"Früher“, sagt Margarethe Klein, 69, da habe sie sich immer gefreut auf den Brief von der Bank im Januar. Der enthielt den Depotauszug fürs Jahr davor, und Frau Klein las zufrieden, dass sie wieder ein paar Tausend Mark Zinsen bekommen hatte. „Da hatte ich das Gefühl, dass ich belohnt werde für mein Sparen.“
Freundinnen gingen drei Mal im Jahr auf Flusskreuzfahrt; Klein sparte. Weil sie muss: eine Ausbildung zur Modeschneiderin hat sie gemacht, aber auch drei Kinder großgezogen. Vollzeit gearbeitet hat sie daher nur kurz – und so kaum Rentenansprüche.
Sie lebt von den Zinsen, die das gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaute Vermögen abwerfen soll, und von einer kleinen Witwenrente. Die Auswirkungen der aktuellen Niedrigzinsen sieht Klein schwarz auf weiß auf ihrem Depotbericht: „Die Weihnachtsgeschenke für die Enkel fielen in den letzten Jahren schon ’ne Nummer kleiner aus.“
Kein Zins, nirgends
Wie Anleger die Geldanlage Gold beurteilen
Die deutliche Mehrheit – 76 Prozent – der Bürger ist der Meinung, dass Gold eine gute Ergänzung zu anderen Geldanlagen ist.
68 Prozent halten Gold für eine sichere Geldanlage.
58 Prozent finden, dass Gold für risikoscheue Anleger geeignet ist.
Der Aussage 'Gold ist zur Zeit eine lohnende Anlage, weil die Kurse steigen werden' stimmt knapp jeder zweite Bürger zu.
Anhaltende Niedrigzinsen sind für Anleger mehr als ein Luxusproblem. Sie schmälern nicht nur die Erträge der Spargroschen; auch Wertpapiere wie Staatsanleihen, in die zum Beispiel Lebensversicherungen einen Großteil ihrer Einlagen investieren müssen, werfen kaum noch Rendite ab, Versicherungen schütten ihrerseits immer weniger an die Anleger aus.
Das merken die spätestens als Rentner. Wenn die Zinsen 20 Jahre lang im Schnitt auch nur 1,5 Prozentpunkte unter der Teuerungsrate liegen, schrumpft die Kaufkraft eines Vermögens von 100.000 Euro auf 74.000 Euro. Dennoch legen die Deutschen weiter zinslastig an.
Deutsche Börsen-Allergie
„Kaum jemand bringt so viel Geld zur Bank wie wir, obwohl die Zinsen noch niedriger sind als im Rest Europas“, sagt Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. 5226 Milliarden Euro haben wir in Summe an Privatvermögen (ohne Immobilien) angehäuft; mehr als 70 Prozent davon liegen in Bankeinlagen wie Tagesgeld und Festgeld, und in Ansprüchen gegen Versicherungen.
Nur jeder zehnte Deutsche ist Aktionär, direkt oder über Fonds, in den USA jeder zweite. „Die Börsen-Allergie ist nachvollziehbar, zwei Mal konnten Anleger dort in zehn Jahren die Hälfte ihres Einsatzes verlieren“, sagt Joachim Paul Schäfer, einer der dienstältesten deutschen Vermögensverwalter, „viele haben Angst, schon wieder zu spät zu kommen.“
Und es stimmt: Vor zwei Jahren waren Aktien billiger. Nur nutzt diese Erkenntnis wenig, wenn man hier und heute Geld anzulegen hat. Wohin also damit, wenn sichere Zinsen nicht mal die Inflation ausgleichen und Aktien so teuer sind, dass man fürchten muss, direkt in den nächsten Crash zu laufen?
Die Lösung liegt in der richtigen Mischung. Ein Depot aus je 30 Prozent Aktien und Anleihen, 25 Prozent Gold und 15 Prozent Tagesgeld hat Anlegern seit 2000 5,6 Prozent Rendite pro Jahr eingebracht. Seit Januar 2000 liegt es insgesamt 123 Prozent im Plus – trotz verheerender Aktiencrashs und Niedrigzinsen.
Wie Anleger sich ein Depot bauen, was sie dabei beachten müssen und mit welchen Aktien und Fonds es bestückt werden kann, steht auf den folgenden Seiten: einmal für 15 000 Euro und einmal für 50 000, die angelegt werden sollen.