Russland
Zumindest gilt das für die wichtigsten osteuropäischen Länder. Russland etwa profitiert von seinem Rohstoffreichtum, vor allem bei Öl und Gas. 80 Prozent der Ölexporte gehen an die europäischen Länder. Der Aktienmarkt zeigt zwar Schwächen, aber die Unternehmen sind überwiegend niedrig bewertet. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis der im Börsenindex Micex notierten Unternehmen liegt im Jahresmittel bei nur 5,6. Erst ab einem Wert von zehn sprechen Börsianer von einer moderaten Bewertung. Kein Wunder, dass Schwergewichte wie Lukoil oder Gazprom zu den großen Standardpositionen in den Depots vieler Osteuropa-Aktienfonds gehören. Zumal die Aktionäre auf politischen Druck langfristig von höheren Dividendenausschüttungen profitieren.
Russland ist im kommenden Jahr ein Wachstumsplus von drei bis 3,5 Prozent zuzutrauen. „Nur werden leider derzeit zu wenige der zusätzlichen Einnahmen wieder investiert“, sagt Fondsmanager Brück. „Viele der Erträge fließen stattdessen in andere Länder. Allerdings wird der Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO helfen. Damit steigt der Druck, die Summen wieder im eigenen Land zu investieren.“
Werte wie Gazprom sind vor allem vor dem Hintergrund ihrer Dividendenzahlungen für Investoren interessant. Auch der gut aufgestellte Gasförderer Rosneft ist einer der Profiteure der russischen Wirtschaftspolitik und gilt somit als strategisch sinnvolles Investment.
Polen
Auch in Polen sieht es für Anleger gar nicht so schlecht aus. Der polnische Börsenindex WIG 20 verzeichnet inzwischen für 2012 ein Plus von 13 Prozent. Damit schnitt die Börse in Warschau besser ab als die Handelsplätze in Tschechien und Ungarn. Vor allem Finanzwerte wie etwa die PKO Bank, Bank Pekao oder das Versicherungsunternehmen PZU sind gefragt. Langfristig sind aber auch Konsumwerte vielversprechend. Schließlich haben die osteuropäischen Länder mit der wirtschaftlichen Erholung durchaus Nachholpotenzial. Hier gibt es in Polen aussichtsreiche Aktien aus dem Midcap-Bereich, also mit einer mittleren Marktkapitalisierung zwischen 250 Millionen und einer Milliarde Euro.
Die polnische Notenbank konnte dank eines recht stabilen Zloty den Leitzins senken – und wird dies womöglich noch mehrere Male tun. Das dürfte das Umfeld für Banken und Konsumwerte weiter verbessern.
Tschechien
In Tschechien stehen die Zeichen derzeit noch auf Abkühlung. Die Wachstumsprognosen für das Land werden gerade zurückgeschraubt, Hauptursache sind die nachlassenden Exporte sowie schwache Einzelhandelsdaten. Doch auch hier machen moderate Aktienbewertungen die Börse zumindest für Profianleger attraktiv.
Ungarn
Einzig Ungarn bereitet Sorgen, weil die aktuelle Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán Investoren offenbar verunsichert. Die Experten von Raiffeisen Research aus Wien kritisieren etwa die Geldpolitik, die wiederholt durch politische Einflussnahme auf die Zentralbank für Zinssenkungen sorgte, obwohl die Inflation den Forint jährlich um 6,6 Prozent wertloser werden lässt. Zudem seien Erfolge bei den Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht auszumachen. Ein derartiges Umfeld birgt für Investoren hohe Risiken. Raiffeisen Research empfiehlt weiter den Verkauf ungarischer Staatsanleihen.