Musterdepots Negative Überraschungen nicht ausgeschlossen

Die Autoren blicken auf die kommende Berichtsaison von US-Unternehmen und einiger deutscher Firmen. Währen die US-Daten Anleger auf Gewinne hoffen lassen, hadern die deutschen Unternehmen mit schwacher Produktion.

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Alexander Kovalenko

Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine konnte einen großen Auftrag aus Brasilien gewinnen. Das Unternehmen wird bis Frühjahr 2015 circa 120.000 Tonnen Grobblech für eine Unterwasserpipeline liefern, die ein Ölfeld vom brasilianischen Öl-Giganten Petrobras mit dem Festland verbinden sollte. Laut Reuters Informationen sollte es sich hier um einen Vertragswert von rund 100 Millionen Euro handeln. Nach dem Vertrag mit Gazprom ist dies bereits der zweite bekanntgegebene Großauftrag der Österreicher in den letzten zwei Wochen. Laut Konzerninformationen wird momentan über weitere große Projekte in Mexiko und Indien verhandelt.

Ein weiteres Depotmietglied aus Österreich – der Öl- und Gaskonzern OMV – hat erste Erfolge bei den Probebohrungen in Norwegen erzielt. Es ist noch keine Entscheidung gefallen, ob das Unternehmen in der Barentssee eine richtige Förderung starten wird, man äußerte sich aber diesbezüglich sehr optimistisch. OMV hat massiv in den Ankauf neuer Felder in Norwegen investiert. Eine potentielle Förderung in der Barentssee würde den Konzern unabhängiger von krisengeschüttelten Regionen, wie zum Beispiel Libyen, machen.

Das Joint Venture von Peugeot Citroen (PSA) zusammen mit ihrem chinesischen Partner Dongfeng hat sein Umsatzziel für 2014 um etwa 50.000 Fahrzeuge erhöht. Das Chinageschäft der Franzosen läuft hervorragend: Im ersten Halbjahr 2014 wurden 24 Prozent mehr Autos als in der Vorjahresperiode produziert und somit eine doppelt so hohe Wachstumsrate als im Branchendurchschnitt verzeichnet. China ist der Schlüsselmarkt bei der Umsetzung des Umstrukturierungsprogramms von PSA. Bisher geht die Rechnung auf. Drei bereits existierende Produktionsstellen sind aktuell voll ausgelastet und eine weitere befindet sich in Planung.


US Konjunkturdaten machen Hoffnung, Deutschland enttäuscht

Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Konjunkturdaten konnten unser leicht positives Szenario für das Weltwirtschaftswachstum untermauern. Insbesondere die Daten aus den USA waren sehr positiv. So stieg die Zahl der geschaffenen Stellen am Arbeitsmarkt deutlich stärker als erwartet, die Arbeitslosenquote war entsprechend rückläufig und beträgt nunmehr nur noch 6,1 Prozent. Die US-Einkaufsmanagerindizes konnten zwar das sehr hohe Niveau nicht ganz halten, liegen aber weiterhin deutlich über der 50er-Marke und signalisieren damit eine wachsende Wirtschaft.

In der Eurozone gab es in der vergangenen Woche keine Überraschungen. Die Geldmenge M3 wächst weiterhin schwach mit aktuell nur 0,9 Prozent und die Inflationsschätzung für Juni liegt mit 0,5 Prozent auf dem erwartet niedrigen Niveau. Die europäische Notenbank wird sich vor dem Hintergrund dieser Zahlen in ihrer aktuell sehr expansiven Geldpolitik bestätigt fühlen. Die heute beginnende Berichtssaison sollte wieder neue Impulse am Aktienmarkt setzen können, so dass auch der DAX aus seiner Seitwärtsphase nach oben ausbrechen könnte.

Die aktuellen Konjunkturdaten aus Deutschland waren allerdings enttäuschend. So konnten die Einzelhandelsumsätze für den Monat Mai mit einem Rückgang von 0,6% nicht überzeugen, zudem gingen die Auftragseingänge in der Industrie und die Industrieproduktion deutlich zurück und verfehlten die ohnehin schon schwachen Erwartungen. Für den weiteren Jahresverlauf sind wir aber nach wie vor optimistisch und rechnen mit einer zunehmenden Konjunkturdynamik mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne.


Sind die Markterwartungen zu hoch?

Wie weit sich die meisten Aktienkurse mittlerweile von fundamental gerechtfertigten Bewertungen entfernt haben, erfahren Anleger in den kommenden Tagen: Mit den neusten Unternehmenszahlen des amerikanischen Aluminiumkonzerns Alcoa fällt der Startschuss für die vierteljährliche Bilanzsaison in den USA. Hierzulande lassen sich mit Südzucker und dem Spezialverpackungshersteller Gerresheimer zwei Firmen aus der zweiten Börsenreihe als erste in die Bücher schauen.

Zum Wochenstart gab es erneut ein Warnsignal bei den Konjunkturindikatoren: Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Mai überraschend gedrosselt – und das gleich so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Auch wenn die meisten Experten raten, dies nicht überzuinterpretieren: Das Risiko für negative Überraschungen steigt.

Einen Vorgeschmack darauf, was auf den mittlerweile erreichten Bewertungsniveaus am Aktienmarkt droht, wenn überzogene Erwartungen unerfüllt bleiben, haben zuletzt die Aktien von Bilfinger Berger und die von Lufthansa geliefert: Nach Negativnachrichten verloren die Titel des Baukonzerns rund 20 Prozent an Wert, die Aktien der größten deutschen Fluggesellschaft brachen um bis zu ein Viertel ein.

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