Möglichst stressfrei Die passende Geldanlage für bequemliche Anleger

Viele träumen davon, einige Ratgeber propagieren sie – die Geldanlage für Faule. Aber gibt es die überhaupt? Wie Anleger möglichst stressfrei davonkommen.

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Bequeme Anleger, die auf die richtigen Produkte setzten, können eine ganze Menge Geld ansparen. Quelle: imago/montage

„Faulheit ist der Schlüssel zur Armut“ heißt ein deutsches Sprichwort. Gilt das auch für die Geldanlage? Landen Sparer, die sich ihrer freien Zeit nicht ständig mit Haussen, Baissen oder Index-Zertifikaten beschäftigen wollen, in der Armutsfalle?

Gerade in einem Zinstief ist zumindest die Gefahr groß, dass bequeme Sparer mit wenig Interesse an Geldanlagethemen von der Inflation überrollt werden. Wer der Einfachheit halber regelmäßig einen Teil seines Gehalts auf einem Tagesgeldkonto parkt, muss aufgrund magerer Zinsen und gleichzeitigen Preissteigerungen damit rechnen, dass das Ersparte real immer weniger wird.   

Damit Faulheit beim Geld anlegen nicht der Schlüssel zur Armut ist, hat etwa die Stiftung Warentest den gleichnamigen Ratgeber „Geldanlage für Faule“ herausgegeben. Hilfreich ist das Werk vor allem für Anleger, die mit ihren Sparbemühungen ein konkretes Ziel verfolgen wollen. Denn für verschiedene Anlagevorhaben wie „Ich will fürs Alter vorsorgen“ oder „Ich will ein Eigenheim“ bietet der Ratgeber jeweils einen möglichen Lösungsweg.

Damit springt das Buch in eine wichtige Lücke. Zu Recht konstatiert Autorin Sina Groß, es fehle vielen hierzulande „an grundlegendem Finanzwissen“. Das stimmt, kaum jemand lernt in der Schule, wie er fürs Alter vorsorgen kann oder wo der Unterschied zwischen Aktien- und Mischfonds liegt. Dieses Loch will das Buch schließen und erfüllt damit eine wichtige Funktion.

Gerade für unerfahrene Anleger sind derartige Leitlinien eine willkommene Hilfe im Anlage-Chaos. Allerdings lässt allein ein Blick ins Inhaltsverzeichnis die Frage aufkommen, ob es eine Geldanlage für Faule überhaupt gibt. Schließlich müssten sich auch die Faultiere unter den Anlegern zunächst durch viele der insgesamt mehr als 150 Seiten des Buches kämpfen.

Nur Illusion?

Ist der Traum, kaum etwas für seine Geldanlage tun zu müssen, also nur eine Illusion? Nicht ganz. Wer sinnvoll fürs Alter vorsorgen und sicher anlegen will, sollte sich zumindest einmal ausführlich mit dem Thema beschäftigen und sich über die einzelnen Anlageformen informieren. Dabei können kompakte Ratgeber, wie der von der Stiftung Warentest, durchaus helfen. Fällt die Wahl dabei auf geeignete Produkte, kommen aber auch bequeme Anleger auf ihre Kosten. Sie können das Thema Geldanlage dann möglicherweise über Jahre ruhen lassen.  

Die einzige Alternative ist, sich Hilfe zu holen. „Wer gar keine Lust auf Geldanlage hat, kann das Thema komplett in fremde Hände geben und muss dann eben den Aussagen eines Beraters vertrauen“, sagt Niels Nauhauser, Finanz-Experte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Wer aber gleichzeitig Wert legt auf eine ergebnisoffene Beratung, darf sich dann nicht an Vermittler wenden, die nur für den Verkauf von Finanzprodukten gegen Provision bezahlt werden." Es fallen also hohe Kosten für einen unabhängigen Berater an. Und auch dort gibt es schwarze Schafe, eine Erfolgsgarantie sind die hohen Kosten also nicht.

Aber welche Produkte eignen sich für Bequemlichkeitsfanatiker? Zunächst weißt die Stiftung Warentest zu Recht darauf hin, dass Anleger sich entscheiden müssen, welches Stück der Torte sie haben wollen. Wer voll auf Sicherheit setzt und damit möglicherweise auch seiner Faulheit Tribut zollt, muss eben akzeptieren, dass die Rendite in dem Fall vermutlich kleiner ausfällt. Auch Einmalzahlungen mit langen Haltefristen, etwa bei Sparbriefen, machen es faulen Anlegern leicht: Ist das Geld einmal eingezahlt, lässt man es vor sich hinarbeiten. Dass dadurch Flexibilität verloren geht, ist der Preis dafür.

