Ranking Geldmanager Die besten Vermögensverwalter in unruhigen Zeiten

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Die Anleger stehen Schlange

Derzeit nehmen sie kaum neues Geld an. Für Wedels Fonds, mit dem auch weniger Betuchte sich seine Strategie kaufen können, gibt es eine Warteliste; die Anleger stehen Schlange – trotz recht üppiger Gebühren von 20 Prozent auf den Wertzuwachs einmal im Jahr, sobald er mehr als vier Prozent Rendite machte. Wedels Ansatz erfordert Geduld: Er sucht Unternehmen, deren Wert die Börse gerade unterschätzt. „Wir werden auf Papiere oft aufmerksam, weil deren Handelsvolumen plötzlich steigt oder weil die eigenen Vorstände zukaufen“, sagt Wedel. Das ist aber nur der Startschuss zum wochenlangen Auswahlprozess: Quartalsberichte, Interviews und Fachzeitungen lesen, Branchenkongresse besuchen.

Stimmen die Eindrücke, beginnt Wedel, sich genauer umzuhören, bei Zulieferern, Kunden, Verbänden: Wie ist die Qualität der Produkte, wie der Ruf im Markt, wie die Zahlungsmoral? Wie schnell könnten Konkurrenten das Geschäft kopieren? Am Ende steht der Besuch beim Vorstand. Gerade war er in Buttenwiesen-Pfaffenhofen bei Surteco, einem Hersteller von Oberflächen mit Holzoptik, etwa für Fußleisten und Küchen. Neun Stunden Autofahrt, um die neuen Produktionshallen zu sehen und sich vom Finanzchef „unsere Annahmen für 2016 und 2017 bestätigen zu lassen“, so Wedel. Bis zu 100 solcher Vorstandsgespräche führen er und seine Partner im Jahr. Der Aufwand ist enorm. Deshalb konzentrieren sie sich auf wenig Werte, halten sie Jahre, besitzen manchmal über fünf Prozent der Aktien. „Logisch, dass wir bei Nebenwerten fischen, nicht im Dax, wo Hunderte Analysten jeden Stein schon drei Mal umgedreht haben“, sagt Wedel.

Besonders interessant sind familiengeführte Unternehmen

Im Schnitt schaffen es 30 bis 40 Aktien und 50 Anleihen in die Depots. Neben Surteco hält Wedel Aktien des Druckmaschinenbauers Koenig & Bauer, des Güterbahnspediteurs VTG und des Seefrachtlogistikers Eurokai. Er will wenig Schulden, ein günstiges Kurs-Gewinn-und ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis (Relation des Börsenwerts zum Wert der Vermögenswerte in der Bilanz). Auffällig oft lande er bei familiengeführten Unternehmen, sagt der Ex-Investmentbanker von UBS und Lehman. „Interessant ist der Vergleich mit direkten Konkurrenten“, meint Wedel. Etwa zwischen Eurokai und HHLA: Beide Hafenbetreiber leiden unter der Schwäche der Containerschifffahrt. Aber Eurokai, wo die Eigentümerfamilie den Ton angibt, hat im Boom nicht so prozyklisch investiert; nun muss auch nicht so viel gekürzt werden. Eigentümer planen langfristiger als Manager, sagt Wedel, „am Ende sieht man es am Börsenkurs“.

Aktuell hält Wedel viel Bargeld, 36 Prozent des Portfolios, normal sind etwa 25. „Nur über die Cash-Quote steuern wir das Risiko; auf Absicherungsgeschäfte mit Optionen verzichten wir – außer, wir sehen hohe Risiken für einen Crash.“ Sieht er aber nicht. Spätestens im Frühsommer werde es „Kaufgelegenheiten bei Aktien“ geben. Er erwartet, dass sich die Sorgen um China, Ölpreis und Bankenkrise im Frühjahr verflüchtigen. „Der schwache Ölpreis schenkt den Konsumenten und Unternehmen jeden Tag rund drei Milliarden Dollar im Vergleich zu vor einem Jahr“, sagt Wedel, „Geld, das in Investitionen und Konsum geht.“ Nur wenn man von einer weltweiten Rezession ausginge, wären Daimler, BMW oder Siemens teuer.

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