Rohstoff Kakao Schokoladige Investments fürs Osternest

Der Schokoladenhase könnte vom Aussterben bedroht sein, denn Kakao könnte knapp - und damit wertvoll wie Kaviar - werden. Für Anleger ist der Rohstoff deshalb spannend. Was es zu beachten gibt, damit Sie sich kein Ei ins Nest legen.

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Deutschlands Schoko-Riesen
Schlager Süsstafel Quelle: dpa
Berggold "Sturm der Liebe" Quelle: Screenshot
Halloren-Kugeln Quelle: dpa
Rübezahl Schokoladen Quelle: Presse
Trumpf: Edle Tropfen Quelle: Screenshot
Moser Roth
Stollwerck-Gruppe: Die Markensammler Quelle: dapd

Gerade an Ostern hat Schokolade Hochkonjunktur: Hasen, Eier, überzogenes Gebäck - am Feiertag gehören Süßigkeiten sowohl in Supermarktregale, als auch die Osternester in den Gärten. Wir haben es eben gerne süß bis edelbitter. Im Jahr 2011 hat jeder Deutsche durchschnittlich 9,6 Kilo Schokolade gegessen, den Großteil davon in Tafel- oder Riegelform. Darüber hinaus hat die Kakaobohne auch längst Einzug in die Badezimmer gehalten: Von Körperlotion mit Kakaobutter über Gesichtspeelings oder Badezusätze mit Schokosplittern - Schokolade ist aus dem Alltag kaum wegzudenken. Auch weil Kakaoprodukte bei uns - von Edelpralinen einmal abgesehen - sehr günstig sind.

Alte Bäume, knappe Ernten

Das könnte sich aber schon sehr bald ändern: Laut Berechnungen der internationalen Kakao-Organisation ICCO in London fehlen allein in dieser Saison 45.000 Tonnen Kakao. "Was wir hier haben, ist ein strukturelles Defizit, weil sowohl die Kakaobäume, als auch die Kakaobauern alt sind", sagte der ICCO-Geschäftsführer Jean-Marc Anga. So seien im Jahr 2011/2012 rund 4,1 Million Tonnen Kakao produziert worden, bis zum Ende des Geschäftsjahres 2012/2013 soll die Produktion nochmals um 72.000 Tonnen zurückgehen.

Kakaoproduktion
Jahr 2011/2012Vorhersage für 2012/2013Veränderung in ProzentVeränderung in Tonnen
Afrika2,905 Mio. Tonnen2,796 Mio. Tonnen-3,8 Prozent-109.000 Tonnen
Amerika639.000 Tonnen644.000 Tonnen+0,8 Prozent+5.000 Tonnen
Asien und Pazifik531.000 Tonnen563.000 Tonnen+6,0 Prozent+32.000 Tonnen
weltweit4,075 Mio. Tonnen4,003 Mio. Tonnen-1,8 Prozent-72.000 Tonnen

Kommen zu den strukturellen Problemen noch witterungsbedingte Missernten, Schädlingsbefall oder politischen Unruhen in den Herkunftsländern hinzu, die den Transport nach Europa erschweren, wird Kakao noch knapper. Und hier wird es für Anleger spannend, denn momentan ist der Kakao günstig. Wer jetzt einsteigt, könnte entsprechend Gewinne abschöpfen.

"Der Preis hat Potenzial nach oben"

Die teuersten Schokoladen
Platz 7Chocolatier: Hussel Confiserie Name: Edelbitter-Schokolade Haselnuss Preis: 3,98 Euro Zum gleichen Preis gibt es auch die Vollmilch-Schokolade Konfetti oder die weiße Schokolade Cranberry. (Preise und Angaben von Hussel und Chocolats de Luxe) Quelle: PR
Platz 6Chocolatier: Domori Name: Guasare 70 % Preis: 5,40 Euro Quelle: PR
Platz 5Chocolatier: Pacari Name: Raw 70 % Preis: 5,80 Euro Quelle: PR
Platz 4Chocolatier: Madre Chocolat Name: Triple Cacao Preis: 9,50 Euro Quelle: PR
Platz 3Chocolatier: Amedei Name: Porcelana Preis: 11,20 Euro Es handelt sich nach Herstellerangaben um die einzige Schokoladensorte, die auf us-amerikanischen Boden angebaut wird: auf Hawaii. Quelle: PR
Platz 2Chocolatier: Clement Name: Cru Sauvage Preis: 12,50 Euro Quelle: PR
Platz 1Chocolatier: Pralus Name: Trois Cru d'Excellence 75 % Chuao, Porcelana, Guyana Preis: 19,90 Euro Quelle: PR

