MIG Fonds Warum diese Beteiligungsfonds für Kleinanleger so riskant sind

Seite 2/4

"Ungewöhnlich hohe Rendite"

Die Finanzaufsicht BaFin stört die Lücke zwischen Anspruch und Realität offensichtlich nicht. Sie erklärt, dass die Wertentwicklung der Fonds eines Anbieters generell kein Grund sei, eine Zulassung zu verweigern – und hat die MIG Verwaltungs AG gerade zur Kapitalverwaltungsgesellschaft geadelt. Sie darf auch nach neuen Kapitalmarktregeln weitere Fonds auflegen.

Die MIG Gruppe wirbt nun damit, am regulierten Kapitalmarkt angekommen zu sein. 70 Millionen Euro soll der neue MIG 15 zunächst einbringen. Geld, welches dringend nötig sein könnte. Einige der Unternehmen, in die MIG Fonds investiert haben, brauchen immer mal wieder frisches Kapital, um weiterarbeiten zu können. MIG Fonds haben wiederholt neues Geld in Beteiligungen gesteckt, die von der Fondsgesellschaft bereits ganz oder zum Teil abgeschrieben wurden.

So sieht die Geldanlage der Deutschen aus

In den Medikamentenentwickler Virologik etwa haben acht MIG Fonds insgesamt knapp 10,7 Millionen Euro investiert. Anleger des MIG 1 konnten aber bereits im Geschäftsbericht 2012 lesen, dass ihr Anteil an dem Jenaer Unternehmen für sie offenbar wertlos ist, er wurde auf einen Restwert von einem Euro abgeschrieben. Nicht so beim Schwesterfonds MIG 2, bei dem die Anleger ihr Kapital in Raten einzahlen. Hier sahen dieselben Portfoliomanager 2012 nur eine „partielle Wertminderung“ der Beteiligung, nur ein Teil des Investments in Virologik wurde abgeschrieben. Laut Matthias Kromayer, Vorstand der MIG Verwaltungs AG, können unterschiedlichen Anlagezeitpunkte und Restlaufzeiten der Fonds zu abweichenden Bewertungen führen. Je länger ein Fonds noch läuft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Beteiligung erneut an Wert gewinnt. Zudem beruhen die Abschreibungen „auf den unterschiedlichen Liquidationspräferenzen der jeweiligen Beteiligungen“, erklärt Kromayer. Solche Präferenzen regeln im Wagniskapitalbereich, wann ein Investor bei einem Verkauf Geld bekommt. Oft erhält der zuletzt eingestiegene Investor seine Einlage als erster zurück.

Grafik zu MIG-Fonds

In der Folge versuchten die MIG Fonds, Virologik zu retten. Noch im Juli 2013 investieren sieben Fonds frisches Kapital in die von anderen Fonds bereits abgeschriebene Beteiligung. Auch Teilabschreiber MIG 2 schoss Anlegergeld nach. MIG 3 investierte sogar, obwohl er die Beteiligung schon auf einen Euro abgeschrieben hatte. Für Finanzökonom Mark Wahrenburg von der Frankfurter Goethe-Uni ist das ein „Alarmzeichen“. Oft solle in solchen Fällen durch neues Kapital eine Insolvenz vermieden werden. „Das hat häufig Bilanzkosmetik als Ziel und ist selten ökonomisch rational“, sagt Wahrenburg. Offenbar hofften die Portfoliomanager, dass Virologik mit der Kapitalspritze wieder aufersteht. Kromayer erklärt dazu, es habe Verhandlungen über eine Pharmakooperation gegeben, deren Ergebnis man abwarten wollte. Namen der möglichen Partner will er aber nicht nennen. Ob die zustande kommt und Geld bringt, ist fraglich: Im Geschäftsbericht 2013 des MIG 2, der Anfang November an die Anleger verschickt wurde, heißt es, das Kapitalmarktumfeld „zur Finanzierung früher Arzneimittel-Entwicklungsprojekte“ sei weiterhin „äußerst angespannt“. Deshalb entschied die Gesellschaft Ende des dritten Quartals 2013, nur rund zwei Monate, nachdem die letzten Anlegergelder investiert worden waren, dass eine Fortführung der Entwicklungsaktivitäten „zum damaligen Zeitpunkt nicht sinnvoll“ war. Ende 2013 stellte Virologik den Betrieb vorläufig ein.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%