Nach der Fed-Entscheidung Kommt die Trendwende beim Gold?

Gold findet in jeder Markphase Abnehmer – das macht Goldinvestments zu einer Versicherung. Die Entscheidung der US-Notenbank, die Geldschleusen offen zu lassen, könnte den Goldpreis neu beleben.

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Die Goldpreisprognosen der ängstlichen Analysten
Goldbarren Quelle: dpa
Goldman SachsDer Goldpreis wird im kommenden Jahr wahrscheinlich um mindestens 15 Prozent sinken. Zu dieser Einschätzung kommen die Analysten von Goldman Sachs in einer Studie. Sie sehen trotz eines beschleunigten US-Wirtschaftswachstums erhöhte Abwärtsrisiken für Rohstoffe. Die Preise für Gold, Kupfer und Sojabohnen werden demnach auf das niedrigste Niveau seit 2010 sinken. Die Goldman-Sachs-Analysten gehen beim Goldpreis von einem Rückgang bis Ende nächsten Jahres auf 1050 Dollar je Unze aus. Stand: 22. November 2013 Quelle: REUTERS
Die Schweizer Bank UBS prognostiziert im Jahresdurchschnitt für 2013 einen Goldpreis von 1396 Dollar je Unze. 2014 soll dann ein Durchschnittspreis von 1435 Dollar je Unze erreicht werden. Damit nahm die Bank ihre Prognose für das laufende Jahr um neun und für das kommende Jahr um zehn Prozent zurück. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
Morgan StanleyFür 2013 geht die US-Bank nun von 1409 Dollar je Unze aus, nachdem es zuvor noch 1487 Dollar gewesen waren. Für 2014 rechnen sie mit 1313 Dollar je Unze, zuvor waren es 1563 Dollar. Für 2015 nahmen sie die Prognose von 1450 auf 1300 Dollar zurück. Stand 25. Juni 2013 Quelle: dapd
HSBCDie größte Bank der Welt senkte ihre Prognose für den Goldpreis auf einen Jahresdurchschnitt von 1396 Dollar je Unze in 2013 und 1435 Dollar für 2014. Damit senkte sie ihre alten Prognosen um neun bzw. zehn Prozent. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
RBC Capital  Prognose am 1. Januar: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 1. Januar: 1675 Dollar / Unze) Prognose am 11. April: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 11. April: 1561 Dollar / Unze)Prognose am 28. Mai: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 28. Mai: 1383 Dollar / Unze)  Alle Prognosen beziehen sich auf den erwarteten Goldpreis im vierten Quartal 2013. Quelle: Bloomberg; Stand: 28. Mai Quelle: REUTERS
Danske Bank Quelle: PR

Die Börse in Stuttgart feiert einen goldenen Geburtstag. Ein Jahr ist es her, dass Gold auf der Handelsplattform für Derivate EUWAX als an der Börse handelbarer Rohstoff sein Debüt feierte. Das EUWAX-Gold ist eine Inhaberschuldverschreibung. Eine handelbare Einheit wird dabei zu 100 Prozent mit einem Gramm physischem Gold unterlegt. Dass es seit Auflage des sogenannten Gold-ETC (Exchange Traded Commodity) in Stuttgart nicht einen Handelstag gab, an die Zahl der Verkäufe die der Käufe überstiegen hätte, wertet der Chef der zuständigen Tochtergesellschaft der Börse Stuttgart, Rupertus Rothenhäuser, als einen Erfolg beim kleinen Mann: „Wie zahlreiche kleine Orders zeigen, schätzen insbesondere Privatanleger die Vorzüge von EUWAX Gold.“ Der Vorteil: Der Handel mit Gold ist bequem, kostengünstig und unkompliziert, trotzdem geht es um physisches Gold, für dass Anleger sonst erst eine Bank oder einen Goldhändler aufsuchen müssten.

