Musikinstrumente Klingende Schätze für Kleinanleger

Alte Geigen und Celli verbuchten zuletzt ansehnliche Wertsteigerungen. Als schnöde Finanzinvestments eignen sie sich dennoch nicht: Sie müssen gespielt werden.

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Die britische Violinistin Tasmin Little spielt auf einer Violine, die von Antonio Stradivari gebaut wurde. Der Wert: rund 1 Million Euro. Quelle: Reuters

Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, formulierte einst Friedrich Nietzsche provokant. Doch es stimmt: Seit Jahrhunderten ist die Begeisterung der Menschen für die Schönheit von Klängen ungebrochen.

Warum nicht diese Leidenschaft mit einer Geldanlage verbinden? Die Investition in Saiteninstrumente verspricht hohe Renditen. Darüber hinaus können Anleger Investments mit der Nachwuchsförderung junger Künstler verbinden und dabei zusätzliche Wertzuwächse verbuchen.

Geigen und Celli bilden einen wesentlichen Teil des viele Milliarden Euro schweren Markts der Musikinstrumente. Das Angebot reicht von 20-Euro-Modellen, die in China am Fließband produziert werden, bis zu „Lady Blunt“, einer Stradivari aus dem Jahr 1721, die im Sommer für elf Millionen Euro versteigert wurde.

Neben dem wohl berühmtesten Geigenbauer Antonio Stradivari aus dem italienischen Cremona, gingen auch Nicola Amati, Giuseppe Guarneri und Matteo Gofriller als Hersteller von Streichinstrumenten in die Musikgeschichte ein. Instrumente aus den Händen dieser Meistergeigenbauer sind einzigartig und erzielen geschätzte jährliche Wertsteigerungen von 8 bis 15 Prozent.

Wertzuwachs von jährlich sechs Prozent

Allerdings sind sie auch für wohlhabende Anleger kaum bezahlbar. Etwas erschwinglicher sind Geigen aus dem 20. Jahrhundert, die beispielsweise von den Italienern Giuseppe Pedrazzini, Annibale Fagnola oder Romeo Antoniazzi hergestellt wurden. Diese sind schon für 30.000 bis 150.000 Euro zu haben. Wertzuwächse von jährlich sechs Prozent dürften drin sein.

Aber es können auch Instrumente von zeitgenössischen Geigenbauern sein. Einen guten Namen haben etwa die Münchner Peter Erben und Martin Schleske, Jens- Peter Schade aus Halle oder Stefan-Peter Greiner aus Bonn. Deren Geigen kosten zwischen 18.000 und 25.000 Euro, Celli rund 25.000 bis 40.000 Euro.

Allerdings brauchen Investoren hier etwas Geduld. Schnelle Wertsteigerungen sind eher unwahrscheinlich. Der Markt für relativ teure, neue Instrumente ist klein, zudem können die noch aktiven Geigenbauer möglicherweise noch sehr viele Instrumente herstellen, sodass der Seltenheitswert verloren geht.

Unverwechselbare Instrumente

Cellist Mario Brunello. Auch Cellos haben zuletz einen starken Wertanstieg verzeichnet. Quelle: dpa

Jost Thöne vom Kölner Geigenhandel Violin Expo Cologne empfiehlt daher, darauf zu achten, dass die Geigen eine eigene Handschrift des Künstlers tragen. „Die Geigen müssen unverwechselbar sein, so wie eine Renoir-Skulptur.“

Dieses Kriterium erfüllen nach seiner Einschätzung der Freiburger Kolja Lochmann und die Italiener Alessandro di Matteo, Davide Sora, Francesco Toto und Alessandro Ciciliati, die nur wenige Instrumente im Jahr herstellen. „Bei diesen Künstler haben wir in den vergangenen zehn Jahren jährliche Wertsteigerungen von bis zu 15 Prozent beobachten können“, sagt Thöne.

Preisbestimmend sind in erster Linie die Werkstatt, aus der das Instrument kommt, die handwerkliche Ausführung, Alter (je älter, desto besser), Spielbiografie (wer hat die Geige genutzt?) und Klang. Anleger sollten beim Kauf unbedingt darauf achten, dass das Instrument ein Zertifikat besitzt.

Dieses sollte nicht vom Verkäufer selbst, sondern von einem Dritten ausgestellt worden sein. Renommierte Adressen sind beispielsweise Charles Beare und Florian Leonhard in London und Eric Blot in Cremona. Vor dem Kauf sollten Investoren zudem den Rat eines unabhängigen Experten einholen, um einen möglichen Betrug – wie er in dieser Szene durchaus vorkommt – auszuschließen. Geigenbauer oder Musiker können hier weiterhelfen.

Instrumente müssen gespielt werden

Ist das Instrument dann erworben, sollten Anleger es jedoch nicht in der Ecke verstauben lassen. Wer sie nicht selber nutzen kann, sollte Geige oder Cello an talentierte Künstler verleihen – denn Instrumente müssen gespielt werden, sonst verlieren sie an Klangqualität und somit an Wert.

So vermittelt etwa die Deutsche Stiftung Musikleben Instrumente an Nachwuchstalente und bezahlt die Versicherung der Instrumente. Schaffen es die jungen Talente im Laufe ihrer Karriere zu größerer Prominenz, kann das Instrument dadurch sogar deutlich an Wert gewinnen. Auch der Kölner Händler Thöne vermittelt für die bei ihm gekauften neuen Instrumente junge Musiker.

Rein aus finanziellen Erwägungen zu investieren macht aber wenig Sinn. Musikinstrumente lassen sich nicht handeln wie Aktien oder Anleihen.

Es kann Jahre dauern, bis ein Käufer gefunden worden ist. „Deshalb ist es wichtig, dass die Freude am Klang im Vordergrund steht“, sagt Irene Schulte-Hillen, Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben. „Das geht auch Investoren so, die nur Geld verdienen wollten. Diese sind richtig gerührt, wenn sie hören, wie auf ihrem Instrument gespielt wird.“

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