Musterdepots Große Erwartungen, große Enttäuschungen?

Mit der Alcoa-Bilanz startet die neue Berichtssaison. Daniel Hupfer weiß, dass mit den Aktienkursen auch die Erwartungen gestiegen sind. Und Georgios Kokologiannis sieht die Geldpolitik-Diskussion wieder aufflammen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Daniel Hupfer

Ab nächster Woche stehen wieder einmal die Quartalsberichte der Unternehmen im Fokus der Kapitalanleger. Am Dienstag startet der US-Aluminiumproduzent Alcoa mit seinem Zahlenwerk für das zweite Quartal. Die Geschäftsentwicklung von Alcoa wird aufmerksam verfolgt, da sie von den Marktteilnehmern traditionell als Hinweis auf die Wirtschaftsentwicklung der USA gesehen wird.

Erwartet wird ein bereinigter Nettogewinn von 0,12 USD pro Aktie, dies entspricht einer Gewinnsteigerung von etwa 37 Prozent gegenüber dem Vorquartal. In den vergangenen acht Quartalen konnte Alcoa sieben mal die Erwartungshaltung der Analysten übertreffen. Für den S&P-500 insgesamt liegt die Messlatte nicht ganz so hoch wie bei Alcoa.

Die Analysten erwarten derzeit einen Gewinnzuwachs für das zweite Quartal von etwa sieben Prozent. Aufgrund des schwierigen ersten Quartals, in dem die Geschäftstätigkeit der Unternehmen in einigen Teilen des Landes wetterbedingt stark beeinträchtigt wurde, scheint diese Ergebnisverbesserung erreichbar zu sein, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die wirtschaftliche Dynamik in den USA in den vergangenen Monaten weiter verbessert hat.

So richtig interessant wird die US-Berichtssaison allerdings erst in den nächsten Wochen, wenn der Großteil der Ergebnisse präsentiert wird. Mit den zuletzt gestiegenen Aktienkursen ist die Erwartungshaltung allerdings auch schon gestiegen, so dass eine Enttäuschung bei den Unternehmensberichten zu einer stärkeren Kurskorrektur führen kann.

Derzeit halten wir ein solches Szenario aber für wenig wahrscheinlich, so dass wir zunächst aktienseitig gut investiert bleiben.


Reifen-Titel mit Profil

In den letzten 30 Tagen wurden unsere Musterdepot-wikifolios von Anlegern aktiv gehandelt. Beim „Dividende und Eigenkapital Deutschland“ von Holger Degener wurden über 4850 Zertifikate gekauft, was ein Handelsvolumen von  über einer Million Euro ausmacht. Der Grund ist einfach: Dieses wikifolio ist der Spitzenreiter nach dem Gesamtrating und hat am Donnerstag ein neues Allzeithoch erreicht.

Die Anlagestrategie von Herrn Degener sieht Investitionen in bilanz- und eigenkapitalstarke Unternehmen vor, die eine hohe Dividendenrendite aufweisen. Das Umsatzvolumen beim  „SR wisdom capital spekulativ“ von Sebastian Reese lag bei über 400.000 Euro, während das „Kurschancen bei Turnaround-Kandidaten“-Zertifikat für rund 200.000 Euro gehandelt wurde.

Der Portfoliomanager Martin Zipfel hat am Donnerstag die Delticom Aktie in das letztere wikifolio neu aufgenommen. Im Laufe des letzten Quartals hat das Unternehmen rund ein Fünftel seiner Marktkapitalisierung verloren.

Herr Zipfel sieht auf dem aktuellen Niveau Turnaround-Potential. In seinem Kommentar weist er auf die Stärke und gute Präsenz des Reifendirekt.de Onlinehändlers, der von Delticom betrieben wird, hin. Darüber hinaus hat Delticom vor kurzem seinen Wettbewerber Tirendo übernommen, wodurch der Portfoliomanager erhebliche Synergievorteile erwartet.   


Die Zinswende wird früher kommen

Mehr als ausgereizt ist das Kurspotenzial an der Wall Street. Darauf deutet jetzt auch eine aktuelle Umfrage des Informationsdienstes Bloomberg: Demnach erwarten Anlagestrategen führender Brokerhäuser, dass der S&P-500-Index bis Ende des Jahres sein jetzt markiertes Allzeithoch von 1985 Punkten nicht weiter ausbauen wird – im Schnitt prognostizieren sie einen Rückgang auf 1973 Zähler.

Auch ich werde demnächst noch stärker auf ein allmähliches Ausklingen der Hausse setzen und meinen Bestand an entsprechenden Anlageinstrumenten aufstocken. Viel besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktzahlen haben die Anleger zuletzt zwar in Jubellaune versetzt. Dass es aber auch eine ganz andere Lesart für diesen Konjunkturindikator gibt, wurde – vorübergehend – kurzerhand ausgeblendet: Die Zinswende wird früher kommen, als bisher gehofft – und damit auch Unruhe an den Anlagemärkten.

Der Leitzins liegt in den USA seit Dezember 2008 bei nahe null Prozent. Die meisten Analysten gingen bislang davon aus, dass die Fed frühestens Mitte 2015 damit beginnen wird, ihn wieder anzuheben. Doch schon in den kommenden Tagen wird die Diskussion über einen schnelleren Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik der Notenbank wieder aufflammen. Die Stützungsmaßnahmen der Fed waren in den vergangenen Jahren der maßgebliche Treiber für die Endlosrally an den Börsen.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%