Zunächst den Chef-Bonus mitnehmen

Zehn Geldanlage-Tipps
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Eine Lupe vergrößert das Wort Kontoauszug Quelle: dpa

Aber schon mit etwas mehr Zeitaufwand lässt sich aus dem verdienten Geld eine ganze Menge rausholen. Sind existenzielle Risiken etwa durch eine Haftpflichtpolice abgedeckt und es ist etwas Geld zum anlegen übrig, sollten Arbeitnehmer zunächst herausfinden, ob sie Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen (VL) haben. 

Denn der Chef-Bonus ist der perfekte Einstieg in die Geldanlage für Freizeit-Maximierer. Viele Arbeitgeber in Deutschland belohnen die Sparbemühungen ihrer Angestellten mit VL in Höhe von monatlich bis zu 40 Euro. Viel tun müssen Angestellte dafür nicht, normalerweise verlangt die Personalabteilung einen Nachweis über das gewählte Sparprodukt, dann zahlt der Arbeitgeber das Geld direkt dort ein. Wer also einmal entschieden hat, wohin er seine VL gezahlt haben möchte, hat danach sieben Jahre Ruhe – so lange läuft ein VL-Vertrag in der Regel.

Die beliebtesten Anlageprodukte

Um die Zulage zu bekommen, können Anleger zwischen verschiedenen Sparprodukten wählen. Gezahlt werden die VL unter anderem für Bausparverträge, Banksparpläne, Lebensversicherungen oder Fonds. Um diese Entscheidung kommen allerdings auch Faulpelze nicht herum. Normalerweise lohnt es sich, die verschiedenen Angebote genau zu vergleichen.

Teure Verträge

Wer sich einfach für das nächstbeste entscheidet, landet möglicherweise bei einem besonders teuren Produkt. Bausparverträge beispielsweise sind in Deutschland zwar sehr beliebt und gelten als sicher, sind aber auch besonders teuer. Normalerweise werden Gebühren in Höhe von einem Prozent der Bausparsumme fällig, die Bank kassiert also schnell 1000 Euro oder mehr.

Verbraucherschützer raten in den meisten Fällen von einem Bausparvertrag ab. Nur wer ganz sicher eine Immobilie bauen oder kaufen will, sollte darüber nachdenken. Denn zum Sparen ist so ein Vertrag nicht geeignet, die Zinsgutschriften liegen oft nur noch bei rund 0,25 Prozent. Wer also nicht genau weiß, ob und wann er eine Immobilie kaufen will, dem raten Verbraucherschützer dazu, das Geld auf einem anderen Weg anzusparen.   

Für Anleger, die nicht viel Zeit für ihre Geldanlage aufwenden wollen, ist ein Bausparvertrag jedenfalls nicht geeignet. Das Produkt ist teuer und komplex, wer sich nicht ausgiebig mit den verschiedenen Varianten beschäftigt, zahlt oft mehr als ihm lieb ist.

So funktioniert Bausparen

Der Ratgeber der Stiftung Warentest rät zwar beim Wunsch nach einem Eigenheim zu Bausparverträgen, allerdings in Kombination mit der staatlichen Riester-Förderung. So können Anleger wenigstens die maximal 154 Euro staatliche Förderung mit in den Vertrag einfließen lassen, wer Kinder hat bekommt sogar deutlich mehr.

Auch Banksparpläne eignen sich für VL. Und selbst ohne die Prämie vom Chef sind sie gut für Sparer geeignet, die sich wenig mit ihrer Geldanlage beschäftigen wollen. Die Sparraten können per Dauerauftrag monatlich in den Sparplan fließen.

Tücken haben die Produkte dennoch. „Sehr viel falsch machen können Anleger zwar nicht, wenn sie in einen Banksparplan anlegen“, sagt Nauhauser. Sie machten aber auch nicht viel richtig. Denn die Verzinsung sei aktuell so niedrig, dass unter dem Strich Kaufkraftverluste blieben. 

Trotzdem gibt es einige Angebote, bei denen faule Anleger sogar profitieren. Dann nämlich, wenn langes, stetiges Einzahlen belohnt wird. Die Umweltbank beispielsweise bietet einen Sparvertrag mit garantiertem Bonus auf die jährliche Einzahlung. Dieser wird umso höher, je länger der Sparer das Geld weiterhin einzahlt. Faule Sparer, die 25 Jahre lang Raten zahlen, werden am Ende mit einem Bonus von 100 Prozent auf die in dem Jahr geleisteten Zahlungen belohnt. Während der Zins von aktuell 0,5 Prozent variabel ist, ist der Bonus garantiert. Wer monatlich 200 Euro einzahlt, kommt samt Bonus immerhin auf eine Rendite von - vor Steuern - rund 50 Prozent in 25 Jahren.

