Unternehmen ist eng mit dem MIG-Vertrieb verbunden. Gesellschafter ist die GA Beteiligungs GmbH. Deren Gesellschafter wiederum ist Alfred Wieder, gleichzeitig Miteigentümer der HMW Innovations AG. Auch Mitgesellschafter Michael Grund arbeitet bei der HMW, er bezirzte mit von Pierer die Bamberger Anleger. Als Co-Investoren sind die Vertriebsprofis an Unternehmen beteiligt, in die auch die von ihnen verkauften MIG Fonds investiert haben – neben Isarna gehörten auch zwei der mittlerweile verkauften Beteiligungen ins Portfolio der German Austrian. Ein Interessenkonflikt ist das laut Kromayer aber nicht, da niemand außerhalb der MIG Verwaltungs AG Einfluss auf Portfolioentscheidungen nehmen könne.

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