Niedrigzinsen Der Druck auf die Bankkunden steigt

Sparkassen und Volksbanken ächzen unter niedrigen Zinsen. Ihre Kunden bekommen das durch Filialabbau, höhere Gebühren und Fusionen zu spüren.

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Steigende Gebühren: Kunden bekommen die Niedrigzinsphase verstärkt zu spüren Quelle: dpa

Verbraucher bekommen die Folgen der niedrigen Zinsen immer stärker zu spüren. Banken und Sparkassen wollen wegen schrumpfender Erträge laut Bundesbankvorstand Andreas Dombret vor allem im Privatkundengeschäft Kosten senken. Das führt unter anderem zur Schließung von Filialen. Strafzinsen auf Guthaben stellen laut Dombret jedoch nur die allerwenigsten Banken ihren Privatkunden in Rechnung.

Die Bundesbank und die Finanzaufsicht BaFin haben zum dritten Mal die rund 1500 kleinen und mittelgroßen Kreditinstitute einem Stresstest unterzogen. Darunter sind rund 1000 Volks- und Raiffeisenbanken und fast 400 Sparkassen. Das Manöver soll zeigen, ob diese Häuser mit den niedrigen Zinsen fertig werden und wie sich eine Rückkehr zu einem normalen Zinsniveau auswirken wird.

Die von Bundesbank und BaFin befragten und untersuchten 1500 Institute rechnen damit, dass ihr Gewinn vor Steuern bis zum Jahr 2021 im Durchschnitt um eine Milliarde Euro sinken wird. Das entspricht einem Rückgang um neun Prozent. Größter Treiber dieser Negativentwicklung sind die wegen niedriger Zinsen um durchschnittlich drei Milliarden Euro sinkenden Überschüsse aus der Kreditvergabe sowie die Abschreibung fauler Kredite im Umfang von rund fünf Milliarden Euro je Bank.

Gebremst wird der Einbruch durch einen von den Banken erwarteten starken Anstieg der Provisionseinnahmen und die Auflösung von Rücklagen. Dabei bezeichnet BaFin-Direktor Raimund Röseler den von den Banken angenommenen Provisionsanstieg als „sehr sportlich“ und auch von Wunschdenken geprägt.

Eine plötzliche Rückkehr zu höheren Zinsen wäre übrigens keine Rettung für die geplagte Bankenwelt. Im Gegenteil. Ein abrupter Zinsanstieg würde das Ergebnis einiger Institute kurzfristig so stark einbrechen lassen, dass sie noch insolvent gehen würden, bevor sie wieder von dem höheren Zinsniveau profitieren könnten.

Dieser Gefahr sind laut Bundesbank und BaFin 4,5 Prozent oder 68 der 1500 getesteten Institute ausgesetzt. Weil diese Problemkinder ihnen wohlbekannt sind, geben sich die Banken- und Finanzaufseher hier besorgt aber nicht alarmiert. Auch könnten in diesem harten Stressszenario die drohenden Insolvenzen durch Fusionen mit gesunden Instituten verhindert werden.

Anfällig sind die von der Aufsicht untersuchten kleinen und mittelgroßen Banken auch bei einem Einbruch der Preise für Wohnimmobilien. Diese sind in den vergangenen Jahren steil gestiegen – seit 2010 um rund 50 Prozent. In deutschen Städten seien Überbewertungen von 15 bis 20 Prozent zu beobachten.

Akute Einsturzgefahr in sechs Ländern
Goldman-Sachs Quelle: AP
Platz 6:-Schweiz Quelle: dpa
Platz 5:-Australien Quelle: AP
Platz 4:-Norwegen Quelle: gms
Platz 3:-Kanada Quelle: REUTERS
Platz 2:-Schweden Quelle: REUTERS
Platz 1:-Neuseeland Quelle: obs

Besonders Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken haben fleißig Kredite für Wohnungskäufer und Hausbauer vergeben. Bei kleinen und mittelgroßen Instituten war der Anstieg dieser Kredite mit rund fünf Prozent stärker ausgeprägt als im Gesamtmarkt.

Dabei sank der Zinssatz von durchschnittlich 2,4 Prozent 2014 auf 1,7 Prozent in 2016, während das Kreditvolumen von 92.000 auf 110.000 Euro zulegte. Laut Finanzaufsicht haben die Banken die leichte Erhöhung der Risiken gut im Griff.

Bei einem heftigen Einbruch der Immobilienpreise um bis zu 30 Prozent müssten die Banken laut Stresstest bis zu zwölf Milliarden Euro neues Kapital auftreiben, um die vorgeschriebenen Mindestquoten einhalten zu können.

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