So prognostiziert auch Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, steigende Preise - die von der ICCO erwähnte Knappheit möchte er jedoch relativieren. Das Defizit betrüge lediglich rund ein Prozent der weltweiten Kakaoproduktion. Von einer Unterversorgung könne man deshalb nicht sprechen. Der Kakaopreis bewege sich allerdings seit rund fünf Jahren zwischen 2000 und 3500 Dollar pro Tonne. Aktuell kostet die Tonne Kakao um die 2190 Dollar. "Wir sind da am unteren Ende der Spanne, der Preis hat also Potenzial nach oben", ist sich Fritsch sicher.

Für diese Theorie spreche auch eine von der Regierung der Elfenbeinküste herausgegebene Schätzung zum Ertrag der Zwischen- und Haupt-Kakaoernte. Die Witterungsbedingungen in Westafrika, dem Hauptproduzenten von Kakao, seien ungünstig gewesen, sagt auch Fritsch. Denn die Kakaopflanze ist nicht pflegeleicht: Zu viel oder zu wenig Regen können die Ernte gefährden. "Insofern sind wir uns sicher, dass der Preis für Kakao steigen wird", bilanziert der Rohstoffexperte.

Die größten Kakaoproduzenten der Welt

Preissteigerungen beim Kakao ärgern vor allem die Süßwarenindustrie. Die müssen neben höheren Preisen für Kakao auch noch den gestiegenen Zuckerpreis und die Preise für Haselnüsse hinnehmen, die bei der Herstellung von Schokolade zum Einsatz kommen. Der Zuckerpreis in der EU ist von 2008 bis Anfang 2013 von 600 Euro auf 730 Euro geklettert, bei Haselnüssen haben sich die Preise binnen zweieinhalb Jahren verdoppelt. Die aktuelle Lage für die 220 Süßwarenhersteller in Deutschland sei bitter, sagt auch Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie.

Aber nicht für alle ist ein steigender Kakaopreis ärgerlich: Investoren können beispielsweise mit Indexzertifikaten, die auf Termingeschäfte setzen, von steigenden Preisen profitieren. Die Zertifikate auf Rohstoffe beziehen sich auf den Preis an den Terminbörsen Nybot in New York oder LIFFE in London.

