Roundtable zur Börse "Kaufchancen bei Aktien erst später im Jahr“

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Finanzkrise schwächt die Weltwirtschaft immer noch

Wann werden wir die Nachwirkungen der Finanzkrise überwunden haben?

Scott Black: Wenn die Wirtschaft wieder auf die Beine kommen soll, brauchen wir strukturelle Veränderungen. Das durchschnittliche Wachstum nach dem Krieg lag bei drei Prozent.

Zwischen 2009 und 2014 wuchsen die USA nur noch um durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr.

Vita von Scott Black

Scott Black Quelle: Brad Trent

Wir brauchen umfassende Steueränderungen, damit Jobs wieder zurückkehren nach Amerika.

Wir brauchen Steuererleichterungen für Investitionen und ein großes Infrastrukturprogramm.

Jeff Gundlach: Ein gewaltiges Problem ist die Demografie. Wenn ein immer geringerer Teil der Bevölkerung arbeitet, muss die Produktivität der Arbeitenden steigen, um den Wohlstand zu halten.

In Japan geriet das Verhältnis schon vor 20 Jahren aus der Balance.

Vita von Jeff Gundlach

Jeff Gundlach Quelle: Brad Trent

China befindet sich jetzt an diesem Punkt. Italien verliert in der nächsten Generation ein Drittel seiner Arbeitskräfte. Russland steht am Rand der größten Bevölkerungsimplosion in der Weltgeschichte, wenn man von Hungersnöten, Krieg und Seuchen absieht.

Felix Zulauf: Zu unseren Lebzeiten wurde die Weltwirtschaft von drei demografischen Schüben befeuert: Erst traten die Baby-Boomer ins Arbeitsleben ein, dann wurde Osteuropa ein Teil der Weltwirtschaft und schließlich China. Das ist nun Vergangenheit. Ein weiteres Problem ist die Verschuldung.

Seit Anfang der 1980er-Jahren wurde die Weltwirtschaft von zunehmender Verschuldung getragen. Jetzt stößt die Schuldenaufnahmefähigkeit der Wirtschaftssubjekte an ihre Grenzen. Das bedeutet definitionsgemäß weniger Nachfrage. Hinzu kommt die seit 15 Jahren dramatisch zunehmende Regulierung.

Das hemmt die Wachstumskräfte, ebenso wirtschaftspolitische Ansätze, die sich seit Jahrzehnten auf die Stimulierung der Nachfrage konzentrieren. Wir können die Demografie nicht ändern, aber wir sollten die Schulden restrukturieren, Regulierung abbauen und vernünftigere politische Ansätze finden. Aber keines dieser Themen wird diskutiert oder adressiert.

Vita von Felix Zulauf

Felix Zulauf Quelle: Brad Trent

Ziemlich viel Pessimismus. Querdenker könnten annehmen, wir stünden an der Schwelle eines Booms.

Zulauf: Querdenker liegen nicht immer falsch, aber eben auch nicht immer richtig. Jeder Zyklus hat ein eigenes dominantes Thema. Im letzten Zyklus war es die US-Wohnimmobilienblase, aus der sich schließlich die globale Finanzkrise entwickelte. In diesem Zyklus ist es China.

China steckt in einer gravierenden Zahlungsbilanzkrise, deren Ursachen die meisten Fachleute nicht verstehen. Eine Zahlungsbilanzkrise endet stets mit einer Rezession. Die chinesische Währung verliert an Wert. Die einzige Möglichkeit zur Stützung wäre eine Beschränkung der Kapitalflüsse.

Die Anlageideen von Felix Zulauf für 2016

Aber das führte zu einer weiteren Blase in China, der noch massivere Probleme folgten. China wird eine Abwertung der Währung letztlich hinnehmen müssen.

Gabelli: Felix, warum lassen sie die Abwertung nicht jetzt zu?

Zulauf: Das wäre die beste Lösung, aber eine Abwertung des Renminbi um 15 bis 30 Prozent vom aktuellen Niveau aus schadet nicht nur Chinas Handelspartnern, sondern auch seinen Mitbewerbern weltweit. China ist der weltweit größte Exporteur und eines der wichtigsten Importländer.

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