Negativzins Commerzbank droht Mittelständlern mit Strafzinsen

Mit Gebühren auf Kontoguthaben will Deutschlands zweitgrößte Bank ihre größeren Firmenkunden dazu bringen, das Geld anders anzulegen. Strafzinsen für Privatkunden sollen tabu bleiben.

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Das Logo der Commerzbank. Quelle: dpa

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank frisst sich immer weiter in den Alltag vor. Die EZB belegt Einlagen der Geschäftsbanken bei der Notenbank mit einem Strafzins von 0,3 Prozent. Das soll verhindern, dass Banken sich zum Nulltarif Geld von der Zentralbank borgen, nur um es dann ebendort sicher anzulegen.
Die Commerzbank hat diesen Druck bereits seit 2014 an institutionelle Investoren und Großkunden weitergegeben, die Konten bei ihr halten. Nun drohen auch den mittelständischen Firmenkunden des Frankfurter Kreditinstituts Strafzinsen.

Das ändert sich 2016 für Bankkunden
Ab Anfang 2016 müssen alle Geldinstitute, die Girokonten für Privatpersonen anbieten, ein Basiskonto mit grundlegenden Funktionen für jedermann eröffnen. Das Recht auf dieses Konto haben alle Personen mit Aufenthaltsrecht in der EU. Neben Erwerbs- und Obdachlosen gilt die Regelung also auch für alle in Deutschland registrierten Flüchtlinge und Asylbewerber.Die Informationen wurden von der Postbank zusammengestellt. Quelle: dpa
Das ist notwendig, da viele Sozial- und Lohnersatzleistungen nicht bar ausgezahlt, sondern nur auf Girokonten überwiesen werden. Das Basiskonto funktioniert auf Guthabenbasis, kann also nicht ins Minus gehen. Es erlaubt Ein- und Auszahlungen, Überweisungen und Lastschriften. Die Banken sollen zusätzlich eine Girocard bereitstellen, mit denen Kontoinhaber bargeldlos bezahlen und Geld am Geldautomaten abheben können. Quelle: dpa
Onlinekunden, die im Internet einkaufen, können zwischen verschiedenen Zahlungsarten wählen, zum Beispiel Vorauszahlung, Kreditkarte oder einem externen Bezahldienst wie Paypal oder Giropay. Tätigt man die Überweisung nicht selbst, sondern überlässt Sie einem Drittanbieter, löst dieser den Zahlungsauftrag aus und überwacht den Vorgang. Quelle: dpa
Damit es dabei mit rechten Dingen zugeht und Ausfallrisiken begrenzt sind, hat die Europäische Union in ihrer zweiten Zahlungsdienste-Richtlinie (PSD II) neue Regeln festgelegt. Sie sehen unter anderem höhere Sicherheitsanforderungen für elektronische Zahlungen vor. Auch wurden die Vorschriften für die Kundenauthentifizierung verschärft. Quelle: dpa
Eine weitere Regelung der EU-Zahlungsdienste-Richtlinie II sieht vor, dass SEPA-Lastschriften innerhalb der ersten acht Wochen weiterhin bedingungslos rückerstatten werden müssen. Zudem müssen Bankkunden bei nicht autorisierten Zahlungsvorgängen über externe Zahlungsdienstleister weniger umfassend haften. Quelle: dpa
Ab Februar 2016 ist bei jeder Überweisung innerhalb Deutschlands in Euro die 22-stellige IBAN notwendig. Bankleitzahlen und Kontonummern haben dann endgültig ausgedient. Die deutsche IBAN hat 22 Stellen und beginnt mit DE. Danach folgen eine zweistellige Prüfziffer und anschließend die bekannte, achtstellige Bankleitzahl, gefolgt von der zehnstelligen Kontonummer. Quelle: dpa
Bausparkassen vergeben nicht nur Kredite, sie legen das Geld der Bausparer auch zinsbringend an. Weil das anhaltende Zinstief die Rentabilität der Investments erschwert, erweitert der Gesetzgeber den Spielraum der Bausparkassen. So sollen die Kreditinstitute künftig neben Bauspardarlehen auch normale Hypothekenkredite vergeben dürfen. Außerdem soll die Refinanzierung durch die Ausgabe von Hypothekenpfandbriefen erleichtert werden. Bestehende Verträge können aber wohl nicht geändert werden. Quelle: dpa

„Bei Firmenkunden, großen Konzernen, institutionellen Kunden und Kunden des öffentlichen Sektors, die hohe Guthaben als Einlagen bei uns parken, vereinbaren wir verstärkt für die überschüssige Liquidität eine individuelle Guthabengebühr“; sagte ein Commerzbank-Sprecher am Sonntag auf Anfrage. Zugleich stellte er klar: „Auf die Einlagen von Privat- und Geschäftskunden berechnen wir keine negativen Zinsen.“
Nach einem Bericht der „Welt am Sonntag“ hat die Commerzbank in den vergangenen Monaten etwa jeden zehnten Firmenkunden angesprochen. „Unser Ziel ist es dabei nicht, diese Gebühr zu erheben, sondern in Gesprächen mit den Kunden gemeinsam alternative Anlagekonzepte zu entwickeln“, erklärte der Banksprecher.


Falls Kunden nicht darauf eingingen, werde der Strafzins von derzeit 0,3 Prozent auf die überschüssige Liquidität aber fällig, schrieb die Zeitung. Die Commerzbank hat nach eigenen Angaben 100.000 mittelständische Kunden, wozu sie Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 2,5 und 250 Millionen Euro zählt.
Die Commerzbank hatte Ende 2014 für Schlagzeilen gesorgt, als sie ankündigte, von großen Kunden wie Konzernen Strafzinsen für hohe geparkte Einlagen zu erheben. Das Frankfurter Geldhaus hatte den Schritt mit den negativen Einlagenzinsen der Europäischen Zentralbank begründet. Die EZB verlangte damals 0,2 Prozent Zinsen von Finanzinstituten, die Geld bei ihr bunkerten. Mittlerweile sind es 0,3 Prozent.

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