Musterdepots Beeinflussung durch Medien reduzieren

Mittels computergestützter Prognosemodelle versucht Daniel Hupfer den Medieneinfluss auf das Depot zu minimieren. Die Modelle rechnen vor, dass es an den Börsen bis Jahresende keine großen Schwankungen mehr geben wird.

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Daniel Hupfer

Wir verfolgen mit unserem Privatbank-Depot eine Anlagestrategie mit Fokus auf Aktien, Anleihen und ETFs, wobei die Gewichtungen der einzelnen Anlageklassen aktiv je nach Marktumfeld angepasst werden. So liegt unsere Aktienquote derzeit bei etwa 60 Prozent und damit gut 20 Prozentpunkte niedriger als in den Sommermonaten.

Unser Investmentprozess ist fundamental orientiert, das heißt wir treffen unsere Anlageentscheidungen vor allem auf Basis unserer Einschätzung zur globalen Konjunktur und der Geldpolitik der Notenbanken. Um die Vielzahl an konjunkturrelevanten Daten auszuwerten, nutzen unsere Volkswirte eigens programmierte computergestützte Prognosemodelle, die mittlerweile seit über 15 Jahren im Einsatz sind.

Diese tendenziell nüchterne Auswertung von Konjunktur- und Kapitalmarktdaten ist vor allem in schwierigen Marktphasen hilfreich, da so eine objektive Betrachtung der Marktlage möglich ist. Die Beeinflussung durch Medien und die allgemeine Marktstimmung können wir damit zumindest reduzieren.

Bis zum Jahresende erwarten wir an den internationalen Aktienmärkten keine großen Schwankungen mehr. Die Handelsaktivität sollte in den kommenden Wochen weniger werden, da sich viele große Investoren bereits auf den Jahresabschluss vorbereiten. Wir werden weiterhin versuchen, Opportunitäten zu entdecken und zu nutzen, um den ein oder anderen Prozentpunkt an Wertentwicklung zu erzielen.


USA Top, Euro-Zone Flop

Am Donnerstag wurden die aktuellen Konjunkturdaten aus der Eurozone und aus den USA veröffentlicht. Wie es bereits in letzter Zeit oft der Fall war, hat die europäische Wirtschaft nicht viel bis gar nichts Positives zu berichten, während die US-amerikanischen Zahlen sehr gut ausfallen.

Der Markit Einkaufsmanagerindex für das Produzierende Gewerbe der Eurozone fiel laut vorläufigen Berechnungen im November auf 50,4 Punkte und in Deutschland sogar auf 50,0 Punkte, was genau die Grenze zwischen dem Wachstumsmodus und der Kontraktion darstellt. Mit 51,3 Zählern für die EU und 52,1 für Deutschland steht der Dienstleistungssektor etwas besser da, wobei die November-Daten deutlich unter dem Vormonat-Niveau liegen.

Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten aus den USA sind im Gegensatz zu Europa viel optimistischer. So ist zum Beispiel die Stimmung der US-Verbraucher im November deutlich besser als erwartet ausgefallen. Das entsprechende Barometer hat den höchsten Stand seit mehr als sieben Jahren erreicht. Niedrige Arbeitslosenzahlen, ein starker Aktienmarkt, der übrigens eine sehr wichtige Rolle bei den Pensionsplänen der Amerikaner spielt, sowie gesunkene Benzinkosten haben die Zuversicht der privaten Haushalte steigen lassen. Außerdem ist die US-Industrieproduktion im Oktober um starke vier Prozent zum Vorjahr gewachsen. Die Einzelhandel-Branche konnte eine gleich starke Wachstumsrate erzielen.


Die Macht der Notenbanken ist begrenzt

Eine interessante Entdeckung hat der Wirtschafts-Nachrichtendienst Bloomberg gemacht. Er hat die Zinsentwicklung in den USA verglichen: Und zwar die zwischen den Jahre 2004 und 2006, als Greenspan die Fed leitete, mit der heutigen Entwicklung unter Janet Yellen. 

Fazit: Beide haben es nicht geschafft, die Langfristzinsen zu kontrollieren. Damals erhöhte Greenspan die Zinsen, um die Exzesse einzudämmen, die später zur schlimmsten Finanzkrise seit 80 Jahren führten. Doch die Langfristzinsen blieben niedrig.

Der aktuelle Bondmarkt signalisiert nun, dass es Yellen im nächsten Jahr ähnlich gehen könnte. Die Rendite zehnjähriger Treasuries ist in diesem Jahr um 0,71 Prozentpunkte gesunken, obwohl die Fed ihr Bondkaufprogramm auslaufen ließ und eine Strategie für Zinserhöhungen skizzierte. Es muss nicht unbedingt zu einer großen Krise kommen. Aber die Zahlen zeigen, dass die Macht der Notenbanken doch nicht so groß, wie viele Anleger denken.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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