Andere Initiatoren trieben es nicht ganz so schlimm wie Embdena, doch Schiffsfondsgeschädigte gibt es überall. Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken, sie alle haben Schiffsbeteiligungen verkauft und üppige Provisionen kassiert. Investitionen in Transportschiffe – meist Frachter für Erz, Kohle oder Container sowie Tanker für Gas und Öl – wurden durchweg als vielversprechende Geldanlage gepriesen. Es sah ja auch alles wunderbar aus: Bis zur Finanzkrise 2008 wuchs der Welthandel stetig, zudem wurden Investments nur gemäß Tonnage der Schiffe pauschal besteuert. Kreditinstitute wie die auf die Commerzbank verschmolzene Schiffsbank oder die HSH Nordbank liehen den Fonds damals bereitwillig Geld. Und so wurden in den Boomjahren um 2005 viele deutsche Privatanleger zu Amateur-Reedern.
Banken fordern Kredite zurück
Doch nach der Finanzkrise stürzten die Frachtpreise und damit die Einnahmen der Schiffsgesellschaften ab – es gab zu viel Laderaum und, trotz deutschem Exportwunder, zu wenig Fracht. Da die nervös gewordenen Banken jetzt ihre Kredite von den Fonds zurückfordern, bleibt für Anleger nicht mehr viel übrig. Mitunter müssen sie selbst bereits erhaltene Ausschüttungen zurückzahlen – oder sogar frisches Geld nachschießen, um sich und die Gesellschaft vor Totalverlusten zu retten.
Anleger, die nach solchen Pleiten Banken und Fondshäuser haftbar machen wollen, gehen einen mühsamen Weg. "Etliche Anwälte stellen enttäuschten Investoren jetzt schnelle Erfolge in Aussicht", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Doch die Betroffenen müssten sich auf lange Verfahren einstellen und sollten Rechtsschutzversicherungen abgeschlossen haben, die auch das Kapitalanlagerecht abdecken.
Enttäuschende Schiffsfonds
Fondshaus: MPC Capital
Reederei: Claus-Peter Offen
Anlagekapital: 13 Millionen Euro
Dem Fonds, in dem 13 weitere Frachter stecken, droht Totalverlust.
Fondshaus: Commerz Real
Reederei: Pronav
Anlagekapital: 17,5 Millionen Euro
Das 400 Anlegern gehörende Schiff soll verschrottet werden.
Fondshaus: HCI Capital
Reederei: Vogemann
Anlagekapital: 22 Millionen Euro
500 Anleger müssen 1,8 Millionen Euro nachschießen.
Als das Oberlandesgericht Oldenburg etwa in diesem Jahr vier Schadensersatzklagen des Berliner Anwalts Wolfgang Schirp für Eaststar-Anleger verhandelte, störte die Abzocke mit den rumänisch-türkischen Schrott-Schiffen die Richter nicht. Schadensersatz bekamen die Anleger nur zugesprochen, weil die Embdena allzu dreist war und an einer Ecke zu viel abkassierte. Für den Kauf der Eaststar schloss sie ein Wechselkurs-Sicherungsgeschäft ab. Nicht etwa mit einer Bank, sondern mit sich selbst – was Embdena eine halbe Million Euro Sondergewinn einbrachte. Solch ein Konstrukt sei unüblich und noch dazu im Prospekt verschleiert worden, fanden die Richter, Anlegern stehe deshalb Schadensersatz zu. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision beim Bundesgerichtshof müssen Anleger noch überstehen.
Schlechte Beratung
Ansatzpunkte für Klagen gegen Banken und Initiatoren sind vor allem Beratungsfehler und Mängel in den Fondsprospekten. "Meine Mandanten wurden von ihren Beratern über die Risiken der zur Altersvorsorge völlig untauglichen Schiffsfonds im Unklaren gelassen", sagt Anwalt Ralf Stoll aus Lahr bei Freiburg. Berater der Deutschen Bank, der Postbank sowie des Strukturvertriebs AWD hätten die Produkte als sichere Anlagen angepriesen, sagt Stoll. Dabei flossen Provisionen von bis zu 30 Prozent des Eigenkapitals der Fonds.