Renditevergleich Aktiendividenden schlagen Anleiheerträge

Mit Dividenden erzielen Investoren weltweit höhere Renditen als Anleihegläubiger mit Zinsen, das zeigt ein Index-Vergleich. Demnach ist der Unterschied so groß wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr – und er wird größer.

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Hände voller Geld: Dividenden schlagen Zinskupons. Quelle: dpa

New York Weltweit erzielen Investoren mit Aktiendividenden höhere Renditen als Anleihegläubiger mit Zinszahlungen. Aktuell ist der Vorsprung der Dividendenrenditen gegenüber Zinszahlungen so hoch wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr – und das, obwohl Aktien den besten Jahresstart seit 1994 hingelegt haben.

Die 1.610 Aktien im MSCI World Index kamen Ende vergangener Woche auf eine Dividendenrendite von 2,7 Prozent, wie Bloomberg-Daten zeigen. Dagegen liegt die Rendite im Bank of America Merrill Lynch Global Corporate Index, der 10.034 Anleihen der Güteklasse Investmentgrade abbildet, bei 2,6 Prozent. Der 2.652 Papiere umfassende Barclays Global High-Yield Index kommt auf eine Rendite von 6,1 Prozent. Die Dividendenrendite des MSCI World weist zum Junk-Bond-Index aktuell den geringsten Abstand seit mindestens 1995 auf.

Pessimisten verweisen auf das höchste Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Aktien seit über zwei Jahren und eine flaue Konjunktur sowie die in Italien und Deutschland in diesem Jahr anstehenden Wahlen als Grund, warum sie Aktien trotz hoher Dividendenrendite skeptisch beurteilen. Dagegen führen Optimisten ins Feld, dass Dividendenrenditen von mehr als zehn Prozent bei Titeln wie Limited Brands Inc., dem Eigentümer der Dessous-Kette Victoria's Secret, und dem französischen Versorger GDF Suez SA bedeuten, dass Aktien immer noch unterbewertet sind.

„Wenn ich gute Aktien kaufe, kann ich die Dividende haben und ein bisschen Wachstum dazu“, sagt Jacob de Tusch-Lec, Fondsmanager bei Artemis Investment Management LLP in London. Der von ihm verwaltete Artemis Global Income Fund hat über die vergangenen zwölf Monate besser abgeschnitten als 99 Prozent der vergleichbaren Fonds. Mit Anleihen könne man sich nicht gegen die Inflation absichern und erhalte kein Ertragswachstum. Die Anleger seien immer höhere Risiken eingegangen, um sich Rendite zu sichern, aber ab einem gewissen Punkt seien solche Anleihen nicht viel sicherer als Aktien, führte er aus.

Im Januar hat der MSCI World Index fünf Prozent zugelegt, wie Bloomberg-Daten zeigen. Vom Tiefpunkt des Marktes im März 2009 bis Ende vergangener Woche kommt der Index laut Bloomberg-Daten auf einen Ertrag von 128 Prozent einschließlich Dividenden.


Dividenden steigen weiter

Über den größten Teil der vergangenen fünf Jahrzehnte lag die Dividendenrendite bei Aktien unter den Zinszahlungen von Anleihen, da die Anleger eher auf Kurssteigerungen als laufende Erträge setzten. So belief sich die Dividendenrendite für den MSCI World Index zwischen 1997 und dem Zusammenbruch von Lehman Brothers Holdings Inc. im September 2008 auf 2,1 Prozent, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht. Dagegen kam der Unternehmensanleihe-Index von Bank of America auf eine durchschnittliche Rendite von fünf Prozent, beim Junkbond-Index von Barclays waren es zehn Prozent.

In Zukunft dürften die Dividenden weiter klettern auf den höchsten Stand seit mindestens 1998. Die Unternehmen im MSCI World Index werden laut von Bloomberg zusammengetragenen Analystenschätzungen ihre Dividenden in diesem Jahr um 3,8 Prozent auf insgesamt 39,43 Dollar je Aktie ausweiten, verglichen mit einem Tief von 29,58 Dollar im Jahr 2009.

Junkbonds sind trotz der höheren Rendite für viele Investoren keine echte Alternative zu Aktien. „Angesichts der aktuellen Spreads bei Hochzinsanleihen kann man diese Anlagekategorie kaum als günstiger bewerten als dividendenstarke Aktien bezeichnen“, sagt Jason Collins, Leiter europäische Aktien bei SEI Investments Co. in London. „Das ist vor allem aufgrund der bei Hochzinspapieren gegenüber Aktien fehlenden Inflationsabsicherung so. Aktien bieten Potenzial sowohl für höhere Renditen als auch für Kurssteigerungen.“

Entsprechend ziehen Investoren nach Einschätzung von Jonathan Stubbs, Aktienstratege bei Citigroup in London, verstärkt Aktien in Betracht. „Diese Renditen lassen sich auf dem derzeitigen Niveau einfach nicht mit Anleihen erzielen“, erklärt er. „Wenn Sie keine Aktien kaufen, müssen Sie die makroökonomische Lage schon sehr pessimistisch beurteilen.“

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