Rentenfonds Wo sich Anleihen noch lohnen

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Bis zu 48 Prozent plus

In welchen Ländern der Einstieg lohnt - und wo nicht
SpanienEine durchschnittliche Dividendenrendite von mehr als neun Prozent klingt auf den ersten Blick natürlich verlockend. Allerdings dürften den meisten bei Spanien auch die Alarmglocken schrillen. Die Staatsverschuldung des Landes droht auf bis zu 90 Prozent des BIP anzusteigen. Die Neuverschuldung liegt mit 8,9 Prozent (Ende 2011) deutlich über der erlaubten Defizitgrenze von drei Prozent. Belastend ebenfalls die hohe Jugendarbeitslosigkeit: Nach Angaben des Bundesbildungsministeriums ist in Spanien jeder zweite Jugendliche arbeitslos. Für die Finanzmärkte steht das Land am Rande des Abgrunds, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Rendite der zehnjährigen spanischen Referenzanleihe trotzig bei fast sieben Prozent verharrt. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 9,4 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 0,93 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 4,2 Dividendenrendite: 9,05 ProzentEmpfehlung: Halten Sie sich besser zurück. Quelle: Keppler Asset Management Quelle: dpa
GriechenlandNoch höher die Dividendenrendite bei den Hellenen - doch zu welchen Rahmenbedingungen? Griechenland macht bei der Bewältigung der Schuldenkrise offenbar kaum Fortschritte. Medienberichten zufolge hat die griechische Regierung mehr als zwei Drittel der Sparvorgaben nicht erfüllt. Auch bei den dringend benötigten Privatisierungen kommt man in Athen nur sehr langsam voran. Nun will das Land bei seinen internationalen Geldgebern eine Streckung der neuesten Sparauflagen um mindestens zwei Jahre erwirken. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 8,0 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,69 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 5,3 Dividendenrendite: 12,12 ProzentEmpfehlung: Besser Finger weg! Quelle: dpa
Anleger an der australischen Börse Quelle: dpa
FrankreichAuch Frankreich leidet unter der Eurokrise. So ist die Industrieproduktion des Landes im Mai kräftig gesunken. Im Jahresvergleich sank die Produktion um 3,5 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang seit Ende 2009. Unter Druck ist vor allem die Autoindustrie. Sie schockt derzeit mit Werksschließung und Massenentlassungen. Im August will die Regierung von Präsident Francois Hollande daher Hilfen präsentieren. Andererseits könnte der Branche mit rund 600.000 Beschäftigten angesichts der starken Konkurrenz aus Deutschland und Asien ein fataler Niedergang drohen. Trotzdem: Im Vergleich zu anderen kriselnden Euro-Staaten verfügt Frankreich über eine solide industrielle Basis. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 11,1 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,08 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 6,1 Dividendenrendite: 4,26 ProzentEmpfehlung: Risikoreich, aber günstig bewertet. Ein Einstieg könnte sich auszahlen. Quelle: ap
DeutschlandDer Dax befindet sich Charttechnikern zufolge weiterhin in einem Bärenmarkt. Vielen Investoren machen sich aufgrund des erheblichen finanzielle Einsatz Deutschlands zur Rettung der Währungsunion große Sorgen. Doch während die Statistiken von ZEW- und dem Ifo-Index darauf hindeuten, dass die deutsche Wirtschaft in den Strudel der Krise gerät, lässt die Kauflaune der Deutschen noch nicht nach. Zudem sehen sich die deutschen Dax-Unternehmen mit prall gefüllten Kassen gut gerüstet. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 11,5 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,25 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 6,0 Dividendenrendite: 3,83 ProzentEmpfehlung: Die Experten von Keppler sagen "kaufen" - immer noch. Quelle: dapd
SchwedenDie skandinavischen Staaten zählen neben Deutschland zu den wirtschaftlich stabilsten Ländern Europas. Auch Schweden kann mit guten Wirtschaftsdaten glänzen. So verzeichnet das BIP seit der Finanzmarktkrise große Zuwachsraten. Das Analysehaus sieht den schwedischen Markt jedoch als Verkaufskandidat. Das liegt unter anderem am hohen KBV sowie KCV. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 12,8 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,81 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 9,2 Dividendenrendite: 2,89 ProzentEmpfehlung: Schön, aber zu teuer. Verkaufen!
Hong KongChinas Wirtschaft wuchs zu Jahresanfang so schwach wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Im ersten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt mit einer Jahresrate von 8,1 Prozent. Das ist deutlich weniger als in den vergangenen Boom-Jahren. Der Internationale Währungsfonds sagt für 2012 ein Wachstum von 8,2 Prozent voraus, nach plus 9,2 Prozent im Vorjahr. Langfristig aber führt für Investoren kein Weg an Asien vorbei. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): 12,1 Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 1,27 Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): 9,3 Dividendenrendite: 3,16 ProzentEmpfehlung: Jetzt einsteigen Quelle: ap

Bislang war es durchaus lohnend, sich auch bei negativen Realzinsen (Zinsen minus Inflation) noch in Staatsanleihen zu engagieren. Die Anleihen profitierten davon, dass immer mehr Geld auf der Suche nach Sicherheit bei ihnen landete und die Kurse stiegen. Wer etwas mehr Rendite sucht, wird bei Schwellenländerzinspapieren oder Unternehmensanleihen fündig.

