Nachdem die deutsche Bankenaufsicht BaFin in der vergangenen Woche ein Zahlungsverbot über die FXdirekt Bank verhängt hat, kommen rund 3200 FXdirekt-Kunden nicht mehr an ihr Geld und können auch ihre Währungsspekulationen nicht mehr fortsetzen. Über dubiose Geschäftsmethoden rund um die Währungstrades bei der Oberhausener FXdirekt Bank hatte die WirtschaftsWoche mehrfach berichtet.
Bislang hat die BaFin die Kundengelder bei der Bank eingefroren, nachdem die Bankinsolvenz angemeldet hat. In den nächsten Wochen wird dann der Entschädigungsfall von der BaFin festgestellt. Der Entschädigungsanspruch jedes berechtigten FX-direkt-Kunden ist auf 90 Prozent der Verbindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften begrenzt, maximal erhalten sie 20.000 Euro von der Entschädigungseinrichtung für Wertpapierhandelsunternehmen (EdW).
Die EdW musste zuletzt rund 30.000 Anleger entschädigen, die durch die Pleite der Frankfurter Phönix Kapitaldienst im Jahr 2005 entstanden waren. Deren Warentermingeschäfte hatten sich als Schneeballsystem entpuppt.
Da die EdW nur für auf Euro und auf andere europäische Währungen lautende Konten eine Entschädigung zahlt, gehen allerdings Anleger mitunter leer aus, deren Währungskonten in Dollar, Yen oder Südafrikanischen Rand geführt werden.
Varengold will FX-Kunden
Schon jetzt buhlen Konkurrenten um die FXdirekt-Währungsspekulanten. Sehr schnell reagiert hat die Hamburger Varengold Bank FX. Sie lockt Kunden damit, dass sie bei ihr offenbar handeln könnten, ohne selbst Geld einzuzahlen. Varengold will ihnen ein Handelslimit einräumen, wenn die Kunden ihre Ansprüche gegen die EdW an Varengold abtreten. Allerdings sind die EdW-Ansprüche noch gar nicht festgestellt und ihre Höhe daher keineswegs sicher.
Wer jetzt schon mit Geld spekuliert, dass er eventuell später doch noch aus dem eigenen Geld zuschießen muss, geht ein besonders hohes Risiko ein.
Die EdW würde ihre Ansprüche auch zunächst an die FX-direkt-Kunden richten. Und da auch Varengold den Neukunden weiterhin dazu verpflichtet, alle nötigen Schritte zu unterstützen, um eine Entschädigung zu bekommen, wird der Kunde den Entschädigungs-Aufwand keineswegs los.
Die Aktion wirkt wie der verzweifelte Versuch, bei der Währungsspekulation Neukunden zu gewinnen. Denn in der Sparte Capital-Markets-Brokerage sind bereits im Geschäftsjahr 2011 bei Varengold Verluste entstanden, die das Ergebnis der Geschäftstätigkeit der Hamburger mit 1,3 Millionen Euro ins Minus rutschen ließen. Hohe Marketingaufwendungen für die Bereiche Währungs- und CFD-Handel macht das Unternehmen für die Verluste verantwortlich.
Da bietet sich die Insolvenz des Konkurrenten als willkommene Gelegenheit, billig Kunden zu akquirieren. Die Bilanz von Varengold ist aber auch nicht goldgerändert.
Performance fehlt
Den 2011er Verlust haben die Erträge aus dem Asset Management reduziert. Beispielsweise betreut Varengold zwei gesetzlich regulierte Investmentfonds, die von den Kapitalanlagegesellschaften Hansainvest und Universal Investment aufgelegt wurden.
Da die Fonds teuer sind, bleibt für das Unternehmen durchaus etwas hängen, nur die Anleger darben. Beim HI Varengold CTA Hedge haben sie seit fünf Jahren kein Geld verdient und unterm Strich ein leichtes Minus gemacht nach Zahlen des Datenanbieters Morningstar.
Das Fondsvolumen ist nicht zuletzt durch den fehlenden Anlageerfolg von 14,4 Millionen Ende 2011 auf nur noch 8,1 Millionen Mitte 2012 geschrumpft. Der Beitrag des Asset Managements auf den Unternehmenserfolg dürfte in diesem Jahr entsprechend kleiner ausfallen.
Denn auch der 2010 gegründete Varengold Alternative Alpha, der Ende März 2011 noch ein Volumen von 22,9 Millionen Euro hatte, ist inzwischen auf 14,3 Millionen Euro geschrumpft. Nach Angaben der Fondsdatenbank von Morningstar hatte der Fonds 2012 einen Wertverlust von 19 Prozent.
Mit einer „überzeugenden Performance im Devisenmarkt“ wirbt Varengold um FXdirekt-Kunden. Bei den Investmentfonds-Anlegern ist aber davon nichts angekommen.