Ranking Deutschlands beste Vermögensverwalter

Mit welchen Strategien Deutschlands beste Profis das Geld ihrer Anleger vermehren, warum sie für Aktien noch optimistisch sind und welche Papiere sie favorisieren.

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Die besten Geldmanager in der Kategorie "Defensiv"

Für einen wie Lutz Welge ist das Glas nie halb voll; überall sieht er zunächst Risiken. Welge zupft Jackett und Krawatte zurecht, streicht die Haare aus der Stirn und spricht: „Beim Aktienkauf gehen wir zunächst immer vom schlimmsten Szenario aus.“ Bevor sie bei Bank Julius Bär kaufen, wollen sie kein noch so kleines Risiko übersehen: „Wo könnten wir uns irren? Was würde das die Aktie wohl kosten, in Kursverlusten gerechnet?“, erklärt der Deutschland-Chef des Privatkundengeschäfts der Bank. Die Schwächephase an der Börse bis Anfang Februar sieht er zwar als „gesunde Korrektur, auf die wir lange gewartet hatten“. Viele gute Aktien auf dem Radar der Schweizer seien nun günstiger. „Aber“, Welge schlägt die flache Hand auf den Tisch, „man darf jetzt nicht blind einsammeln; wir stocken sehr langsam auf.“

Dosiertes Risiko, immer mit angezogener Handbremse, das ist das Rezept in den Kundenportfolios von Bär. Gleich zwei davon steuerten die Schweizer im Ranking der WirtschaftsWoche ganz nach vorn (siehe Chartgalerien). Eine reife Leistung: je 300 Portfolios der Konkurrenz haben sie in jeder Kategorie auf die Plätze verwiesen.

So performen die besten Geldmanager 2009-2013

Banken und Verwalter machen aus ihren Renditen gern ein Buch mit sieben Siegeln. Neutrale Tests, die gute Verwalter aus der Masse mediokrer Adressen filtern, sind selten. Doch man kann die Renditen objektiv prüfen: Vor Einführung der Abgeltungsteuer 2009 packten viele Geldmanager die Vermögen ihrer Kunden in Fonds. So vermieden sie es, auf jeden Kursgewinn, jeden Zins und jede Dividende Steuern zu zahlen. Die berappen Anleger erst, wenn sie ihren Fondsanteil verkaufen; und Fonds, die zum Verkauf zugelassen sind, müssen ihre Leistungen offenlegen.

Ranking: Die besten Geldmanager der Kategorie defensiv (für eine vergrößerte Ansicht bitte auf das Bild klicken).

Das macht sich das Analysehaus MMD zunutze: Gründer Klaus-Dieter Erdmann hat eine Datenbank aufgebaut, die einen Überblick über die Leistungen der Branche erlaubt: Über 1300 Fondsdepots von Banken, Versicherungen und unabhängigen Verwaltern haben seine fünf Mitarbeiter gesammelt. Die Rangliste der Besten, die die WirtschaftsWoche exklusiv zeigt, hat MMD nach drei Kennziffern ermittelt: 50 Prozent der Punktzahl bringt die Rendite über drei Jahre. Große Schwankungen und zwischenzeitliche Verluste bringen Punktabzüge, dazu wird das Risiko nach zwei Kennziffern ermittelt:

  • Die Volatilität gibt an, wie stark der Wert des Depots im Testzeitraum um seinen Mittelwert herum schwankt, also: wie stark die Nerven des Kunden sein müssen, wenn er jeden Monat auf sein Depot schaut.
  • Der Maximum Drawdown ist der maximale monatliche Verlust in Prozent; der träte ein, wenn ein Depot zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt aufgelöst würde, also auf dem Tief, nach Kauf genau auf dem Hoch. „Das Ranking belohnt Manager, die hohe Renditen bringen, ohne dafür zu viel Risiko zu nehmen“, sagt Erdmann. So wie Lutz Welge von Julius Bär. „Oberste Priorität“, erklärt der, sei es, „Verluste zu vermeiden“. Klar, das wollen alle. Aber die beiden Risiko-Messlatten im MMD-Ranking beweisen, dass das bei ihm funktioniert: Nur 1,88 Prozent betrug der maximale Verlust in drei Jahren; der entsprechende Wert im Dax etwa liegt bei rund 40 Prozent. Der Preis für so viel Sicherheit ist, „dass wir in einem guten Jahr, wenn der Dax 30 oder 40 Prozent plus macht, schlechter abschneiden als der Index“, sagt Welge, der Wirtschaft in Bochum, Köln und Helsinki studiert hat.

Von den weltweit handelbaren gut 12.000 Aktiengesellschaften bis zu den rund 150 Papieren, die in den Depots der Kunden landen können, ist es bei Bär ein langer Weg. „Zunächst filtern wir die kleinen und wenig liquiden aus“, sagt Welge. Die verbleibenden Papiere unterziehen sie einem „doppelten Gesundheitscheck“, wie Welge es nennt: Wie gut sind die Bilanzen? Wie profitabel sind die Unternehmen?

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