Ölpreis im Tief Wo der niedrige Ölpreis gefährliche Spuren hinterlässt

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Auch Banken leiden unter niedrigen Preisen


Den Druck in der Branche bekommen auch die direkten Schlumberger-Konkurrenten zu spüren. Halliburton hat angekündigt, Baker Hughes übernehmen zu wollen. Die Wettbewerbskommission der EU hat bereits eine intensive Untersuchung eingeleitet. Hinter Schlumberger sind Halliburton und Baker Hughes die beiden führenden Ölservice-Konzerne der Welt.

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Nicht nur die Ölkonzerne sind direkt vom drastischen Preisverfall betroffen. Auch Banken, die die Geschäfte in der Branche finanzieren und dort investieren. Die norwegische Finanzaufsicht warnt bereits, dass die Banken sich auf einen ökonomischen Schock einstellen sollten – ausgelöst durch den niedrigen Ölpreis.

Bei DNB, Norwegens größter Bank, sind rund acht Prozent aller vergebenen Kredite mit der Ölbranche verknüpft. Ende 2014 ging die Bank noch davon aus, dass ihre Kunden auch Ölpreise unter 60 Dollar je Barrel verkraften könnten. Nun liegt der Preis auf der Hälfte dieses Wertes und die DNB-Aktie verlor an der Börse in Oslo seit sechs Monaten ein Drittel ihres Wertes. Trotzdem bleibt das Unternehmen optimistisch. Die Auswirkungen der Ölmarkt-Krise seien handhabbar, erklärte sie im Dezember. Eine schwächere Krone würde die Wirtschaft auf dem Heimatmarkt stützen. Die Bank geht nicht davon aus, dass sie außergewöhnlich erhöhte Ausfallraten ihres Öl-Kreditgeschäfts bis 2018 sehen wird.

Wer vom günstigen Öl profitieren dürfte

Der langen Liste an Verlierern stehen natürlich die Gewinner des niedrigen Preises gegenüber. Beispielsweise für Rohstoff-Importeure ist das billige Öl ein Segen. Eine Blitzumfrage Anfang Januar von Kloepfel Consulting unter deutschen und österreichischen Einkäufern über das Karrierenetzwerk Xing zeigt: 60 Prozent der Einkäufer gehen davon aus, dass die fallenden Ölpreise für den eigenen Konzern positiv sind. Nur 15 Prozent erwarten sich keine Vorteile dadurch.

In Indien profitieren etwa die Betreiber von Ölraffinerien deutlich von den günstigen Ölpreisen. Indien gilt als einer der größten Ölimporteure der Welt. Die Aktie von Reliance Industries konnte seit Ende August um ein Viertel zulegen. Noch stärker profitierte Indian Oil, der Aktienkurs verdoppelte sich seit Anfang 2014. Auch Deutschland ist Ölimporteur, der billige Rohstoff gilt als kleines Konjunkturprogramm.

Auch die Luftfahrt- und Logistikbranche dürften von dem günstigen Öl profitieren. Die Lufthansa konnte so einen möglichen Gewinnsturz verhindern. Auch Autohersteller erhoffen sich wieder einen Schub gegenüber der Nachfrage nach Elektroautos durch sinkende Benzinpreise. Allerdings dürften insbesondere Konzerne profitieren, die ihre Geschäfte in US-Dollar abwickeln, denn durch den schwachen Euro kommen Konzerne nicht in den Genuss der vollen Preisschwäche des Öls in US-Dollar.

Mit Material von Reuters und Bloomberg

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