Bislang war es durchaus lohnend, sich auch bei negativen Realzinsen (Zinsen minus Inflation) noch in Staatsanleihen zu engagieren. Die Anleihen profitierten davon, dass immer mehr Geld auf der Suche nach Sicherheit bei ihnen landete und die Kurse stiegen. Wer etwas mehr Rendite sucht, wird bei Schwellenländerzinspapieren oder Unternehmensanleihen fündig.
Die Schuldenkrise führt zu merkwürdigen Entwicklungen. Investoren kaufen US-Anleihen (Treasuries) oder britische Staatsanleihen (Gilts), obwohl keines der Länder bei den Schulden besser dasteht als die Euro-Zone. Allein durch die Währungsaufwertung des Dollar und Pfund gegenüber dem Euro erzielten Anleger ein Plus von 15 Prozent in einem Jahr.
Da die Staatsanleihen beider Länder zudem noch als sicherer Hafen gelten, kamen für Euro-Land-Anleger in den Rentenfonds aus Währungs- und Kursplus der Anleihen über 30 Prozent Gewinn an. Bis zu 48 Prozent in zwölf Monaten ließ sich mit Portfolios wie dem Pimco Euro Ultra Long Duration verdienen, der in Euro-Zinspapiere investiert, die erst in bis zu 30 Jahren zurückgezahlt werden – von dann hoffentlich noch als sicher eingestuften Schuldnern wie den USA oder Deutschland. Fallen am Markt die Zinsen, steigt der Anleihekurs umso stärker, je länger die Anleihe läuft. Davon profitierten die Fondsspezialitäten.
Alternativ: börsengehandelte Indexfonds
Bekommen die Euro-Länder irgendwann ihre Probleme in den Griff, könnten Anleger aus diesen Papieren auch schnell aussteigen. Dann wären die neubewerteten und renditestärkeren Peripherieanleihen von Spanien, Italien oder Portugal mitunter auch ein neues Ziel für all jene, die sich jetzt in Unternehmensanleihen oder Schwellenländer flüchten. „Alle Anleger suchen händeringend nach Renditeaufschlägen. Aber alles, was jetzt eingekauft wird, ist ziemlich teuer“, sagt Bernd Früh, Rentenfondsmanager beim Schweizer Fondshaus Tiberius.
Erfahrene Fondsmanager können das Kursrisiko begrenzen, wenn sie Anleihen verschiedener Laufzeiten und Schuldner kaufen oder von kursgefährdeten Langläufern in stabilere Kurzläufer umschichten. Wer Fondsmanagern nicht zutraut, dass sie langfristig besser abschneiden als ein Index, der kann sein Depot statt mit aktiv gemanagten Fonds mit einem kostengünstigen ETF, also einem börsengehandelten Indexfonds, bestücken (siehe Chartgalerie oben).
Anleihen gehören zumindest als Beimischung ins Depot, denn nur sie bieten eine einigermaßen kalkulierbare Rückzahlung zum Laufzeitende sowie feste Zinszahlungen. Ihren Anteil klein halten kann, wer schon in eine Lebensversicherung einzahlt, denn Lebensversicherer kaufen vor allem Anleihen.
Die Experten des jüngsten WirtschaftsWoche-Roundtable erwarten zwar eine schleichende Enteignung der Sparer, verursacht durch niedrige Staatsanleihezinsen und anziehende Inflation. Ganz auf Zinspapiere verzichten mag aber keiner, sei es, um kurzfristig in ihnen Liquidität zu parken, sei es, um durchaus noch mögliche höhere Renditen von Schwellenländeranleihen mitzunehmen oder in fremde Währungen zu investieren.
Und: Dass das Zinstief schon erreicht ist und Anleihekurse fortan deshalb nur noch fallen werden, ist längst nicht ausgemacht: Tiberius-Manager Früh glaubt sogar, dass ein Zinstief erst in vielen Jahren erreicht wird, ähnlich wie nach anderen Krisen. „Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 erreichten die Zinsen erst 1951 ihr Tief, in Japan sind die Zinsen nach der Immobilienkrise des Jahres 1990 noch heute bei null Prozent.“