Musterdepots Ohne den starken Euro wäre EZB näher am Ziel

Mario Draghi erwägt weitere geldpolitische Schritte, der Rohstoffmarkt emanzipiert sich vom Aktienmarkt und Eni bekommt einen neuen Chef. Was das für die Musterdepots zu bedeuten hat, lesen Sie hier.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

EZB-Präsident Draghi hat die Tür für weitere expansive geldpolitische Maßnahmen noch weiter geöffnet. In einem Zeitungsinterview am vergangenen Wochenende in Washington führte Draghi aus, dass eine anhaltende Aufwertung des Euros weitere Stimulus-Maßnahmen seitens der EZB erfordere. Ohne den starken Euro wäre die Inflation im Euroraum schon deutlich näher am Ziel der EZB als aktuell.

Sehr ähnlich äußerte sich zuletzt auch das EZB-Ratsmitglied Benoit Coeure, so dass die Stimmen für zusätzliche geldpolitische Schritte seitens der EZB lauter werden. Da auch die Mitglieder der US-Notenbank zuletzt moderatere Töne hinsichtlich einer Leitzinsanhebung angeschlagen haben, rechnen wir zunächst nicht mit einer Abkehr von der expansiven Geldpolitik. Vor diesem Hintergrund sollte das Niedrigzinsumfeld Bestand haben, so dass Investoren auf der Suche nach Rendite weiterhin risikobehaftete Anlageklassen präferieren werden.

Aus dem Unternehmenssektor bleibt die Nachrichtenlage weiterhin gemischt. Sehr gute Umsatz- und Gewinnzahlen hat Johnson & Johnson vorgelegt. Der weltgrößte Pharmakonzern aus den USA startete nach einem sehr guten Jahr 2013 auch hervorragend in das Jahr 2014 und hob den Ausblick für das Gesamtjahr an. Insbesondere der pharmazeutische Bereich sorgte für starkes Wachstum, während im Bereich der Konsumartikel leichte Absatzrückgänge hingenommen werden mussten. Im Bereich der Pharmaaktien sind wir derzeit nur in die deutsche Merck investiert, da das Bewertungsniveau des Sektors nach der starken Wertentwicklung der vergangenen Jahre nicht mehr günstig ist.


Abnehmende Korrelation zwischen Rohstoff- und Aktienmarkt

Gemischte Gefühle hinterlässt bei Anlegern eine jetzt veröffentlichte Studie zu Rohstoff-Investments: Die US-Investmentbank Goldman Sachs bescheinigt der Anlageklasse einerseits eine wieder abnehmende Korrelation zum Aktienmarkt. Diese sei auf den niedrigsten Stand seit 2008 – also dem Beginn der Finanzkrise - gefallen. Was zunächst einmal positiv ist für Anleger. Bedeutet dies doch, dass ein gewisser Rohstoff-Anteil dazu beiträgt, Wertschwankungen des Gesamtdepots zu verringern.

Andererseits aber prognostizieren die Analysten in den kommenden zwölf Monaten unterm Strich fallende Notierungen – trotz des jüngsten Preisanstiegs bei zum Beispiel Edelmetallen und Agrarrohstoffen. Die Experten rechnen bei der Messlatte S&P GSCI Enhanced Commodity Index mit einem Rückgang von vier Prozent in den kommenden zwölf Monaten. Grund für den ihrer Einschätzung nach nicht nachhaltigen Preisanstieg: „Seit Jahresbeginn haben die Rohstoffe von vorübergehenden Einflüssen wie dem kalten Wetter, Sorgen über die Kreditlage in China und den Spannungen auf der Krim Unterstützung erhalten”, heißt es in der Studie.

Fazit für Anleger: Auch wenn es aus Gründen der Diversifikation grundsätzlich Sinn machen kann, in Rohstoffe zu investieren: Kurzfristig drängt sich ein Engagement derzeit nicht auf.


Neue Führungsperson bei Eni

Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hat vor, bei mehreren italienischen Konzernen mit signifikanter staatlicher Beteiligung die Chefposten neu zu besetzen. Dies würde unter anderem Finmeccanica, Enel sowie unseren Kernportfoliomitglied Eni betreffen. Der Hintergrund dieser Maßnahmen sollte das Vorhaben des neuen Ministerpräsidenten sein, die wichtigsten Schlüsselfiguren bei Unternehmen mit staatlicher Beteiligung nach objektiven Maßstäben zu besetzen. Der zum Eni-Chef vorgeschlagene Claudio Descalzi soll vor allem fachlich überzeugen.

Der 59-jährige Diplom-Physiker verfügt über mehr als 30-jährige Erfahrung in der Branche und ist einer der meist respektierten Manager im Ölgeschäft. Vor kurzem wollte der Royal Dutch Shell-Konzern ihn umwerben, der Fachmann ist allerdings Eni treu geblieben. Es ist laut Experten zu erwarten, dass Claudio Descalzi, der noch von den Aktionären auf der Hauptversammlung bestätigt werden muss, eine weitere Fokussierung auf das Kerngeschäft und vor allem die Suche und Beförderung neuer Öl- und Gas-Vorkommen vorantreiben wird.

Laut Reuters-Quellen habe die italienische Regierung auf die Investorenmeinung Rücksicht genommen. Ein durch Reuters befragter Branchen-Insider sagte: „Besonders bei Eni und Enel gibt es gute Lösungen für internationale Anleger.“

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