Die Schuldenkrise führt zu merkwürdigen Entwicklungen. Investoren kaufen US-Anleihen (Treasuries) oder britische Staatsanleihen (Gilts), obwohl keines der Länder bei den Schulden besser dasteht als die Euro-Zone. Allein durch die Währungsaufwertung des Dollar und Pfund gegenüber dem Euro erzielten Anleger ein Plus von 15 Prozent in einem Jahr.

Da die Staatsanleihen beider Länder zudem noch als sicherer Hafen gelten, kamen für Euro-Land-Anleger in den Rentenfonds aus Währungs- und Kursplus der Anleihen über 30 Prozent Gewinn an. Bis zu 48 Prozent in zwölf Monaten ließ sich mit Portfolios wie dem Pimco Euro Ultra Long Duration verdienen, der in Euro-Zinspapiere investiert, die erst in bis zu 30 Jahren zurückgezahlt werden – von dann hoffentlich noch als sicher eingestuften Schuldnern wie den USA oder Deutschland. Fallen am Markt die Zinsen, steigt der Anleihekurs umso stärker, je länger die Anleihe läuft. Davon profitierten die Fondsspezialitäten.

Alternativ: börsengehandelte Indexfonds

Bekommen die Euro-Länder irgendwann ihre Probleme in den Griff, könnten Anleger aus diesen Papieren auch schnell aussteigen. Dann wären die neubewerteten und renditestärkeren Peripherieanleihen von Spanien, Italien oder Portugal mitunter auch ein neues Ziel für all jene, die sich jetzt in Unternehmensanleihen oder Schwellenländer flüchten. „Alle Anleger suchen händeringend nach Renditeaufschlägen. Aber alles, was jetzt eingekauft wird, ist ziemlich teuer“, sagt Bernd Früh, Rentenfondsmanager beim Schweizer Fondshaus Tiberius.

Erfahrene Fondsmanager können das Kursrisiko begrenzen, wenn sie Anleihen verschiedener Laufzeiten und Schuldner kaufen oder von kursgefährdeten Langläufern in stabilere Kurzläufer umschichten. Wer Fondsmanagern nicht zutraut, dass sie langfristig besser abschneiden als ein Index, der kann sein Depot statt mit aktiv gemanagten Fonds mit einem kostengünstigen ETF, also einem börsengehandelten Indexfonds, bestücken (siehe Chartgalerie oben).

Die Zentralbanken werden weiterhin die Zinsen niedrig halten, nur so werden die Staaten ihre Schulden los. Doch den Sparern droht die glatte Enteignung. Fünf Finanzmarkt-Kenner erklären, wie Anleger gegenhalten können.
von Annina Reimann, Hauke Reimer

Anleihen gehören zumindest als Beimischung ins Depot, denn nur sie bieten eine einigermaßen kalkulierbare Rückzahlung zum Laufzeitende sowie feste Zinszahlungen. Ihren Anteil klein halten kann, wer schon in eine Lebensversicherung einzahlt, denn Lebensversicherer kaufen vor allem Anleihen.

Die Experten des jüngsten WirtschaftsWoche-Roundtable erwarten zwar eine schleichende Enteignung der Sparer, verursacht durch niedrige Staatsanleihezinsen und anziehende Inflation. Ganz auf Zinspapiere verzichten mag aber keiner, sei es, um kurzfristig in ihnen Liquidität zu parken, sei es, um durchaus noch mögliche höhere Renditen von Schwellenländeranleihen mitzunehmen oder in fremde Währungen zu investieren.

Und: Dass das Zinstief schon erreicht ist und Anleihekurse fortan deshalb nur noch fallen werden, ist längst nicht ausgemacht: Tiberius-Manager Früh glaubt sogar, dass ein Zinstief erst in vielen Jahren erreicht wird, ähnlich wie nach anderen Krisen. „Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 erreichten die Zinsen erst 1951 ihr Tief, in Japan sind die Zinsen nach der Immobilienkrise des Jahres 1990 noch heute bei null Prozent.“

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