Rentenfonds Wo sich Anleihen noch lohnen

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Schwellenländer

Quelle: dpa-tmn

So viele Argumente sprechen für eine Investition in Schwellenländern, trommelten gerade die Marketingspezialisten von JP Morgan Asset Management – und dennoch, oh Wunder, packten nur zwei Prozent der Bundesbürger Papiere aus den Emerging Markets in ihr Depot. Liegen die Deutschen damit falsch?

Auf den ersten Blick schon. Die Euro-Krise weit weg, die Prozente auf Anleihen sind noch berauschend, wie beispielsweise in Brasilien. Das Land zahlt zehn Prozent Zinsen – allerdings nur für Anleihen in heimischer Währung. Die Rendite haben jüngst Währungsverluste des Real gegenüber dem Euro getrübt. Traditionelle Schwellenländerrentenfonds investieren in die Dollar-Anleihen der Länder, deren Kurse etwas weniger schwanken, weil die Anleihen liquider sind. Neuere Fonds nutzen den wachsenden Markt der Lokalwährungen („Local Currency“), um durch Währungsgewinne stärker zu punkten.

Mexiko, Brasilien, Russland, Polen, Südafrika, Indonesien & Co. entwickeln sich wirtschaftlich rasant und verkleinern den Abstand zu den Industriestaaten. Das hat Schwellenländerfonds schon hohe Kursgewinne gebracht: Seit 2008 wurden mehr als 170 Staaten, darunter Tschechien, Brasilien und Kolumbien, von den Ratingagenturen bei der Bonität hochgestuft, mehr als 60 Prozent der Schwellenländer haben jetzt laut JP Morgan ein Investmentgrade-Rating, spielen also in der Liga der soliden Schuldner mit.

Fette Rendite, aber Bauchweh droht

Die durchschnittliche Verschuldungsquote liegt bei den Schwellenländern bei nur 34 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, während es bei Industrieländern im Schnitt 100 Prozent sind, bei Japan sogar 200 Prozent.

Aber die Scheu der Bundesbürger ist durchaus berechtigt. Denn ebenso wie die Hochzinsanleihen von Unternehmen profitieren die Märkte von der unkonventionellen Liquiditätspolitik der Notenbanken. Mancher fürchtet bereits, dass die Gelder, die jetzt so massiv in die Märkte fließen, dort gar nicht sinnvoll investiert werden und es zu Fehlentwicklungen kommt – wie in Europa am Immobilienmarkt in Spanien. In China entstehen bereits Geisterstädte. Sollten sich die Probleme mit faulen Krediten dort ausweiten, könnten andere Schwellenmärkte in Sippenhaft genommen werden.

In Krisen halbiert sich das Vermögen eines Fonds mitunter. Danach war bisher immer ein guter Zeitpunkt für einen Kauf. Zehn Jahre lang im Schnitt um die neun Prozent Rendite waren bei den speziellen Anleihefonds keine Seltenheit. Fondsmanager müssen es eben schaffen, die stabileren Märkte zu identifizieren. Aufgrund guter Daten wie einer niedrigen Verschuldung und guter Realrenditen (Zins minus Inflation) stechen aktuell etwa Brasilien und Mexiko hervor. Bis 2011 hatten Inflationssorgen Schwellenlandanleihen zugesetzt. Jetzt können manche die Zinszügel locker lassen, weil gesunkene Rohstoffpreise das Inflationsproblem verringern.

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