Quellensteuer im Ausland Wie Sie sich zu viel gezahlte Steuern zurückholen

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Schnell an mehr Dividende kommen

Die Schweiz ist hingegen ein Positivbeispiel. Hier können deutsche Aktionäre mit wenig Aufwand und Mühe ihre Dividendenrendite steigern, etwa bei Nestlé, wenn sie sich um die Erstattung der Quellensteuer kümmern. Zwar lassen es die Schweizer nicht zu, die Quellensteuer vorab auf 15 Prozent zu drücken. Doch im Nachhinein reicht es, einen Antrag an die Eidgenössische Steuerverwaltung zu schicken. Zusätzlich brauchen Anleger noch einen Tax-Voucher ihrer Bank, der den Schweizer Beamten bestätigt, dass nicht mehr Quellensteuer zurückgefordert wird, als überhaupt einbehalten wurde. Kleiner Wermutstropfen: Manche Banken berechnen für den Voucher eine Gebühr, bei der Onvista-Bank sind es etwa 20 Euro. Meist überweisen die Schweizer die zu viel gezahlte Steuer in maximal sechs Monaten – vorbildlich! Allein deutsche Anleger stellen im Jahr etwa 60 000 Anträge. Deutsche Nestlé-Aktionäre bessern so ihre Dividendenrendite auf: Blieben von ursprünglich 2,9 Prozent Dividendenrendite nach allen Steuern nur 1,6 Prozent übrig, sind es dank Erstattung wenigstens 2,3 Prozent.

"Selbst wenn es sich nach Abzug der Gebühren lohnt, die ausländische Quellensteuer erstatten zu lassen, können die Ansprüche verjährt sein“, sagt Yvonne Gross vom Nürnberger Vermögensverwalter KSW. In der Schweiz beispielsweise seien Ansprüche auf Erstattung nach drei und in Frankreich nach vier Jahren verjährt.

So legen Sie Ihr Geld möglichst günstig an
GirokontoZahlen Sie noch Gebühren für Ihr Girokonto? Viele Geldinstitute bieten inzwischen auch kostenlose Alternativen an. Gerade bei Direktbanken ist das gebührenfreie Konto zum Standard geworden. Wer auf seine Filiale um die Ecke nicht verzichten möchte, findet aber auch unter den traditionellen Banken Anbieter, bei denen das Konto kostenlos ist. Quelle: dpa
Angebote vergleichenSchon bei der Wahl des Kontos lohnt es sich, die verschiedenen Angebote miteinander zu vergleichen. Während es bei einigen die Kreditkarte kostenlos gibt, werben Banken auch immer öfter mit anderen Zusatzleistungen. Die Postbank beispielsweise beglückt neue Kunden ihres "Postbank Giro Plus" derzeit mit einem kostenlosen Smartphone, wenn das Konto als Gehaltskonto geführt und online beantragt wird. Grundsätzlich muss das Kleingedruckte angeschaut werden, oft sind Konten nur kostenlos, wenn monatlich ein gewisser Betrag eingeht. Quelle: dpa
Gebühren am AutomatenGerade im Ausland kann Geldabheben extrem teuer werden - je länger und weiter die Reise ist, desto kostspieliger wird es oft. Einige Geldinstitute bieten ihren Kunden an, kostenlos auf der ganzen Welt Geld abzuheben - egal bei welcher Bank Sie gerade sind. Globetrotter sollten nach derartigen Angeboten, wie sie beispielsweise die Direktbank DKB hat, Ausschau halten. Quelle: dpa
DispozinsenAm meisten spart sicher derjenige, der den Dispo überhaupt nicht braucht und entsprechend auch keine Überziehungszinsen zahlen muss. Wer allerdings hin und wieder auf den Dispo angewiesen ist, sollte sich über die herrschenden Unterschiede informieren. Angesichts der erneuten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) haben einige Banken ihren Dispo zuletzt gesenkt, darunter auch Deutsche Bank und Commerzbank. Auch wenn es sich oft nur um Zinskosmetik handelt, lohnen sich Vergleiche zwischen verschiedenen Anbieter. Quelle: dpa
ETF statt teures FondsmanagementAktien gelten in der Niedrigzinsphase als alternativlos, was die Rendite angeht. Auf einzelne Aktien sollten allerdings eher erfahrene Anleger setzen, das Risiko im Depot soll bestmöglich gestreut werden. Bleiben für viele Privatanleger nur Fonds. Wer da auf aktiv von Fondsmanagern verwaltete Angebote setzt, muss natürlich auch das Fondsmanagement finanzieren und zahlt entsprechend hohe Gebühren. Anders bei ETFs. Das sind Indexfonds, die den jeweiligen Index, beispielsweise den Dax abbilden. Hier sind die Gebühren deutlich niedriger. Verschiedene Angebote hat beispielsweise iShares, der ETF-Anbieter des Vermögensverwalters Blackrock. Die ETFs können bei Banken und Sparkassen erworben werden. Bei einigen Direktbanken und Sparkassen kann sogar ein Sparplan abgeschlossen werden, bei dem monatliche Raten eingezahlt werden. Regelmäßiges Sparen funktioniert also auch kostengünstig mit Indexfonds. Quelle: REUTERS
DepotAuch die Kosten fürs Wertpapierdepot variieren von Bank zu Bank. Wer seine Geldanlage lieber selber in die Hand nimmt, kann normalerweise besonders viel sparen. Insbesondere regelmäßiges Sparen wird oft mit niedrigeren Depotkosten belohnt. Wer beispielsweise bei der comdirect mindestens quartalsweise in einen ETF-Sparplan einzahlt, dem werden die Gebühren für die Depotführung erlassen. Quelle: dpa
Jährlich statt monatlichVersicherungen gehören zu einer guten Geldanlage dazu. Zumindest die existenziellen Risiken sollten abgesichert sein. Wer seinen Beitrag bei Haftpflicht- oder Hausratversicherung einmal jährlich zahlt statt jeden Monat kleine Raten, kommt normalerweise günstiger davon. Das gilt beispielsweise auch für Kfz-Versicherungen. Quelle: dpa

