Richtig investieren Wohin mit dem Geld?

Bei Aktien droht der Crash, bei Gold war er schon da, auch Immobilien scheinen überteuert. Wie Sie 15.000 oder 50.000 Euro jetzt am besten anlegen.

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"Früher“, sagt Margarethe Klein, 69, da habe sie sich immer gefreut auf den Brief von der Bank im Januar. Der enthielt den Depotauszug fürs Jahr davor, und Frau Klein las zufrieden, dass sie wieder ein paar Tausend Mark Zinsen bekommen hatte. „Da hatte ich das Gefühl, dass ich belohnt werde für mein Sparen.“

Freundinnen gingen drei Mal im Jahr auf Flusskreuzfahrt; Klein sparte. Weil sie muss: eine Ausbildung zur Modeschneiderin hat sie gemacht, aber auch drei Kinder großgezogen. Vollzeit gearbeitet hat sie daher nur kurz – und so kaum Rentenansprüche.

Sie lebt von den Zinsen, die das gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaute Vermögen abwerfen soll, und von einer kleinen Witwenrente. Die Auswirkungen der aktuellen Niedrigzinsen sieht Klein schwarz auf weiß auf ihrem Depotbericht: „Die Weihnachtsgeschenke für die Enkel fielen in den letzten Jahren schon ’ne Nummer kleiner aus.“

Kein Zins, nirgends

Wie Anleger die Geldanlage Gold beurteilen

Anhaltende Niedrigzinsen sind für Anleger mehr als ein Luxusproblem. Sie schmälern nicht nur die Erträge der Spargroschen; auch Wertpapiere wie Staatsanleihen, in die zum Beispiel Lebensversicherungen einen Großteil ihrer Einlagen investieren müssen, werfen kaum noch Rendite ab, Versicherungen schütten ihrerseits immer weniger an die Anleger aus.

Das merken die spätestens als Rentner. Wenn die Zinsen 20 Jahre lang im Schnitt auch nur 1,5 Prozentpunkte unter der Teuerungsrate liegen, schrumpft die Kaufkraft eines Vermögens von 100.000 Euro auf 74.000 Euro. Dennoch legen die Deutschen weiter zinslastig an.

Deutsche Börsen-Allergie

„Kaum jemand bringt so viel Geld zur Bank wie wir, obwohl die Zinsen noch niedriger sind als im Rest Europas“, sagt Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. 5226 Milliarden Euro haben wir in Summe an Privatvermögen (ohne Immobilien) angehäuft; mehr als 70 Prozent davon liegen in Bankeinlagen wie Tagesgeld und Festgeld, und in Ansprüchen gegen Versicherungen.

Nur jeder zehnte Deutsche ist Aktionär, direkt oder über Fonds, in den USA jeder zweite. „Die Börsen-Allergie ist nachvollziehbar, zwei Mal konnten Anleger dort in zehn Jahren die Hälfte ihres Einsatzes verlieren“, sagt Joachim Paul Schäfer, einer der dienstältesten deutschen Vermögensverwalter, „viele haben Angst, schon wieder zu spät zu kommen.“

Wo es noch Zinsen gibt
Wer derzeit für ein Jahr lang Geld auf einem Tagesgeldkonto parkt, bekommt durchschnittlich nur 0,54 Prozent Zinsen. Wer also 10.000 Euro auf der hohen Kante hat, hat nach einem Jahr lediglich 54 Euro mehr. (Stand: 12. Mai 2014) Quelle: AP
Die besten Anbieter von Tagesgeldkonten sind derzeit die Renault Bank direkt Tagesgeld mit 1,31 Prozent p.a. und MoneyYou Tagesgeld (1,31 Prozent p.a.). Viel mehr als 1,3 Prozent Prozent Jahreszins sind derzeit aber - unabhängig vom Anbieter - nicht drin.Quelle: Tagesgeldvergleich.net Quelle: Screenshot
Beim Festgeld ist die Verzinsung gut doppelt so hoch. Wer 10.000 für drei Jahre festlegt, bekommt schon zwischen 2,1 und 3,3 Prozent Zinsen. Für ein einjähriges Festgeld bekommen Sparer in Deutschland allerdings maximal 1,7 Prozent Zinsen. Besonders hohe Zinsen bieten Tochtergesellschaften ausländischer Banken. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Im Dezember 2013 hat die Saving­Global GmbH die Onlineplattform Welt­sparen.de gestartet, über die deutsche Sparer Festgeldkonten im Ausland eröffnen können. Die First Investment Bank in Sofia bietet derzeit 2,9 Prozent Zinsen für einjährige Festgeld-Anlagen an, bei einer Laufzeit von 36 Monaten winken 3,3 Prozent. Das Geld wird in Euro angelegt, es gibt also kein Währungsrisiko. Quelle: Screenshot
Künftig sollen auch andere ausländische Banken über die Plattform deutschen Kunden Festgeldkonten anbieten. So soll neben einer italienischen und einer portugiesischen Direktbank auch ein Institut aus Norwegen dazu stoßen, das 2,2 Prozent Zinsen für ein einjähriges Festgeld bei einer Mindestanlage von 15.000 Euro anbietet. Allerdings müssen die Kunden in norwegischen Kronen anlegen. Quelle: dpa
Um ein solches Festgeldkonto eröffnen zu können, müssen Sparer bei Welt­sparen.de Kunde werden, in dem sie online und per Postident-Verfahren ein Konto bei der deutschen MHB Bank eröffnen. Die MHB Bank ist Abrechnungsbank für die Festgeldgeschäfte der Saving­Global und legt das Geld der Sparer bei den ausländischen Partnerbanken an. Sobald das Konto eröffnet ist, können Kunden via Online-Plattform den gewünschten Betrag überweisen. Am Ende der Laufzeit überweist die Partnerbank das Geld mit Zinsen auf das Weltsparkonto bei der MHB Bank zurück. Quelle: Screenshot
Die Kontoführung ist für Kunden der MHB Bank kostenlos. Saving-Global und MHB verdienen an einer Vermittlungsgebühr von den ausländischen Partnerbanken. Wie hoch diese Provision ist, lässt sich nur schätzen. So bekommen beispielsweise bulgarische Kunden bei der Fibank für ein einjähriges Festgeld in Höhe von 10.000 Euro 4,15 Prozent Zinsen, Deutsche dagegen 2,9 Prozent. Die Differenz dürfte der Vermittlungsgebühr entsprechen. Quelle: dpa

Und es stimmt: Vor zwei Jahren waren Aktien billiger. Nur nutzt diese Erkenntnis wenig, wenn man hier und heute Geld anzulegen hat. Wohin also damit, wenn sichere Zinsen nicht mal die Inflation ausgleichen und Aktien so teuer sind, dass man fürchten muss, direkt in den nächsten Crash zu laufen?

Die Lösung liegt in der richtigen Mischung. Ein Depot aus je 30 Prozent Aktien und Anleihen, 25 Prozent Gold und 15 Prozent Tagesgeld hat Anlegern seit 2000 5,6 Prozent Rendite pro Jahr eingebracht. Seit Januar 2000 liegt es insgesamt 123 Prozent im Plus – trotz verheerender Aktiencrashs und Niedrigzinsen.

Wie Anleger sich ein Depot bauen, was sie dabei beachten müssen und mit welchen Aktien und Fonds es bestückt werden kann, steht auf den folgenden Seiten: einmal für 15 000 Euro und einmal für 50 000, die angelegt werden sollen.

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