Rohstoffe Ein XXL-Tresor für Seltene Erden

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Zehn Kilo Gallium

Seltene Erden
Bayan Obo Mine in der Mongolei Quelle: Google
Lanthanum Quelle: dpa
Cerium Quelle: dpa
Terbium Quelle: rtr
Neodym Quelle: dpa
Promethium Quelle: dpa
Samarium Quelle: AP

Beck kaufte im April 2010 zehn Kilogramm Gallium für 3900 Euro. Weil sie ihr Metall zu Hause lagerte, waren im Kaufpreis bereits 19 Prozent Mehrwertsteuer enthalten. Lassen Anleger ihre Metalle in einem Zolllager, wie dem Tresor von Tradium in Frankfurt, können sie sich die Mehrwertsteuer sparen. Tradium erhebt dann aber eine Lagergebühr von zwei Prozent pro Jahr, die vierteljährlich vom Warenwert abgerechnet wird. Kursgewinne sind nach einem Jahr steuerfrei. Friederike Beck allerdings verkaufte ihr Gallium nach elf Monaten wieder – mit 1680 Euro Gewinn. Sie hatte den richtigen Zeitpunkt erwischt und profitierte von der Preisexplosion 2011, die bei Technologiemetallen etwas moderater ausfiel als für Seltene Erden.

Preisentwicklung von Technologiemetallen im Vergleich zu Gold

Bei Tradium-Geschäftsführer Matthias Rüth investieren Anleger im Schnitt 30.000 bis 40.000 Euro, überschlägt er. Fast jeder sechste der rund 350 Privatanleger stamme aus dem Ausland. Bis nach Panama verkauft Rüth seine Seltenen Erden.

Anders als bei Gold müssen sich Investoren über Besonderheiten ihrer Anlage im Klaren sein, vor allem dann, wenn sie diese privat lagern möchten – einige sind leicht entzündlich oder giftig. Und: „In Metallform sind Seltene Erden sehr reaktionsfreudig und oxidieren schnell an der Luft“, sagt Diplom-Geologin Maren Liedtke von der Deutschen Rohstoffagentur. Für Anleger kommen daher hauptsächlich die Oxide infrage. Technologiemetalle können zwar als Barren gelagert werden. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Gallium etwa schmilzt bei gut 29 Grad Celsius.

Was Anleger über seltene Erden wissen sollten

Das größte Risiko aber ist, das Metallpulver überhaupt wieder loszuwerden. Technologiemetalle lassen sich bei Haines & Maassen zwar problemlos wieder verkaufen. Vor Seltenerd-Oxiden aber warnt Gunther Maassen. „Ob jemand in einem Fass nun etwas Mehl untergemischt hat, können wir nicht kontrollieren – viel zu teuer“, sagt er. „Daher kaufen wir von Privatkunden grundsätzlich keine Oxide an.“ Wer einige Tonnen Seltenerd-Oxide besitze, könne versuchen, diese einem Hersteller direkt anzubieten. Mit wenigen Kilogramm hingegen finde man kaum einen Käufer, sagt Maassen.

Geschäft in den Kinderschuhen

Lassen Anleger ihre Seltenen Erden im Zolllager liegen, ist eine Qualitätskontrolle der Ware nicht nötig, sagt Bunker-Vermieter Rüth. Denn Zutritt bekommen Investoren zum Tresor nicht. Daher kauft Rüth von seinen Anlegern auch Seltenerd-Oxide wieder an. Allerdings liegt der Ankaufspreis etwa 5 bis 15 Prozent unter dem Verkaufspreis, je nach Rohstoff und Marktlage. Und eine Garantie auf den Rückkauf kann auch Rüth seinen Anlegern nicht geben.

„Das Privatkundengeschäft mit Seltenen Erden steckt immer noch in den Kinderschuhen“, sagt Bunker-Besitzer Rüth, „aber wir glauben, dass es eine spannende Zukunft hat.“ Ein Schuss Zweckoptimismus schwingt da wohl mit. Denn falls er sich irrt, müsste sich Rüth für seinen gut 900.000 Euro teuren Riesentresor einen neuen Verwendungszweck ausdenken.

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