Auch die USA sind ein Sonderfall: Anstelle der US-Finanzbehörden treiben die meisten deutschen Banken und Broker die Quellensteuer selbst ein. Sie wird also gar nicht mehr, wie der Name vermuten lässt, an der Quelle abgezogen. „Die US-Behörden haben weltweit mit den Banken Verträge abgeschlossen und ihnen damit die Möglichkeit gegeben, ihren Kunden die Erträge mit einem ermäßigten Steuersatz zu belasten“, sagt Anke Pieper aus der Handelsabwicklung im Bankhaus Lampe. Das vereinfacht den Prozess für Anleger und Banken. Denn während die USA eigentlich 30 Prozent Quellensteuer verlangen, können deutsche Banken von ihren Kunden direkt nur 15 Prozent einbehalten – ohne dass die Anleger weitere Formulare ausfüllen müssen. Dank des Doppelbesteuerungsabkommens werden diese 15 Prozent dann direkt von der Abgeltungsteuer abgezogen. Aktionäre mit US-Aktien wie Apple müssen also meist nicht aktiv werden – sie zahlen auf Dividenden in Summe direkt nur den Satz der Abgeltungsteuer. Bei unklaren Wohnsitzverhältnissen müssen Anleger dafür das Formular W8-BEN bei ihrer Bank einreichen.

In Frankreich wurde die Quellensteuer für Dividenden 2012 auf 30 Prozent erhöht. Auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern steht indes ein Steuersatz von 21 Prozent für EU-Bürger. Das ist formal korrekt. Dennoch ziehen Banken deutschen Anlegern 30 Prozent Quellensteuer ab. Das liegt daran, dass sie keine Kundendaten an die französischen Behörden weiterleiten. „Solange der französische Fiskus nicht weiß, dass der Anleger EU-Bürger ist, bleibt es bei 30 Prozent“, sagt Anne-Lise Lamy, Anwältin für Steuerrecht in Straßburg.

Jedes Land ein Sonderfall

Zwar können Anleger sich mit dem Formular 5000-DE bescheinigen lassen, dass sie EU-Bürger sind. Allerdings muss die deutsche Depotbank das Formular an die französischen Behörden senden, bevor die Aktiengesellschaft dort Dividenden ausschüttet. Und diesen Vorabservice bieten nicht alle Banken und Broker an. Dann bleibt den Anlegern nichts anderes übrig, als noch nicht verrechnete Quellensteuer zurückzufordern.

Womit sie erneut auf Hilfe ihrer Bank angewiesen sind. S Broker fordert dafür etwa 80 Euro Gebühren je Aktie und Jahr zuzüglich fremder Spesen und Gebühren – allein Clearstream verlangt 60 Euro plus Mehrwertsteuer extra. Damit wird die Erstattung für Privatanleger schnell zum Verlustgeschäft. Beispiel: Total. Der Ölkonzern schüttet vier Mal pro Jahr Dividenden aus, jüngst 61 Cent pro Aktie. Das macht bei einer Position von 45 Aktien insgesamt 109,80 Euro im Jahr. Davon kassiert der französische Fiskus 30 Prozent, also 32,94 Euro. Die Hälfte wird auf die Abgeltungsteuer angerechnet – bleiben unter dem Strich 64,37 Euro Dividende, knapp 59 Prozent der Brutto-Dividende. Die restlichen 16,47 Euro Quellensteuer könnten Anleger sich in Frankreich erstatten lassen. Bei den deutlich höheren Gebühren lohnt das nicht.

Auf Erleichterungen hoffen

Das grenzüberschreitende Wirrwarr bei der Quellensteuer ließe sich durch internationale Verträge mindern. Zu mehr als Doppelbesteuerungsabkommen zwischen einzelnen Ländern hat es bisher nicht gereicht. Selbst innerhalb der Europäischen Union gelten in jedem Land andere Regeln. „Die komplizierten Vorschriften für die Erstattung der Quellensteuern dürften den Finanzbehörden zur Aufbesserung der Staatskasse sicher nicht unerwünscht sein“, sagt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut. Aktuell prüft die Kommission, eine Kapitalmarktunion einzurichten. Die könnte die Erhebung der Abgeltungsteuer vereinheitlichen.

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