Rentenfonds Templeton-Anleger müssen um Ukraine-Gelder zittern

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Glänzende Performance

Bislang hat das Minus bei der Ukraine in den Fonds unterm Strich keinen dramatischen Schaden verursacht. Die Fonds zählen noch immer mit einem hohen Kursplus in den vergangenen Jahren zu den besten ihrer Klassen. Um knapp 20 Prozent sind beide Fonds in einem Jahr gestiegen. Die Mischung vieler Anleihen in den weltweit investierenden Fonds hat sich also bewährt. Kursgewinne in anderen Bereichen wie bei Währungen und in anderen Schwellenländern haben das Minus der Ukraine mehr als wett gemacht.

Gegen den Strom ging mehrfach gut

Hasenstab gehört zu den Investoren, die gerne gegen den Strom schwimmen und dann Chancen ergreifen, wenn die Kurse am Boden sind. Das ist vielfach gut gegangen. Etwa in Irland ist er in die Staatsanleihen eingestiegen, als die Euro-Rettung voll im Gange war und die irischen Bonds am Boden. Das Land hat sich schnell erholt, die Kursgewinne waren fantastisch. Aber so einfach läuft es mit der Ukraine nicht. Politische Börsen haben in diesem Fall keine kurzen Beine.

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Vom Retter zum Beschimpften

Hasenstabs Team analysierte die Ukraine schon lange bevor die Russen die Krim annektiert haben und sich die Krise zugespitzt hat. Hasenstab schwärmte noch im April 2014 über die geringe Verschuldung des Landes, die gut ausgebildete Bevölkerung, den Reichtum und die strategisch wichtige Position. Doch dann kam die Krise. Die Devisenreserven des Landes sind geschrumpft und die Schuldenquote stark gestiegen. Hasenstab lobte auch guten Umgang der aktuellen Regierung mit der Krise und die Gesetzgebung. Aber das hat nichts genützt, jetzt wendet sich die Regierung, die die Anleihenkäufer vor einem Jahr noch benötigt hat, um zu überleben, von ihnen ab und beschimpft sie auch noch als „gewissenlose Gläubiger“.

Zu viel von IWF und Weltbank erwartet?

Hasenstab hatte sich offenbar darauf verlassen, dass sich die Ukraine mit Hilfe vom Internationalen Währungsfonds, den USA und der Weltbank wieder leicht zu einem stabilen Staat formen lasse würde. Und sich am Ende auf längere Sicht für alle ein Gewinn erzielen ließe. „Ein enger Dialog und Reform-Pakete sollten nicht nur kurzfristige Liquiditätsprobleme lösen können, sondern auch die Volkswirtschaft und den Finanzsektor stabilisieren können“, schrieb er 2014. Er hatte sich offenbar auch auf die Prognose der Weltbank

verlassen, die vor einem Jahr glaubte, „ein angemessener Politik-Mix könne das Wirtschaftswachstum fortsetzen.“

Das hat sich dann aber alles als viel zu optimistisch herausgestellt.

Fondsmanager auf die Finger schauen

Es ist ein Beispiel dafür, wie schnell ein politisch unerfahrener Geldmanager aufs Glatteis internationaler Beziehungen gerät und irgendwie zwischen den Stühlen sitzt. Dumm nur, das die Anleger dafür zahlen müssen. Mancher, der schon lange in den Fonds investiert war, wird den Flop verschmerzen. Jahrelang waren die unkonventionellen Strategien von Hasenstab Geldbringer. In den vergangenen drei Jahren erzielte der Templeton Global Bond im Schnitt pro Jahr 10,6 Prozent und in zehn Jahren 8,9 Prozent pro Jahr. 10,4 Prozent pro Jahr gab es seit Mai 2012 beim Total Return Bond-Fonds und seit Mai 2004 pro Jahr elf Prozent. Anleger sollten die Ukraine-Gelder als Hilfsgelder abschreiben und Hasenstab mehr auf die Finger schauen, aber weitermachen lassen.

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