Prozessbeginn Mister Finanzkrise Fabrice Tourre ab Montag vor Gericht

Seite 3/3

Neues Exempel in der Finanzbranche?

Ihren Frust darüber, wie schwierig es ist, Bankmanager in Betrugsfällen persönlich zu belangen, ließ Elizabeth Warren, Senatorin und Vorsitzende des Bankenausschusses in Washington vor einigen Monaten freien Lauf.

Wer in den USA mit Kokain erwischt werde, der lande ziemlich sicher im Knast. Wer mehrmals ertappt werde, lande wahrscheinlich lebenslänglich hinter Gittern, sagte Warren. Wer allerdings Anlagebetrug begehe oder als Bankmanager Millionen Dollar für Drogenkartelle wasche, der zahle halt eine Strafe, ginge brav nach Hause und schlafe des Nachts seelenruhig im eigenen Bette, polterte die demokratische Politikerin.

US-Justizminister Eric Holder antwortete drauf kurz und aufschlussreich: Die großen Institute und einzelne Manager anzuklagen, hätte unweigerlich negative Folgen für die gesamte Wirtschaft, konstatierte Amerikas oberster Ankläger.

Auch fast sechs Jahre nach der Finanzkrise ist die Diskussion wie groß eine Bank sein darf, bevor sie systemkritisch wird – also „too big to fail“ ist – groß. Erst Anfang Juli einigten sich die US-Bankaufsichtsbehörden auf höhere Eigenkapitalvorschriften für große US-Institute. Risikoreiche Geschäfte sollen beschränkt werden. Die Diskussion um eine Trennung vom Investment-Banking und dem normalen Bankgeschäft plätschert weiter ergebnislos vor sich hin. Denn unklar ist, wo überhaupt die Trennlinie zwischen spekulativen und traditionellen Finanzprodukten verläuft.

Setzt Richterin Forrest ein neues Exempel bei der Aufarbeitung der Krise?

Wird also Richterin Katherine Forrest, die mit dem Fall SEC versus Tourre betraut ist, mit der Verurteilung eines Bankers zumindest ein neues Exempel bei der Aufarbeitung der Finanzkrise setzen?  Forrest, die US-Präsident Barack Obama erst vor zwei Jahren zur Richterin ernannt hat, ist jedenfalls in Sachen Wall Street und komplexen Finanzprodukte völlig unbeleckt.

Die Anwälte des Angeklagten sind das sicherlich nicht: Goldman Sachs hatte Tourre zunächst von seinem Job beurlaubt. Ende Dezember 2011 schied er aus der Bank aus. Die Kosten für den rechtlichen Beistand des Ex-Mitarbeiters übernimmt allerdings die Investment-Bank.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%