Wann werden wir die Nachwirkungen der Finanzkrise überwunden haben?
Scott Black: Wenn die Wirtschaft wieder auf die Beine kommen soll, brauchen wir strukturelle Veränderungen. Das durchschnittliche Wachstum nach dem Krieg lag bei drei Prozent.
Zwischen 2009 und 2014 wuchsen die USA nur noch um durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr.
Vita von Scott Black
Scott Black gründete 1980 Delphi Management in Boston. Der Vermögensverwalter managt rund 820 Millionen Dollar und hat einen Ruf als erfolgreicher Value-Investor. Black zählt zu den bekanntesten Sammlern impressionistischer, post-impressionistischer und früher moderner Kunst.
Wir brauchen umfassende Steueränderungen, damit Jobs wieder zurückkehren nach Amerika.
Wir brauchen Steuererleichterungen für Investitionen und ein großes Infrastrukturprogramm.
Jeff Gundlach: Ein gewaltiges Problem ist die Demografie. Wenn ein immer geringerer Teil der Bevölkerung arbeitet, muss die Produktivität der Arbeitenden steigen, um den Wohlstand zu halten.
In Japan geriet das Verhältnis schon vor 20 Jahren aus der Balance.
Vita von Jeff Gundlach
Jeffrey Gundlach ist Chef und Mitbegründer von DoubleLine Capital in Los Angeles. Die 2009 gegründete Investmentgesellschaft verwaltet inzwischen 81 Milliarden Dollar. Gundlach, mit einem geschätzen Privatvermögen von 1,1 Milliarden Dollar ebenfalls im Club der 500 reichsten US-Amerikaner, wird als Nachfolger von Bill Gross als neuer „Anleihekönig“ gefeiert.
China befindet sich jetzt an diesem Punkt. Italien verliert in der nächsten Generation ein Drittel seiner Arbeitskräfte. Russland steht am Rand der größten Bevölkerungsimplosion in der Weltgeschichte, wenn man von Hungersnöten, Krieg und Seuchen absieht.
Felix Zulauf: Zu unseren Lebzeiten wurde die Weltwirtschaft von drei demografischen Schüben befeuert: Erst traten die Baby-Boomer ins Arbeitsleben ein, dann wurde Osteuropa ein Teil der Weltwirtschaft und schließlich China. Das ist nun Vergangenheit. Ein weiteres Problem ist die Verschuldung.
Seit Anfang der 1980er-Jahren wurde die Weltwirtschaft von zunehmender Verschuldung getragen. Jetzt stößt die Schuldenaufnahmefähigkeit der Wirtschaftssubjekte an ihre Grenzen. Das bedeutet definitionsgemäß weniger Nachfrage. Hinzu kommt die seit 15 Jahren dramatisch zunehmende Regulierung.
Das hemmt die Wachstumskräfte, ebenso wirtschaftspolitische Ansätze, die sich seit Jahrzehnten auf die Stimulierung der Nachfrage konzentrieren. Wir können die Demografie nicht ändern, aber wir sollten die Schulden restrukturieren, Regulierung abbauen und vernünftigere politische Ansätze finden. Aber keines dieser Themen wird diskutiert oder adressiert.
Vita von Felix Zulauf
Felix Zulauf berät mit seiner Investmentfirma Zulauf Asset Management Großanleger auf der ganzen Welt. Zusammen mit seinem Sohn Roman gründete er 2013 in Zug die Vicenda Asset Management, die inzwischen rund 200 Millionen Dollar verwaltet. Deren Anlagestrategie richtet sich an makroökonomischen Trends aus.
Ziemlich viel Pessimismus. Querdenker könnten annehmen, wir stünden an der Schwelle eines Booms.
Zulauf: Querdenker liegen nicht immer falsch, aber eben auch nicht immer richtig. Jeder Zyklus hat ein eigenes dominantes Thema. Im letzten Zyklus war es die US-Wohnimmobilienblase, aus der sich schließlich die globale Finanzkrise entwickelte. In diesem Zyklus ist es China.
China steckt in einer gravierenden Zahlungsbilanzkrise, deren Ursachen die meisten Fachleute nicht verstehen. Eine Zahlungsbilanzkrise endet stets mit einer Rezession. Die chinesische Währung verliert an Wert. Die einzige Möglichkeit zur Stützung wäre eine Beschränkung der Kapitalflüsse.
Die Anlageideen von Felix Zulauf für 2016
Das spricht dafür:
Bärenmarkt läuft; S&P 500 fällt mindestens auf 1600 Punkte, der Dax auf 7500 Punkte; Ibex 35 besonders gefährdet wegen des starken Engagements spanischer Konzerne in Lateinamerika
Umsetzung (ISIN):
Zertifikat (DE000CZ33B23), Zertifikat (DE000CZ35ED0), Zertifikat (DE000TD2DXS7)
Das spricht dafür:
Schwellenländer leiden weiter unter der Schwäche Chinas, noch kein Boden in Sicht. Währungen, Anleihen und Aktien meiden!
Umsetzung (ISIN):
Zertifikat (DE000AA3DCK0)
Das spricht dafür:
Stadtstaat verliert Nimbus als sicheren Währungshafen, Kapitalabflüsse, Bankeinlagen schrumpfen, drohende Bankenkrise
Umsetzung (ISIN):
Zertifikat (DE000CN1U6L2)
Das spricht dafür:
China steckt in einer Zahlungsbilanzkrise, Währungsreserven schrumpfen dramatisch, Renminbi wird weiter abwerten
Umsetzung (ISIN):
Zertifikat (DE000CN1U6G2)
Das spricht dafür:
Defensive ist gefragt, daher sind hohe Barreserven wichtig
Umsetzung:
Tagesgeld
Aber das führte zu einer weiteren Blase in China, der noch massivere Probleme folgten. China wird eine Abwertung der Währung letztlich hinnehmen müssen.
Gabelli: Felix, warum lassen sie die Abwertung nicht jetzt zu?
Zulauf: Das wäre die beste Lösung, aber eine Abwertung des Renminbi um 15 bis 30 Prozent vom aktuellen Niveau aus schadet nicht nur Chinas Handelspartnern, sondern auch seinen Mitbewerbern weltweit. China ist der weltweit größte Exporteur und eines der wichtigsten Importländer.