Bittersüßes Vergnügen für Anleger

Quadratisch, praktisch, 100 Jahre alt
Waldenbuch, im Juni 2012 – Waldenbuch ist eine Kleinstadt im schwäbischen Landkreis Böblingen. Sie hat eine historische Stadtkirche, ein Schloss und etwa 8.500 Einwohner. Und Waldenbuch hat Ritter Sport. Seit 1930 produziert das Familienunternehmen seine Schokolade am Rand des Naturparks Schönbuch, was man bei gutem Wetter im ganzen Ort riechen kann. Jeden Tag verlassen 2,5 Millionen Tafeln das Schokoladenwerk in Waldenbuch. Quelle: dpa
Die Geschichte des Unternehmens beginnt aber in Stuttgart-Bad Cannstatt – vor genau 100 Jahren. Drei Generationen der Familie Ritter haben der Schokolade in diesem Firmen-Jahrhundert ihre ganz eigene Handschrift verliehen.Bildquelle: PR
Der Grundstein für Ritter Sport ist die Liebe: Der Konditor Alfred Eugen Ritter (siehe Bild) und Clara Göttle, Inhaberin eines Süßwarengeschäfts, heiraten 1912 und gründen ihre Schokolade- und Zuckerwarenfabrik in Stuttgart-Bad Cannstatt.Bildquelle: PR
Schokolade ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein gefragtes Gut und die Mitarbeiterzahl wächst schnell. 1930 zieht die Firma aus Platzgründen ins ländliche Waldenbuch. Zwei Jahre später entsteht das zentrale Markenzeichen von Ritter Sport: Clara Ritter hat die Idee, eine Schokolade in Quadratform herzustellen. Sie hat bei den örtlichen Fußball-Anhängern beobachtet, dass die üblichen Schokolade-Langtafeln in ihren Jackettaschen zerbrechen. Deshalb werden die Tafeln in der neuen und damals revolutionären Form „Ritter’s Sport Schokolade“ getauft.Bildquelle: PR
Nach dem Kriegsende 1945 laufen die Maschinen wieder an und 1950 nimmt die Produktion volle Fahrt auf. Nach dem Tod von Firmengründer Alfred Eugen Ritter übernimmt dessen Sohn Alfred Otto 1952 die Leitung des Betriebes in zweiter Generation. Auf dem Bild: Historische Luftaufnahme der Fabrik in Waldenbuch.Bildquelle: PR
In den fünfziger Jahren macht sich das westdeutsche Wirtschaftswunder auch beim Schokoladeproduzenten in Waldenbuch bemerkbar. 1954 zählt der Betrieb über 100 Beschäftigte. 1960 beschließt das Unternehmen, sich auf die quadratischen Tafeln zu konzentrieren.Bildquelle: PR
Bundesweit bekannt wird Ritter Sport ab 1970 mit der Erfindung der ersten Joghurtschokolade Deutschlands und der Fernsehwerbung mit dem einprägsamen Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut“.Bildquelle: PR

Ein solches Investment ist allerdings nicht ungefährlich, denn der Handel mit Rohstoffkontrakten ist - von ethischen Bedenken einmal abgesehen - auch nicht ganz einfach. Wer ein Zertifikat kauft, muss sich zwar nicht selbst mit dem Kaufen und Verkaufen von Rohstoff-Verträgen beschäftigen. Wissen, was dahinter steckt, sollten Investoren aber auf jeden Fall. "Es gibt natürlich viele Anleger, die sich sehr gut auf dem Terminmarkt auskennen, alle anderen müssen sich vorher wirklich gut informieren, sonst drohen Verluste", sagt auch Heiko Geiger, Zertifikatespezialist bei der Schweizer Bank Vontobel.

So funktioniert der Rohstoffhandel

"Bei Rohstoff-Kontrakten spielt die Entwicklung an den Terminmärkten eine Rolle, saisonale Entwicklungen, das Wetter, Schädlinge", erklärt Geiger. Dementsprechend seien Rohstoffkontrakte deutlich komplizierter als Rohstoffaktien.

Was Anleger bei Kakao-Investments beachten müssen

"Außerdem besteht das Risiko der Rollverluste (siehe oben), was viele Anleger übersehen", weiß Geiger. Auch Hedgefonds spielen eine wichtige Rolle. Als Kakao im Jahr 2010 sein 33-Jahreshoch erreichte, hatte der Londoner Hedgefonds Armajaro an einem Tag 240.000 Tonnen Kakao aufgekauft - das entsprach rund sieben Prozent der Jahresproduktion. Das beeinflusst den Preis. Deshalb gilt besonders bei strukturierten Produkten auf Rohstoffe: informieren, informieren, informieren. "Ich empfehle immer: Lieber einen Anruf mehr beim Emittenten, als einen zu wenig", so Geiger.

