Musterdepots Quantitative Lockerung für Europa

Folgt die EZB dem Vorbild der amerikanischen Notenbank und kauft bald massiv Wertpapiere? Äußerungen von EZB-Vertretern deuten zumindest darauf hin. Börsianer würden sich über die neue Geldflut sichtlich freuen.

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Daniel Hupfer

Der deutsche Aktienmarkt befindet sich trotz schwächerer Zahlen zum IFO-Geschäftsklima auf dem Erholungspfad. Während der DAX vergangene Woche noch mit der 9.000 Punkte Marke kämpfte, bewegt sich der Markt aktuell wieder auf die 9.500 Punkte zu. Hintergrund für diese Bewegung ist einerseits ein Ausbleiben negativerer Nachrichten aus der Ukraine, aber vor allem Äußerungen von verschiedenen EZB-Vertretern hinsichtlich einer vermeintlichen Lockerung der Geldpolitik.

Diskutiert werden weiterhin einerseits negative Zinsen und andererseits wird sogar ein Quantitative Easing, wie es derzeit in den USA praktiziert wird, nicht komplett ausgeschlossen. Überraschenderweise hat dabei selbst Jens Weidmann nun moderatere Töne angeschlagen und hält die Tür für Anleihenkäufe offen, solange das Verbot der Staatsfinanzierung respektiert wird. In den kommenden Tagen werden neue Inflationsdaten für die Eurozone veröffentlicht und vielleicht stehen dann unkonventionelle Maßnahmen der EZB für kommenden Donnerstag auf der Tagesordnung.

Im Portfolio haben wir einige Anpassungen vorgenommen. Den Euro Stoxx ETF haben wir weiter reduziert, da wir grundsätzlich einen Einzeltitelansatz verfolgen. Neu aufgenommen wurden BASF und Cap Gemini. Beide Unternehmen sind in unseren internen Aktien-Qualitätsrankings weit oben aufgeführt. Cap Gemini ist eine der größten Unternehmensberatungen in Europa und besticht neben einem ausgezeichneten Markenauftritt durch eine gute Bilanzqualität. Neben einer deutlichen Steigerung des Nettogewinns im Jahr 2013 überzeugte das Unternehmen durch einen sehr starken freien Cashflow. Dieser führte zu einer Erhöhung der Dividende und sorgt für Phantasie, zum Beispiel Aktienrückkäufe durchzuführen.


Euro-Südländer dürften weiter an Dynamik gewinnen

Die italienischen Verbraucher sind aktuell so zuversichtlich wie seit etwa drei Jahren nicht mehr. Der Konsumklimaindex ist im März überraschend stark gestiegen. Gute Verbraucherstimmung ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Konjunkturerholung in Europäischen-Südländern weiter an Dynamik gewinnt, mit entsprechender positiver Wirkung auf den Aktienmarkt.

Die Experten machen dafür die Pläne des neuen Regierungschefs Matteo Renzi verantwortlich. Die sehen Steuersenkungen (in erster Linie für Geringverdiener), Bildungsinvestitionen sowie eine Begleichung der Staatsrechnungen an einheimische Privatunternehmen vor. Der einzige Wermutstropfen dabei ist, dass es noch keine Angaben von der Regierung gibt, wie Einnahmenausfälle bzw. gestiegene Ausgaben gegenfinanziert werden sollen.

Italien kämpft nach wie vor mit einer äußerst hohen Arbeitslosigkeit. Die Volkswirte prognostizieren jedoch, dass das italienische Bruttoinlandsprodukt nach zwei Rezessionsjahren in Folge 2014 leicht steigen wird.    

Wir haben momentan mit Telekom Italia nur eine italienische Aktie, halten aber den italienischen Aktienmarkt für sehr vielversprechend in den nächsten Monaten und Jahren und haben einige potentielle Depotkandidaten unter der Lupe.

Die Deutschen befinden sich ebenfalls in bester Kauflaune. Laut Umfrageergebnissen des Nürnberger Forschungsunternehmen GfK wird das Konsumklima in der Bundesrepublik auch im April auf hohem Niveau bleiben. Der Binnenkonsum leistet neben Bauinvestitionen aktuell  den wichtigsten Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Besonders ausgabenfreudig sind die deutschen Verbraucher derzeit bei Reisen, Immobilien und deren Renovierungen.

Beim „Dividende und Eigenkapital Deutschland“-wikifolio wurde die KPS AG Aktie mit etwa 80 Prozen Gewinn teilverkauft.


Aktienkauf aus Angst vor der EZB

Investoren reißen sich jetzt plötzlich wieder um Aktien. Momentan weniger aus Überzeugung – sondern aus Angst. Angst der Börsenbären vor Mario Draghis EZB. Der Chef der Europäischen Zentralbank hatte am Dienstagabend in Paris gesagt, man stehe bereit „weitere geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen“, sollte sich die Wirtschaft nicht wie angepeilt erholen. Im Klartext: Das ohnehin niedrige Zinsniveau könnte beispielsweise noch weiter abgesenkt werden.

Davon würden die Aktienmärkte kurzfristig profitieren. Das hat die Pessimisten auf dem falschen Fuß erwischt: Wer angesichts der bisher meist enttäuschenden Unternehmensausblicke, der längst noch nichts ausgestandenen Konfrontation Putins mit dem Westen und den Wirtschaftsrisiken in China gegen steigende Kurse gewettet hat, ist gezwungen jetzt Verluste zu begrenzen. Short-Positionen werden aufgelöst und Leerverkäufer decken sich mit Aktien ein.

Mehr als fraglich ist allerdings, wie nachhaltig der aktuelle Kursschub ist. Zum einen ist es keine ausgemachte Sache, dass die Zentralbank tatsächlich das geldpolitische Gaspedal weiter durchdrückt. Zum anderen könnten die jetzt positiv aufgenommenen Äußerungen Draghis schon bald uminterpretiert werden: Ist die Gefahr einer drohenden Deflationsphase in Europa doch größer als die Notenbanker bisher eingestehen? Die Aktienmärkte dürften auch in den kommenden Wochen eher im Zickzack-Modus bleiben, als nach oben ausbrechen. Ich bleibe bei meiner auf Verlustvermeidung ausgerichteten Depotstrategie.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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