"Petro" Venezuela startet Vorverkauf für erste staatliche Cyber-Devise

Ist der Petro die Rettung? Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hat sein Land in ein tiefe Krise katapultiert. Quelle: REUTERS

Mit dem Vorverkauf der weltweit ersten staatlichen Cyber-Devise will sich Venezuela aus der wirtschaftlichen Krise befreien.

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Das krisengeplagte Venezuela plant einen wirtschaftlichen Befreiungsschlag: Am Dienstag startete der Vorverkauf für die weltweit erste staatliche Cyber-Devise. Bis zum 19. März um 24 Uhr (Ortszeit in Venezuela) können Interessenten in den "Petro" investieren, der venezolanischen Angaben zufolge mit jeweils einem Barrel (159 Liter) der Rohöl-Reserven des Landes besichert ist.

"Die Grundidee ist gut und könnte anderen Staaten die Möglichkeit eröffnen, ihre Abhängigkeit von der Weltleitwährung Dollar zu reduzieren", sagte ein Börsianer. Am Erfolg des Petro zweifle er jedoch, denn wegen der tiefen Wirtschaftskrise sei das Vertrauen der Investoren gering. "Das Ganze ist eher eine Verzweiflungstat, um auf den Zug des Kryptowährungsbooms aufzuspringen."

Das Opec-Mitglied will 100 Millionen digitale Münzen zu jeweils etwa 60 Dollar ausgeben. Dies entspricht in etwa dem Preis für ein Barrel US-Rohöl der Sorte WTI. Damit käme der Petro auf einen Gesamt-Börsenwert von sechs Milliarden Dollar und würde aus dem Stand in die Top Ten der Kryptowährungen einziehen. Berater der Regierung hatten sich allerdings dafür ausgesprochen, den Petro mit Abschlägen von 60 Prozent anzubieten. Dies geht aus Unterlagen hervor, die die Nachrichtenagentur Reuters Mitte Januar einsehen konnte.

Was Venezuela mit dem Petro vorhat

Am Wochenende hatte Carlos Vargas, der Kryptowährungsaufseher seines Landes, gesagt, der Petro werde Investoren aus Katar, der Türkei und anderen Staaten des Nahen Ostens anziehen. "Europäer und Amerikaner werden ebenfalls teilnehmen." Die USA warnen allerdings davor, Petro zu kaufen. Dies sei eine Verletzung der US-Sanktionen, weil es sich um einen Kredit für die venezolanische Regierung handele. Die im Sommer 2017 von US-Präsident Donald Trump verschärften Strafmaßnahmen verbieten es unter anderem, in neu ausgegebene Anleihen des Landes oder des staatlichen Ölkonzerns PDVSA zu investieren.

In Venezuela herrscht seit Jahren ein Machtkampf zwischen Präsident Maduro und der Opposition. Das Land steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, der Ölpreisverfall der vergangenen Jahre drückt auf die Einnahmen des Staates. Die Inflation von mehr als 4000 Prozent trifft die unter Lebensmittelknappheit leidende Bevölkerung hart. Die Opposition hat im vergangenen Jahr immer wieder mit Massenprotesten gegen Maduro mobil gemacht, dem sie den Aufbau einer Diktatur, Misswirtschaft und Korruption vorwirft. Die Absicherung des Petro mit den Ölreserven - den größten der Welt - kritisiert sie als illegal.

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