Europa blickt auf das schlingernde Griechenland, aber in der Ukraine könnte es noch schneller zu einem Zahlungsausfall für Gläubiger kommen und davon sind auch viele deutsche Fondsanleger betroffen. Das Parlament in Kiew hat am Dienstag ein Gesetz beschlossen, das es ermöglicht, Zins- und Tilgungszahlungen an ausländische Gläubiger auszusetzen. Es geht um insgesamt 23 Milliarden Dollar, die umgeschuldet werden könnten. Die aktuelle Regierung sieht sich nicht in der Pflicht, Anleihen zurückzuzahlen, die noch unter dem früheren Präsidenten Janukowitsch ausgegeben wurden.
Fonds mit Russland in einem Boot
Einer der größten Gläubiger ist Russland. Und auf das Land zielt auch die jetzige Formulierung, dass Rückzahlungen an „gewissenlose Gläubiger“ zurückgehalten werden sollen. Doch das ist auch ein Tritt vors Schienbein der US-Fondshäuser, die sich ebenfalls stark engagiert haben. Der harten Haltung der Ukraine fallen auch Anlegergelder zum Opfer, die etwa bei Fondsgesellschaften wie Franklin Templeton, dem größten privaten Gläubiger der Ukraine, angelegt wurden. Ebenfalls mit kleinen Anteil sollen Investoren wie Pimco, Blackrock, Fidelity und T. Rowe Price betroffen sein.
Mehr als 40 Prozent Minus
Um mehr als 40 Prozent ist der Wert der Ukraine-Anleihen allein in diesem Jahr in den Anleihenportfolios gesunken. Größter Verlierer ist Franklin Templeton-Fondsmanager Michael Hasenstab. Er ist verantwortlich für insgesamt 190 Milliarden Dollar, die das US-Haus weltweit in Anleihen investiert. Und einst hat er massiv mit über sechs Milliarden Dollar auf die Ukraine-Papiere gewettet. Die seit dem Kauf der Anleihen erfolgten Kursverluste ließen die Positionen in den Fonds schmelzen.
1,3 Milliarden Dollar im Feuer
Es geht für deutsche Anleger vor allem um zwei Fonds, in die sie Milliarden investiert haben. Noch sind 1,9 Prozent der insgesamt 32 Milliarden Dollar des Templeton Global Total Return (LU0029871042) in Ukraine-Papieren investiert, beim Templeton Global Bond sind es zwei Prozent von den 34 Milliarden Dollar (LU0029871042). Hasenstab hat selbst nach den hohen Kursverlusten allein bei diesen beiden Fonds etwa 1,3 Milliarden Dollar im Feuer.
Fondsmanager verstummt
Deshalb holt man sich Verstärkung, um zu retten, was zu retten ist. Bei den Verhandlungen mit der Ukraine und Gläubigern hat Franklin Templeton den Investor Blackstone als Berater ins Boot geholt. Blackstone hatte ich auch schon bei der Griechenland-Rettung für Gläubiger engagiert.
Templeton und Hasenstab sind in der Sache verstummt. Ob aus taktischen Gründen, um etwa die Verhandlungen im Verbund anderer Gläubiger nicht zu gefährden, oder aus Scham? Auch die WirtschaftsWoche bekam Fragen nach den Auswirkungen eines Schuldenschnitts auf die Ukraine-Anteile in den Fonds nicht beantwortet. Auch in den Videos, die Franklin Templeton gerne von dem Manager veröffentlicht, kein Wort mehr zu den Perspektiven der Ukraine.