Der konstante Nachfrageüberhang des Gold-ETCs belegt auch, was in den vergangenen Monaten bei fallenden Goldpreisen zu beobachten war: Während sich institutionelle Investoren von Gold und trennten, griffen die Privatanleger weiter munter zu. Sie setzen weniger auf Spekulationsgewinne, sondern mehr auf den Versicherungsaspekt von Gold. Denn Gold wird immer einen Wert haben, egal wie sich Währungen und die übrigen Anlageklassen entwickeln, weil es ewig haltbar, endlos und vollständig wiederverwertbar und knapp ist. Ein universelles und ultimatives Zahlungsmittel.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Geologen schätzen, dass weltweit noch Goldvorräte von etwa 52.000 Tonnen in der Erde ruhen - besonders in Australien (7400 Tonnen), Südafrika (6000 Tonnen) und Russland (5000 Tonnen). Die USA verfügen mit gut 8100 Tonnen über die höchsten staatlichen Goldreserven, gefolgt von Deutschland mit 3400 Tonnen und dem Internationalen Währungsfonds mit etwa 2800 Tonnen. China ist der größte Goldproduzent. Die verborgenen Schätze zu heben, ist allerdings nahezu unmöglich und schon gar nicht wirtschaftlich. Schließlich kann die Produktion von Gold inklusive Verwaltungskosten, Abschreibungen und Steuern nach Angaben des Goldhändlers Degussa in einzelnen Minen durchaus 1360 Euro pro Unze betragen.

Die oberirdisch Verfügbare Goldmenge steigt somit nur vergleichsweise langsam, die Nachfrage bleibt jedoch global betrachtet hoch. Gold bleibt ein knappes Gut und wird daher auch immer einen Wert haben. Seit dem Jahrestief bei 1234 Dollar je Feinunze im Juli hat sich das Edelmetall wieder auf einen Preis von rund 1350 Dollar hochgearbeitet. Den jüngsten Schub verlieh dem Goldpreis der verschobene Ausstieg der US-Notenbank Fed aus ihrer Krisenpolitik des extrem billigen Geldes. Die Gelddruckmaschinen dürften somit in den USA, der Eurozone und Japan noch eine ganze Weile laufen – und die Inflationsgefahren steigen lassen.

Das wiederum dürfte den Goldpreis nach Einschätzung von Analysten weiter anziehen lassen. Denn Gold gilt immer noch als beste Versicherung gegen wertloses Papiergeld, Börsencrash und den Verlust von monetären Werten schlechthin. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Änderung in der Haltung der Fed die Trendwende bei Gold, Rohstoffen und Sachwerten bringen könnte“, sagte Commerzbank-Rohstoffexperte Eugen Weinberg am Freitag in Frankfurt. Die nach wie vor weit geöffneten Geldschleusen und die Erwartung einer steigenden Inflation sprächen „eher für einen langfristigen Anstieg der Goldpreise“.

