Nachhaltig anlegen Mit Festzinsangeboten zum grünen Gewissen

Seite 2/2

Werbung war bisher nicht nötig

Das steigende Angebot macht die Ökoanleihen auch für Fonds interessant. Weil sie aus Investments rasch rauskommen müssen, wenn Anleger Geld abziehen, kaufen sie nur Papiere, die rege gehandelt werden. Je mehr Greenbonds es gibt, desto mehr tut sich an der Börse. Deshalb gibt es jetzt schon eine Reihe spezieller Rentenfonds, die in Greenbonds investieren. Bei Allianz Global Investors ist die Auswahl nicht streng auf Greenbonds beschränkt (siehe Tabelle), die österreichische Erste Bank und Raiffeisen Capital achten generell darauf, dass der Emittent nachhaltig agiert.

Seit März gibt es zudem den ersten börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf den Solactive Liquid Green Bond Index IG vom französischen Anbieter Lyxor. Er enthält die weltweit größten Greenbonds, die mindestens 300 Millionen Dollar Volumen und gute Ratings haben.

Hierzulande waren Greenbonds bisher in der Öffentlichkeit kein Thema. Ein Grund: Werbung war nicht nötig. Den heimischen Emittenten, der Förderbank KfW, dem Immobilienfinanzierer Berlin Hyp oder der DKB schnappten Großanleger die Papiere weg. Mindestsummen von einer Million schließen Privatanleger ohnehin aus.

Das gute Gewissen gibt es gratis dazu

Neue Rentenfonds und Anleihen, mit denen Anleger in Klimaschutzprojekte investieren

FondsnameAnlageschwerpunktErgebnis
2017 in
Prozent
Kosten¹ISIN
Allianz
Green Bond R
Anleihen, nicht
ausschließlich grün
1,560,69LU1297616283
Lyxor
Green Bond ETF
Große,
liquide Greenbonds
0,3²0,25LU1563454310
Erste Responsib.
B. Glob. Impact
Greenbonds,
strenge Auswahl
-1,20,65AT0000A1EK55
Zinssatz,
Emittent,
Laufzeit
Beurteilung
des Emittenten
Rendite
in
Prozent
Stücke-
lung
in Euro
ISIN
0,875 NRW Bank
11/25
Zins- und Rückzahlung
sehr sicher
0,51000DE000NWB0AC0
0,625 Prozent
ABNAmro 5/22
Großbank mit relativ
guter Bonität
0,41000XS1422841202

¹ jährlich in Prozent, beim Ergebnis bereits berücksichtigt; ² seit Start 8. März;

Quelle: Morningstar, Bloomberg

Wenn nur die Fassade grün ist

Die Sparkassen-Tochter DKB, meist nur als Onlinebank wahrgenommen, refinanziert über die Bonds Wind- und Solarparks. Berlin Hyp hat drei Greenbonds begeben, die ressourcenschonende Immobilien refinanzieren. Ein Vorzeigeprojekt steht in Frankfurt. Der Büroneubau Taunusturm beherbergt auf 170 Meter Höhe das „Who’s who“ der angelsächsischen Finanzszene, von J.P. Morgan bis zum britischen Fondsverwalter Schroders. Auf den ersten Blick deutet in dem modernen Glassandsteinbau wenig auf eine besondere grüne Note hin. Von Pflanzen keine Spur. Aber die innovative Heiz- und Kühltechnik senkt nicht nur den Energieverbrauch um 30 Prozent, auch Abfall und Wasser werden hier fortschrittlich gemanagt. Bislang finanziert sich die Berlin Hyp zu elf Prozent aus Greenbonds, bis 2020 sollen es 20 Prozent werden.
Die Frankfurter Geschäftsbanken aber haben die grüne Revolution weitgehend verschlafen. Französische, britische und skandinavische Großbanken sind da schon weiter.

Rund 50 Banken, Investoren und Umweltgruppen haben gemeinsame Greenbond-Standards geschaffen, in denen es um die Berichterstattung zu Projekten, um Transparenz und Geldströme geht. Es gibt Grenzfälle. Als der spanische Erdölkonzern Repsol im Mai einen Greenbond emittierte, „hat der Markt mit den Zähnen geknirscht“, sagt Julia Haake, Direktorin bei der Ratingagentur Oekom-Research. Die aufgenommene halbe Milliarde Euro will Repsol für mehr Energieeffizienz in Raffinerien nutzen. Haake blieben die Pläne zu vage. Auch in Greenbond-Indizes von MSCI oder Solactive hat es Repsol nicht geschafft. Solactive nimmt nur Papiere auf, die von der gemeinnützigen Climate Bond Initiative empfohlen werden.

Ratingexpertin Haake lehnt Anfragen zu Greenbond-Verifizierungen ab, wenn die Emittenten sie nicht überzeugen. Die meisten kommen trotzdem – mit dem Plazet anderer. Für Repsol etwa hat das französisch-britische Ratinghaus Vigeo Eiris den Greenbond-Segen erteilt.

„Bei Greenbonds versuchen viele, ihr schlechtes Image mit guten Taten zu verbessern“, kritisiert Nedim Kaplan, Fondsmanager beim deutschen Pionier für nachhaltige Geldanlage, Ökoworld. Es seien auch viele Banken beteiligt, deren sonstiges Portfolio nicht vorbildlich sei.

Martin Cech, Rentenfondsmanager bei Erste Asset Management, analysiert als Erstes die Kreditwürdigkeit des Anleiheherausgebers und dann dessen Nachhaltigkeit. Stromerzeuger wie Électricité de France und Iberdrola scheiterten daran ebenso wie Apple’s Greenbond. Hier passte ihm nicht, wie der Konzern und seine Zulieferer mit Arbeitnehmern umspringen.

Auch französische Staatsanleihen nimmt Cech nicht auf, weil das Land über Atomwaffen verfügt, ein Ausschlusskriterium. Gleiches gilt für die Todesstrafe oder Menschenrechtsverstöße.

Würde US-Präsident Donald Trump beim Bau der Mauer zu Mexiko Solarpaneele draufsetzen, wie kürzlich verkündet, könnte er zur Finanzierung vielleicht Greenbonds einsetzen. Cech würde sie wegen der in den USA noch existierenden Todesstrafe aber nicht kaufen.

Sie haben Teil II der Serie "Green Finance" gelesen. Hier gelangen Sie zum ersten Teil der Serie.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%