Musterdepot Banken-Stresstest hemmt die Inflation

Daniel Hupfer sieht im Stresstest der europäischen Banken den Knackpunkt für die geringe Inflation. Denn solange Stabilität der Geldhäuser getestet wird, werden diese sich hüten durch Kredite in Bedrängnis zu geraten.

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Daniel Hupfer

An dem umfangreichen geldpolitischen Maßnahmenpaket, das die EZB vor 14 Tagen beschlossen hat, wird insbesondere in Deutschland heftige Kritik geübt. Im Kern geht es dabei um zwei Dinge: Zum einen sei die Geldpolitik der EZB unangemessen, da sich die wirtschaftliche Lage bereits verbessere und die Gefahr einer Deflation gering sei beziehungsweise gar nicht existiere.

Zum anderen seien die beschlossenen Maßnahmen wirkungslos und sogar schädlich, weil die deutschen Sparer „enteignet“ und nur die Bildung von spekulativen Blasen gefördert würden. Wir halten die erneute geldpolitische Lockerung durch die EZB dagegen durchaus für gerechtfertigt, denn einerseits weicht die derzeitige Inflationsrate für den Euroraum mit 0,5 Prozent für Mai 2014 von der EZB-Zielgröße „unter aber nahe bei zwei Prozent“ deutlich ab und das vergleichsweise moderate Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr wird in nächster Zeit kaum reichen, um einen stärkeren Preisanstieg auszulösen.

Andererseits wird auch der Referenzwert für die Wachstumsrate der Geldmenge M3 von 4,5 Prozent seit fünf Jahren ununterbrochen verfehlt; zuletzt betrug das Geldmengenwachstum gerade einmal 0,8 Prozent.

Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, ob die beschlossenen Maßnahmen überhaupt wirken werden und wann dies der Fall sein könnte. Der wesentlichste Hemmschuh für die Kreditvergabe dürfte der Stresstest für die 128 größten Banken der EU sein, der in den kommenden Monaten durchgeführt werden wird und dessen Ergebnisse im Oktober 2014 veröffentlicht werden sollen.

Banken, die diesen Stresstest durchlaufen, werden derzeit keine große Bereitschaft verspüren, neue Kredite zu vergeben, für die sie dann in dem von der Aufsicht geforderten Szenario Wertberichtigungen vornehmen müssen, die wiederum ihr Eigenkapital belasten. Keine Bank wird negativ auffallen und die Aufforderung erhalten wollen, Lücken im Eigenkapital schließen zu müssen.

Von daher wird eine Belebung der Kreditvergabe frühestens nach Beendigung des Stresstests im Herbst zu erwarten sein. Dann könnte sich aber – auch dank der zusätzlichen unkonventionellen Maßnahmen der EZB – tatsächlich die Situation zum Besseren wenden. Doch bis dahin wird Geduld gefragt sein, denn eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen ist vorher nicht zu erwarten. Dazu stehen sich Geldpolitik und Regulierung derzeit zu sehr im Wege.


PSA mit mehr als überzeugender Performance

Der Aktienkurs unseres Depotmitglieds – Peugeot Citroen (PSA) – ist im Laufe der letzten Woche um etwa zehn Prozent gestiegen. Ein wichtiger Impuls war der Auftritt des Finanzchefs von PSA – Jean-Baptiste de Chatillon – auf der Exane BNP Paribas Konferenz am Mittwoch.

Laut ihm sei der Konzern auf einem guten Weg wieder profitabel zu werden und zur Free-Cash-Flow-Generierung zurückzukehren. Die Erholung auf dem europäischen Automarkt sowie gute Aussichten in China sollten die Anstrengungen des Managements beim Konzernumbau unterstützen.

Die Aktie hat in den letzten Monaten eine erstaunliche Rally absolviert. Wenn man den Kursverlauf um die ausgegebenen Optionen und die Kapitalerhöhung adjustiert, notiert sie rund 150 Prozent höher als vor einem Jahr. Und dies trotz der Tatsache, dass der Titel noch Ende letzten – Anfang diesen Jahres sehr häufig von den Hedge-Fonds short verkauft wurde, d.h. ausgeliehen und verkauft als Spekulation auf einen weiter sinkenden Kurs.

Das Sentiment scheint aber gedreht zu sein: Die meisten Short-Verkäufer mussten laut Markit-Daten ihre Positionen schließen. Die Analysehäuser sind ebenfalls immer optimistischer bei ihren Ratings.

Wir halten die Aktie seit September 2013 bei unserem „VSAK - Value Europa“-wikifolio, womit unser Aktienkernportfolio abgebildet wird, sowie seit dem Start des Handelsblatt-Musterdepots. Aus der Total Return Perspektive, das heißt um Kapitalmaßnahmen adjustiert, hat der PSA-Titel einen sehr guten Performancebeitrag geleistet. Laut unserer Analyse notiert sie immer noch unter ihrem fairen Wert.


Yellen mimt Pipi Langstrumpf

Wenn es noch eines weiteren Beweises dafür bedurfte, dass die Endlosrally an den Aktienmärkten völlig losgelöst ist von der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung, dann hat ihn die US-Notenbank vergangene Woche geliefert: Anleger interpretierten die Ergebnisse der jüngsten Fed-Sitzung als Fristverlängerung bis zur endgültigen Wende der Geldpolitik – und als Aufforderung noch eine Weile weiter mitzuzocken auf der Börsenparty. Sowohl die US-Aktienindizes als auch der Dax erreichten in der Folge neue Rekordhochs.

 Zwar hat der Offenmarktausschuss beschlossen, das Volumen der Anleihekäufe um zehn Milliarden US-Dollar auf nur noch 35 Milliarden zu verringern. Zugleich sicherte die Fed aber zu, die Leitzinsen für eine „beträchtliche Zeit“ bei null zu halten.

Dass die Inflationsdynamik mittlerweile bereits unübersehbar zunimmt, hat Fed-Chefin Janet Yellen kurzerhand als „Datenrauschen“ abqualifiziert. „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ könnte man dazu frei nach Pipi Langstrumpf sagen.

Experten kritisieren, dass Yellen die Märkte in falscher Sicherheit wiege: „Wir sind anfällig für einen Schock“, warnt beispielsweise Russ Koesterich vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, sollte die Fed rascher als erwartet auf eine straffere geldpolitische Linie umschwenken müssen.

Ich nutze die Übertreibungen um mich weiter einzudecken mit speziellen Zertifikaten (WKN: CB4S3R), die davon profitieren, falls die Liquiditätshausse in den kommenden Monaten allmählich auslaufen sollte. Yellen versorgt die Märkte zwar zunächst weiter mit Milliarden Dollar überflüssiger Liquidität.

Allerdings wird momentan ignoriert, dass das Billiggeld perspektivisch weniger wird: Bis Ende dieses Jahres werden die Notenpressen in den USA immer weiter zurückgefahren. Voraussichtlich im Dezember werden die Anleihekäufe schließlich ganz gestoppt.

Mit den jetzt aufgestockten Reverse-Bonuszertifikaten erziele ich einen Ertrag von rund 15 Prozent, solange der Dax bis Mitte Dezember nie auf 10 750 Punkte klettert. Die Anlageprodukte entwickeln sich während der Laufzeit tendenziell spiegelverkehrt zum deutschen Leitindex.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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