Ungewöhnliche Goldpreisentwicklung

Taugt Gold als Krisenwährung?
1980Zu Beginn des Jahres 1980 steigt der Goldpreis erstmalig auf 850 US-Dollar (inflationsbereinigt 2.100 US-Dollar). Steigende Ölpreise und die damit verbundene hohe Inflation, der sowjetische Einmarsch in Afghanistan und die Revolution in Iran sorgen weltweit für Verunsicherung.Goldpreis am Ende des Jahres: 589,8 US-Dollar 392,4 Euro 119.823,1 Yen 246,7 Pfund 1.047,8 Schweizer Franken Quelle: ap
1997Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Tigerstaaten von 1997-1998 (Asienkrise) ließ einen Großteil Asiens in eine Rezession verfallen. Gründe für die Krise waren exzessive Kreditaufnahme und maßlose Investitionen der Tigerstaaten. Die asiatischen Banken nahmen Kredite in US-Dollar auf und vergaben Kredite in inländischen Währungen. Das ging aber nur so lange gut, so lange der Dollar gegenüber dem Yen und anderen asiatischen Währungen schwach war. Als der Dollar ab 1995 anfing aufzuwerten, hatten die asiatischen Institute Probleme ihre Schulden zurückzuzahlen. Als die Gläubiger dies witterten zogen, sie ihr Kapital im großen Stil aus Asien ab, was wiederum die asiatischen Währungen schwächte. Eine sich selbst verstärkende Kapitalflucht ließ die Wirtschaft der Tigerstaaten einknicken.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,2 US-Dollar 266,1 Euro 37.733Yen 176,4 Pfund 423,3 Schweizer Franken Quelle: ap
1998Wirtschaftliche Probleme kamen in Russland bereits nach der Asienkrise 1997 auf. Doch als dann 1998 massiv Kapital, unter anderem auch von asiatischen Investoren, abgezogen wurde, brach die Wirtschaft Russlands endgültig ein. Der Rubel geriet massiv unter Druck und Unternehmen konnten ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, weil sie für die Waren kein Geld mehr bekamen. Der Großteil der Bürger konnte keine Steuern mehr zahlen. Folge: Russland wurde zahlungsunfähig. In den USA erholt sich dagegen die Wirtschaft und die Inflation des US-Dollars lässt nach. Dies drückte in den vorangegangenen Jahren den Goldpreis deutlich nach unten.Goldpreis am Ende des Jahres: 287,8 US-Dollar 245,1 Euro 32.463,8 Yen 173,0 Pfund 395,3 Schweizer Franken Quelle: Reuters
1999Gordon Brown verkaufte von 1999 bis 2002 systematisch einen Großteil der Goldbestände Großbritanniens - und das obwohl der Goldpreis bei einem 20-Jahres-Tief lag. Zu der Zeit war er noch Schatzkanzler. Als er später Premierminister wurde, holte ihn die Vergangenheit ein: er erntete viel Kritik wegen der Goldverkäufe. Doch eine Schädigungsabsicht konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Großbritannien sind durch die Auktionen, verglichen mit dem heutigen Goldpreis, mehr als sieben Milliarden Dollar entgangen -der Goldpreis hat sich seit dem vervierfacht Brown wird deshalb vorgeworfen Großbritannien bewusst geschädigt zu haben. Zumal er die Verkäufe im Vorfeld ankündigte, was den Preis bereits vor der Auktion fallen ließ und ihm eine schlechte Verhandlungsposition einräumte. Es gibt Gerüchte, dass Brown vor der Einführung des Euro mithelfen wollte den Goldpreis zu drücken. Diese These konnte aber bisher niemand beweisen. Insgesamt verkaufte Gordon Brown 395 von 715 Tonnen. Die Zeit wird in England als „Gordon Bottom“ bezeichnet. Bis heute ist dieses Kapitel nicht endgültig durchleuchtet - die Motivation Browns bleibt damit ein Rätsel.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,3 US-Dollar 289,6 Euro 29.708 Yen 180,1 Pfund 464,6 Schweizer Franken Quelle: dapd
2000Im März des neuen Jahrtausends platzte die Dotcom-Blase. Anleger waren die Jahre zuvor nahezu versessen in Aktien von Internetunternehmen. Firmen mit nur einem PC und einem Büro hatten plötzlich einen höheren Börsenwert, als Firmen mit ganzen Lagerhallen, die materielle Güter produzierten. Grund war die Annahme, dass ein neues Zeitalter angebrochen sei: die New Economy. Man dachte, dass Produktion und Material weniger wert würden und Ideen das Gut der Zukunft seien. Aktien von Internet-Start-Ups waren deshalb teurer, als die von Traditionsunternehmen. Doch der Irrtum flog auf, als die ersten Internetfirmen Insolvenz anmeldeten und Anleger scharenweise aus Internetaktien flüchteten und die Blase zum platzen brachten. Der Goldpreis fiel in den Neunzigerjahren stetig. Vor allem wegen der guten wirtschaftlichen Entwicklung (auch dank der New Economy) der USA von 1994 bis 2001. Anleger misstrauten Aktien nach der Dotcom-Blase und begannen in ein altbewährtes Gut zu investieren: Gold. Der Goldpreis wird seitdem rapide steigen.Goldpreis am Ende des Jahres: 274,5 US-Dollar 292,3 Euro 31.342 Yen 183,7 Pfund 444,7 Schweizer Franken Quelle: ap
2001Am 11. September 2001 stürzten wegen eines Terroranschlags die Zwillingstürme des World-Trade-Centers ein. Die westliche Welt wurde grundlegend erschüttert und das Sicherheitsgefühl vieler Menschen zerstört. Die wachsende Unsicherheit schlug sich auch im Goldpreis nieder, der seit 2001 nur noch eine Richtung kannte: aufwärts. Für den ständig ansteigenden Goldpreis ist auch die Geldpolitik der USA verantwortlich, die mit ihrer Politik des billigen Geldes seit 2000 die Finanzmärkte mit Geld überflutete. Grund war der Versuch das Leistungsbilanzdefizit durch eine Entwertung des Dollars zu reduzieren. Folge des billigen Geldes war, dass Finanzinstitute exzessiv (Immobilien-)Kredite vergaben und diese Privatschulden schließlich an Investoren weiterverkauften - die perfekte Blase wuchs und wuchs, bis sie schließlich 2007 platzte.Goldpreis am Ende des Jahres: 276,5 US-Dollar 310,5 Euro 36.238 Yen 190 Pfund 459,1 Schweizer Franken Quelle: dpa
2008Am 15.September 2008 beantragte die US-Bank Lehman Brothers das Insolvenzverfahren. Da die US-Regierung vorher bereits drei großen Banken geholfen hatte, tat sie dies bei Lehman nicht mehr. Die Pleite blieb nicht ohne Folgen: Banken fingen an sich gegenseitig kein Geld mehr zu leihen, Anleger zogen ihr Geld von Banken ab. Die Finanzkrise, die 2007 als Immobilienkrise begann, spitzte sich daraufhin weiter zu.Goldpreis am Ende des Jahres: 869,8 US-Dollar 625,7 Euro 78.842 Yen 604,9 Pfund 925,7 Schweizer Franken Quelle: dapd

