Personen als Geldanlage Die Ich-Aktie als Investmentchance

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Gute Note bringt gutes Rating

Wie auf einer Roadshow, bei der Unternehmen institutionelle Investoren überzeugen, ihre Aktien zu zeichnen, musste sich Kulp den Investoren stellen. „Ich habe Hunderte E-Mails geschrieben und Skype-Gespräche geführt“, erinnert sich Kulp. Seine Geldgeber agieren nun auch als Mentoren und gaben ihm schon unternehmerische Impulse: Mit zwei Partnern bastelte er eine eigene App, die er auch Risikokapitalgebern von Google präsentierte, sagt Kulp. „Shortwave“ soll es Nutzern möglich machen, Nachrichten via Bluetooth zu verschicken.

Upstart vergab an Matthew Kulp anhand seiner Universität (Rhode Island School of Design), seiner Noten („meist Einsen“, sagt Kulp) und seiner bisherigen Arbeitsstellen das bestmögliche Rating. Nach aktuellen Daten von Upstart entspräche das einer Ausfallwahrscheinlichkeit unter 0,1 Prozent. Und das, obwohl er einen Studienkredit von 27.000 Dollar auf der Seite der Verbindlichkeiten stehen hatte. „Mit meinem Upstart-Kapital habe ich erst mal einen dicken Batzen meiner Schulden zurückgezahlt“, sagt Kulp in bester Manier eines Finanzvorstands einer Börsengesellschaft – nach dem Motto: Fremdverschuldung runter, Eigenkapitalquote rauf.

Fehlschlag: Investoren finanzierten Tennisspieler Tommy Haas. Später mussten sie klagen. Quelle: dpa

Mittlerweile hat Upstart sein Modell leicht umgestellt, Anleger bekommen keine Einkommensanteile mehr, sondern einen Festzins. Bisher können nur qualifizierte US-Investoren in die Gründer und Studenten auf Upstart investieren – Privatpersonen müssen zum Beispiel ein jährliches Bruttoeinkommen von 200.000 Dollar vorweisen können. Der Wettbewerber Pave will künftig auch Kleinanlegern ein Investment ermöglichen.

In der Schweiz gibt es mit studien aktie.org ein ähnliches Modell. Dort wird den Investoren gar eine „dreifache Rendite“ versprochen – Zinseinnahmen, persönliche Kontakte und das gute Gefühl, sich für einen Mitmenschen engagiert zu haben. Klingt gut, aber für die meisten Geldgeber zählten nur harte Dollar, sagt Designer Kulp. Zehn seiner Investoren hatten angegeben, ihn als Mentor begleiten zu wollen. „Kontakt halte ich aber nur zu vier, und nur zwei sind wirklich hilfreich“, sagt Kulp.

Aktionäre habe ein Recht auf Leistung

Wichtiger für Kulp: Sobald seine Investoren 15 Prozent Rendite auf ihr eingesetztes Kapital erzielt haben, endet der Vertrag, unabhängig von der ursprünglich vereinbarten Laufzeit. „Der Vertrag, mit dem einzelne Rechte an der Leistungsfähigkeit und den Eigenschaften des Menschen übertragen werden, ist bei einem Investment in Personen zentral“, sagt der Finanzmarktethiker und Banker Eberhard Schnebel, Lehrbeauftragter an der Goethe-Universität Frankfurt. Wie schnell es bei Verträgen zu Unstimmigkeiten kommen kann, zeigt der Fall des Tennisprofis Tommy Haas.

Der hatte sich seine Tennisausbildung bei Startrainer Nick Bollettieri in Florida von 15 Investoren finanzieren lassen. Dazu wurde 1990 die Tosa GmbH gegründet. Die Investoren schossen je 50.000 D-Mark zu, darunter auch „Focus“-Gründer Helmut Markwort. Bis zum Jahr 2004 sollten die Geldgeber 15 Prozent der Einnahmen von Haas bekommen. Als der den Durchbruch schaffte und Millionen verdiente, blieben die Zahlungen aber aus. Haas’ Anwalt erklärte gar, der Vertrag sei sittenwidrig. Markwort und Co. klagten und gewannen – Haas musste ihnen über 500.000 Euro auszahlen.

Dallas Mavericks Besitzer Mark Cuban mag keine Sportleraktien. Quelle: AP

US-Milliardär Mark Cuban will Bildung fördern, deshalb investiert auch er in Upstart, „und weil ich hoffe, dass es profitabel sein wird“. Cuban, der auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie das Web-Radio Broadcast.com für gigantische 5,7 Milliarden Dollar an Yahoo verkaufte, ist Besitzer der Dallas Mavericks, für die der deutsche Dirk Nowitzki seit Jahren spielt. Von Aktien auf einzelne Sportler, wie sie Anleger auf der US-Handelsplattform Fantex kaufen können, hält Cuban nichts: „Unternehmen können über Generationen profitabel wirtschaften, dafür gibt es in Deutschland viele Beispiele“, sagt er. „Spieler aber müssen irgendwann in Rente gehen.“

Fantex ist bei der US-Aufsicht SEC registriert, aber noch nicht in allen Bundesstaaten als Börse zugelassen. Bislang notieren dort die Aktien von zwei Football-Spielern: Vernon Davis (San Francisco 49ers) und EJ Manuel (Buffalo Bills). Wer in die Athleten investiert, spekuliert mit hohem Risiko. Fantex warnt im Börsenprospekt von Davis: „Nur wer verkraftet, seinen gesamten Einsatz zu verlieren, sollte überlegen zu investieren.“

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