Minenstreik in Südafrika Preissturz bei Platin und Palladium

Platin und Palladium sind knapp und teuer. Nun aber verbilligten sich die beiden Edelmetalle wegen der Aussicht auf ein Ende des Minenarbeiterstreiks in Südafrika. Was das für Investoren und Edelmetallliebhaber bedeutet.

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Nach einem monatelangen Bergarbeiter-Streik in Südafrika kündigt sich eine Einigung der Tarifparteien an - und schickt die Preise für Platin und Palladium auf dem Rohstoffmarkt erst einmal auf Talfahrt.

Eigentlich hatte nichts auf eine Wende hingedeutet. Seit Januar streiken in Südafrika mehr als 70.000 Minenarbeiter, die Förderung von Platin und Palladium kam in dem wichtigsten Herkunftsland für Platinmetalle zum Erliegen. Es ist der teuerste Streik in der Geschichte des Landes. Erst kürzlich scheiterten Vermittlungsversuche der Regierung.

Nun aber haben Spekulationen auf ein nahendes Ende des Streiks die Preise für Platin und Palladium am Nachmittag des vergangenen Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Das zur Herstellung von Auto-Katalysatoren verwendete Platin verbilligte sich um 2,8 Prozent auf 1435,24 Dollar je Feinunze. Sein Schwester-Metall Palladium rutschte sogar um 4,6 Prozent auf 822,75 Dollar ab.

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Die drei größten südafrikanischen Betreiber von Edelmetall-Minen hatten am Donnerstagabend bekanntgegeben, sie hätten sich mit der Bergarbeiter-Gewerkschaft AMCU "im Prinzip" verständigt. Sie böten den Bergarbeitern die Anhebung des Grundgehalts um 1000 Rand (69 Euro) in den ersten beiden Jahren. Eine öffentlich bestätigte Einigung mit den Minenarbeitern steht jedoch noch aus.

Rund 40 Prozent der weltweiten Platin-Förderung kommt üblicherweise aus Südafrika. Die Aktien der Bergbaufirmen Anglo American Platinum, Impala und Lonmin drehten als Reaktion auf die vorläufige Einigung ins Plus und legten in der Spitze (Lonmin) um 8,9 Prozent zu.

Neue Chance für Anleger

Noch am Vormittag des gleichen Tages, bevor die Annäherung der Tarifgegner bekannt wurde, waren die Preise für beide Edelmetalle gestiegen. Getrieben von der Befürchtung, die Versorgung der Autoindustrie mit den für Katalysatoren unentbehrlichen Edelmetallen trieb insbesondere den Palladiumpreis auf ein neues Hoch. Es war der höchste Kurs seit mehr als 13 Jahren. Das Allzeit-Hoch hatte Palladium im Januar 2001 mit einem Preis von 1090 Dollar für die Feinunze.

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von Andreas Toller

Südafrika ist nach Russland der weltweit zweitgrößte Palladium-Lieferant und die Nummer eins bei Platin. "Wenn die Streiks enden, könnten wir Verkäufe sehen", sagte Rohstoff-Experte Yuichi Ikemizu von der Standard Bank, die erst vor wenigen Monaten einen börsengehandelten Palladium-Fonds aufgelegt und mehr als die Hälfte der bisherigen Jahresproduktion aufgekauft hatte.

Sollte sich ein Ende des Streiks bestätigen, dürften die Preise für Palladium und Platin zunächst weiter fallen. An der Knappheit und dem großen Nachfrageüberhang wird sich jedoch so schnell nichts ändern, selbst wenn es zum Streikende käme. Das Edelmetall werde sicher schnell wieder Kurs auf die Marke von 900 Dollar nehmen, ließ Experte Ikemizu durchblicken. Experten erwarten unter dem Strich die größte Angebotslücke seit 34 Jahren.

Die Kursrückgänge könnten für Edelmetall-Investoren daher eine willkommene Gelegenheit für neue Wetten auf steigende Platin- und Palladiumpreise sein. Auf die Aktien der Minenbetreiber zu setzen, dürfte sich jedoch als sehr riskant erweisen. Denn die Produktionskosten für die beiden Edelmetalle sind bereits hoch, die Bergbaugesellschaften verdienen damit selbst bei voller Produktion kaum Geld. Höhere Löhne und die zu erwartenden steigenden Stromkosten in Südafrika dürften laut Rohstoffexperten wie Eugen Weinberg von der Commerzbank dazu führen, dass einige Minen dauerhaft unrentabel und daher geschlossen werden.

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