Die US-Notenbank hatte am vergangenen Mittwoch die Märkte damit überrascht, dass sie ihre monatlichen 85 Milliarden Dollar schweren Anleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur vorerst unverändert beibehält. Die Mehrheit der Analysten und Beobachter hatte mit dem Gegenteil gerechnet, da die US-Notenbankchef Ben Bernanke Wochen zuvor bereits signalisiert hatte, dass die Fed allmählich ein Ende des Krisenkurses einläuten könnte. Die aufgeschobene geldpolitische Wende sorgte für ein Kursfeuerwerk an den Börsen. Und folgerichtig schoss auch der Goldpreis nach der Fed-Entscheidung zwischenzeitlich auf mehr als 1370 US-Dollar je Feinunze (31 Gramm) nach oben.

In diesem Jahr, so Weinberg, sei die Goldpreisentwicklung in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Zum einen dürfte der Goldpreis erstmals seit dem Jahr 2000 zum Jahresschluss im Minus liegen. Zum anderen, weil die Wahrscheinlichkeit eine deutlichen Preisrückgangs um neun Prozent oder mehr an einem Tag beim Gold nach seiner Analyse mikroskopisch klein sei. In der Betrachtung der Tagespreisveränderungen seit 1975 sind solche Ausschläge praktisch nicht existent. Dennoch ist genau das passiert. Die Gründe dafür seien einerseits die charttechnische Lage, nach der in diesem Jahr ein langfristiger Aufwärtstrend und eine mittelfristige Unterstützung bereits gefallen seien. Dementsprechend sind vor allem Spekulanten aus dem Goldmarkt ausgestiegen. Gleichzeitig entwickeln sich die Realzinsen – etwa in Form von US-Staatsanleihen – positiv und die Inflationsängste nehmen wieder ab. Drittens können Anleger derzeit mit Aktien gutes Geld verdienen und gehen zunehmend höhere Risiken ein. Dazu passe auch, dass sich die börsengehandelten Fonds großenteils aus dem Goldmarkt verabschiedet haben.

Doch wie geht es nun weiter? Für eine Erholung des Goldes spricht neben der genannten Fed-Entscheidung und der anhaltenden expansiven Geldpolitik der großen Industriestaaten die steigende Goldnachfrage vor allem aus China, die bereits für erhöhte Goldexporte nach Fernost sorgt. Zudem sind in den vergangenen Jahren die Goldkäufe der Zentralbanken massiv gestiegen. Würde China seine Goldreserven über Käufe am freien Markt auf fünf Prozent seiner gesamten Devisenreserven erhöhen wollen, bräuchte das Land dazu unter den heutigen Gegebenheiten 13 Jahre, so Weinberg in seiner Präsentation. Eine Trendwende beim Goldpreis scheint also durchaus möglich.

Mit Material von dpa.

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