Rentner gegen Funktionäre Aufstand gegen die Sparkasse

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Steigender Versorgungsaufwand

Der steigende Versorgungsaufwand wird auch dadurch nicht wieder wettgemacht, dass Fusionen alte Managementposten überflüssig machen. Denn die bestehenden Verträge werden oft bis zum Ende der Laufzeit ausbezahlt und die Pensionslasten bleiben auch nach dem Ausscheiden der Funktionäre aus dem aktiven Dienst bestehen.

Auch in den bayrischen Landkreisen Dachau, Landsberg und Fürstenfeldbruck stemmen sich daher Bürger und Oppositionelle in den Stadträten gegen die geplante Megafusion ihrer drei Sparkassen.

Ruoffs Bürgerinitiative in Eichstädt wollte sogar ein Strafverfahren gegen die Verantwortlichen der fusionsbeteiligten Sparkassen einleiten. Der Vorwurf: Bilanzfälschung. Ein Ermittlungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft München II zwar eingestellt. Doch der emeritierte Wirtschaftsprofessor Eilenberger ließ es sich nicht nehmen, den Einstellungsbeschluss der Staatsanwaltschaft in einer ausführlichen achtseitigen Stellungnahme als „oberflächliche Betrachtungsweise“ abzubügeln.

Aufmüpfige Bürger und eigenwillige Wissenschaftler, die Behördenentscheidungen nicht für die letztgültige aller Weisheiten halten, das ist eine Mischung, mit der viele alteingesessene Apparatschiki aus der Sparkassenwelt nicht klar kommen.

So soll der Vorstand der Sparkasse von Fürstenfeldbruck eine Informationsveranstaltung von Fusionskritikern per Beschwerde bei der Stadt blockiert haben. Die Stadtverwaltung untersagte der Bürgerinitiative auf Drängen der Sparkasse kurzerhand die bereits genehmigte Nutzung des städtischen Bürgerpavillons. Die Veranstaltung musste daraufhin beim Griechen um die Ecke stattfinden. Solche Aktionen schaden nicht nur dem offenen Dialog, sie bestätigen auch das Klischee der Kungelei zwischen Kommunen und Sparkassen.

Wer das Vertrauen seiner Bank verliert, kann alles verlieren. Was mit einem Kredit von der Sparkasse um die Ecke begann, schaukelte sich zu einem erbitterten Streit hoch, der für den Schuldner im Desaster endete.
von Mark Fehr

Daher wäre es zu begrüßen, wenn die Initiativen von Gottwald & Co. einen Kulturwandel in der Sparkassenwelt anstoßen würden. Wenn das einem gelingen kann, dann Gottwald. Denn er verfügt über drei wichtige Stärken: Er kennt sich mit Zahlen aus, lässt sich nicht abwimmeln und bleibt trotzdem freundlich.

Es schmeichelt ihm durchaus, dass die Süddeutsche Zeitung ihn 2016 auf den Spitznamen „Sparkassenschreck“ taufte. Das passt. Schließlich versteht es keiner wie er, die Verantwortlichen zu nerven und es macht ihm nichts aus, den Funktionären gehörig auf den Wecker zu gehen, beharrlich, aber eben höflich. Und wenn ihm und seiner Initiative mal wieder ein Etappensieg geglückt ist, dann fährt er mit Frau und Wohnmobil in den Urlaub. Fast wie ein normaler Ruheständler.

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