Risikoprämie mitnehmen

Goldene Regeln für den Vermögensaufbau
Foto eines Eigenheims im Entstehen (Baustelle) Quelle: dpa
Foto Sparbuch Quelle: Fotolia
Foto eines Pappreiters "Lebensversicherung" Quelle: Fotolia
Börsenhändler vor Anzeige eines fallenden Kurses Quelle: dpa
Bild einer Rentnerin am Meer Quelle: Fotolia
Foto einer Finanzberatung Quelle: dpa
Die alte Börsenweisheit "Nicht alle Eier in einen Korb legen" stösst derzeit an Grenzen Quelle: Marcel Stahn

Da derartige Banksparpläne im Vergleich zu Bausparverträgen oder Rentenversicherungen einfach konstruiert sind und geringe Gebühren aufweisen, sind sie für Befürworter einer unkomplizierten Geldanlage gut geeignet. Einziger Haken: Auf die Zinserträge und den Bonus nach 25 Jahren muss der Sparer 25 Prozent Abgeltungssteuer an den Staat zahlen.

Dieses Problem lässt sich umgehen, wenn der Banksparplan beriestert wird. Dann entfällt diese Steuer auf die Zinserträge nämlich, dafür wird die Rente, die der Sparer am Ende bekommt, mit der normalen Einkommenssteuer belastet. Da sich die Beiträge zum Riester-Banksparplan allerdings wiederum von der Steuer absetzen lassen, sollten Anleger ausrechnen, ob sich der Sparplan mit oder ohne Riester in ihrem individuellen Fall mehr lohnt. An dieser Stelle muss das Anleger-Faultier zwar über seinen Schatten springen und etwas Zeit aufwenden. Sind die Würfel aber gefallen, darf entspannt vor sich hin gespart werden.

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Auch der Anlage-Ratgeber der Stiftung Warentest kürt Riester-Banksparpläne zur „idealen Altersvorsorge für fast jeden“. Sie seien vor allem flexibel, kostengünstig und leicht zu verstehen. Dafür müssen Anleger eben akzeptieren, dass die Zinsen oft deutlich niedriger sind als bei einem Fondssparplan. Schwierig ist lediglich die Suche nach dem richtigen Sparplan. Da die Banken dafür nur geringe Gebühren kassieren können, werden die Angebote wenn überhaupt sehr passiv vermarktet. Viele Banken, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, haben gar keine Riester-Banksparpläne im Portfolio. Fündig wird man dagegen bei einigen Sparkassen und Volksbanken oder der Ethikbank. Oft handelt es sich allerdings um regionale Angebote, viele werden dafür von ihrer Hausbank abweichen müssen.  

Und wo bleibt die Rendite?

Stellt sich nur noch die Frage, was Faulpelze machen, die trotz ihrer Bequemlichkeit nicht auf Rendite verzichten wollen? Gerade bei lange angelegtem Geld führt für Nauhauser kein Weg an Aktien vorbei. „Die Risikoprämie am Aktienmarkt einfach komplett liegen zu lassen, kostet gerade bei langfristigen Anlagen Geld“, sagt der Finanzexperte. "Man kann das Wertschwankungsrisiko auch sehr einfach begrenzen, indem man die Anlage auf Aktienfonds und sichere Zinsprodukte so aufteilt, dass man sich damit noch wohlfühlt".

Viele Anleger denken zu Unrecht, dass sie auf jedes Auf und Ab an den Börsen sofort reagieren müssten. „Bei einem breit diversifizierten Aktienportfolio ist ‚Kaufen und Liegenlassen‘ die beste Anlagestrategie, und dazu auch noch die simpelste“, sagt Nauhauser. Die Auswahl einzelner Aktien sei wiederum aufwändiger, weshalb verschiedene Index-ETFs auf marktbreite Aktienindizes wie beispielsweise den MSCI World sowohl eine sehr gute als auch eine sehr bequeme Lösung sind.

Auch Stiftung Warentest rät Faulpelzen an der Börse zu Aktienindexfonds, die einen Index wie etwa den Dax oder den EuroStoxx nachbilden. „Wer die Chancen der Kapitalmärkte nutzen, aber sich nicht intensiv mit ihnen auseinandersetzen möchte, der fährt mit Aktienindexfonds am besten“. Sie seien relativ bequem und preiswert. Letzteres führt dazu, dass Berater sie nicht offensiv anpreisen. Wer also einen solchen Indexfonds haben möchte, muss die Initiative ergreifen.  

Fazit: Mit etwas Vorbereitung und der richtigen Produktauswahl ist eine vernünftige Geldanlage nicht so stressig, wie viele Sparer denken.

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