Prozessbeginn Mister Finanzkrise Fabrice Tourre ab Montag vor Gericht

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Ein ausgebufftes Derivat

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Der Fall Goldman Sachs schien mit der Strafe von 550 Millionen Dollar, zu der die Bank 2010 wegen Wertpapierbetrugs verdonnert worden war, abgeschlossen. Es war die höchste Geldstrafe, die die US-Börsenaufsicht (SEC) jemals verhängt hatte.

Entscheidende Informationen über Finanzprodukte mit Hypothekenpapieren hätte die Bank ihren Investoren wie der deutschen Mittelstandsbank IKB oder Royal Bank of Scotland vorenthalten, so die US-Börsenaufsicht.

Das Besondere an dem Derivat mit dem Namen Abacus 2007-AC1: Hedgefonds-Manager John Paulson war bei der Zusammenstellung des Produktes mit riskanten Immobilienkrediten beteiligt und wettete gleichzeitig auf deren Ausfälle. Davon wussten die Anleger nichts.

Als die Immobilienblase platzte, strich der Hedgefonds-Manager mit seinen Wetten auf den Ausfall dieser Hypothekenpapiere Milliarden ein. Anleger dagegen verloren nach Angaben der SEC mehr als eine Milliarde Dollar. Die deutsche IKB etwa überlebte nur dank einer Finanzspritze der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW. Goldman Sachs räumte ein, der Verkaufsprospekt habe „unvollständige Informationen“ enthalten.

Abacus-Erfinder Tourre fühlt sich unschuldig

Die Klage wegen Anlagebetrugs gegen Tourre nahm die SEC nach der Strafzahlung von Goldman Sachs aber nicht zurück.  Investment-Banker Tourre wehrt sich gegen die Vorwürfe der US-Börsenaufsicht. Er könne nicht für etwas zur Verantwortung gezogen werden, was er nicht getan habe, sagte der heute 34-jährige Franzose.

Tourre, der zurzeit an einer Doktorarbeit an der Universität von Chicago arbeitet, argumentiert, er sei nur einer von sechs Goldman-Sachs-Händlern gewesen, die an dieser Transaktion mitgewirkt hätten. Zudem hätten interne und externe Juristen von Goldman Sachs sowie die Compliance-Abteilung der Bank die Korrektheit des Finanzproduktes gescheckt. Auch einer seiner Anwälte erklärte, die Vorwürfe basierten auf Fehlern, die vielen Angestellten bei Goldman Sachs, einschließlich der Rechtsabteilung, bekannt gewesen sein.

Ob Tourre mit dem Argument, einer von vielen gewesen zu sein, der in dieser Sache verstrickt war, vor Gericht durchzukommen, bleibt abzuwarten.

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