Warum Aktien sicherer sind

Wo Deutsche investieren – und wovor sie sich fürchten
Die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone und die Probleme rund um Griechenland haben bei den deutschen Sparern ihre Spuren hinterlassen. Bei der Geldanlage sind die Deutschen heute deutlich vorsichtiger gestimmt, als zu Beginn der Finanzkrise. Das ist das Ergebnis des fünften Schroders Investmentbarometers. Auf den folgenden Seiten zeigen wir, wo die Deutschen ihr Geld heute investieren - und wovor sie sich fürchten.Quelle: Schroders Investment Management GmbH Quelle: REUTERS
EuropaDie Untergangspropheten für den Euro haben ganze Arbeit geleistet. Mittlerweile sehen 40 Prozent der deutschen Anleger Europa als die Region mit dem höchsten Risiko. Damit liegt der europäische Staatenverbund vor allen übrigen Regionen und Ländern. Die gestiegene Risikoaversion macht sich auch bei der Geldanlage der Deutschen bemerkbar. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Investitionen in Europa um 15 Prozent zurückgefahren. Als sicher sehen die Deutschen im Moment nur ihr eigenes Heimatland. Gerade einmal 3 Prozent der deutschen Sparer würden ihr Geld nicht in der Bundesrepublik investieren. Quelle: dapd
ImmobilienImmobilien gelten momentan als einer der sichersten Anlagen. In den europäischen Metropolen überteigt die Nachfrage oftmals das Angebot. Dadurch klettern die Preise seit Jahren auf immer neue Rekordwerte. Auch für viele deutsche Anleger sind trotz der Krise Immobilien der Fels in der Brandung. 32 Prozent halten europäische Immobilien für besonders sicher. Quelle: dpa
AktienmärkteDas ständige Auf und Ab an den europäischen Aktienmärkten hielt viele deutsche Anleger in den letzten Jahren von einem Investment ab. Gerade einmal jeder fünfte Kleinanleger investierte sein Erspartes in Aktien. Trotzdem werden europäische Aktien von 21 Prozent der Befragten als sicher eingestuft. Quelle: dapd
DeutschlandDie Vorliebe für Deutschland als Anlageregion ist mit der Sorge um die Euro-Zone gestiegen. Mittlerweile investieren mehr als 80 Prozent der Befragten den größten Teil ihres Geldes in der Bundesrepublik. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von neun Prozent. Dagegen sehen die Deutschen internationale Anlagen als zu risikoreich. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten gab an, keine Inventionen im Ausland tätigen zu wollen. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: dpa
AsienDie asiatischen Länder mussten sich im letzten Jahr mit einem geringeren Wachstum zufrieden geben. Trotzdem sehen 46 Prozent der deutschen Anleger die Region als Wachstumsmarkt von morgen an. Das heißt aber nicht, dass sie dort auch tatsächlich investieren. Der Anteil der Anleger, die in der Region (ohne China und Japan) investiert sind, schrumpfte von fünf auf ein Prozent. Quelle: dapd
ChinaKnapp 20 Prozent der deutschen Privatanleger halten eine Investition in China für sinnvoll. Die Zahl der in China investierten Anleger halbierte sich dennoch im vergangenen Jahr von vier auf zwei Prozent. Quelle: AP

Die Unberechenbarkeit des Rohstoffmarktes mag mit ein Grund dafür sein, dass Anleger in der Regel eher Aktien als Rohstoff-Futures kaufen. Denn Schokoladenaktien und Futures sind von der Risikobetrachtung her zwei paar Stiefel, wie Geiger sagt: "Die Dürre in den USA im letzten Jahr beispielsweise hat sich derart auf den Weizenpreis ausgewirkt, so heftige Preisbewegungen gibt es bei Agraraktien nicht."

Außerdem entwickelten sich die Aktien von großen Schokoladenherstellern wie Barry Callebaut, Hershey oder Lindt & Sprüngli allein in den vergangenen zwölf Monaten mehr als positiv (siehe Galerie) - für Anleger lohnt sich also ein Blick auf die sichereren Papiere der Schokoladenhersteller. Bei den Aktien der Schokohersteller bleibt für Anleger natürlich das Managementrisiko, die Zahl der Unwägbarkeiten reduziert sich aber deutlich.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, für den sind Konzernriesen wie Kraft Foods, dessen börsennotierte Tochter Mondelez beispielsweise Milka-Schokolade vertreibt, eine Option. Mit Riesen wie Kraft oder Nestlé gehen Anleger nicht unter, wenn der Kakaopreis dem Unternehmen das Geschäft vermiest. Die Nahrungsmittelunternehmen können ihre Kosten nämlich quer durch die Produktpalette weiterreichen und Schokoladenverluste mit Ketchup-Gewinnen abfedern. Dagegen profitieren sie bei Lebensmittelriesen aber auch nicht unbedingt vom steigenden Kakaopreis.

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