„Als Anleger fühle ich mich über den Tisch gezogen“, sagt Kistenbrügger. Die Vermutung: MPC habe durch den Flottenverkauf zusätzliche Vorteile erhalten, plane jedoch keine Weitergabe dieses Geldes an die Anleger. Laut E.R. könnte es sich um eine zusätzliche Summe von mindestens 78 Millionen Dollar handeln. „Für mich persönlich könnte es um einen Betrag von rund 50.000 Euro gehen“, sagt Kistenbrügger. Kein Wunder also, dass in dem 30-Jährigen der Kampfgeist geweckt wurde.
MPC-Fondsmanager Christian Born weist die Vorwürfe zurück. „Es wurden mit Maersk keinerlei Rechtsgeschäfte abgeschlossen, die zu irgendwelchen wirtschaftlichen Nachteilen der Anleger des Starflottenfonds geführt haben“, sagt Born gegenüber Handelsblatt Online. „Der Versuch von E.R. Schifffahrt, hier einen Zusammenhang zu konstruieren, dient ausschließlich dazu, unbegründet eine Provision in Höhe von 50 Millionen Dollar aus dem Verkauf der Starflottenschiffe abzuzweigen, ohne dafür auch nur irgendeine Gegenleistung erbracht zu haben.“
Kistenbrügger hatte sich zunächst im Internet-Forum der Treuhandgesellschaft TVP mit anderen Betroffenen ausgetauscht. „Keiner wollte etwas unternehmen, deshalb habe ich das selbst in die Hand genommen“, erklärt er. Und damit meint er nicht nur ein eigenes Forum, das inzwischen unter www.av-starflotte.org zu finden ist, sondern auch das Engagement eines Anwalts.
Für dessen Honorar ist Kistenbrügger zunächst selbst in Vorleistung gegangen, hat inzwischen aber schon Unterstützung erhalten. Etwa 70 Anleger haben sich nach Angaben des Initiators bereits in dem Forum angemeldet, zwei Drittel von ihnen sollen sich auch finanziell beteiligt haben.
Aber warum alles alleine machen: Hätten nicht auch Anlegerschützer wie beispielsweise die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) helfen können? „Die waren zu dem Zeitpunkt noch mit der Prüfung des Sachverhalts beschäftigt und ich wollte keine Zeit verlieren“, so Kistenbrügger. Und die Zeit drängt, denn die Abstimmung läuft nur noch bis zum 22. Mai. „Wenn bis dahin nicht 25 Prozent des Kommanditkapitals gegen die Bestätigung des Beschlusses gestimmt oder Widerspruch gegen die schriftliche Beschlussfassung eingelegt haben, wird es sehr viel schwieriger, mögliche Schadenersatzansprüche der Anleger geltend zu machen“, erklärt sein Anwalt, Matthias Steinfartz.
Um möglichst viele Anleger zu erreichen, hat Kistenbrügger inzwischen 2000 Personen angeschrieben, die gemeinsam einen Anteil am Kommanditkapital von 30 Prozent haben. „Die Namen und Wohnorte stehen im Handelsregister, TVP hat die Adressen nicht herausgegeben, deshalb habe ich sie mithilfe einiger Schüler und Studenten im Telefonbuch recherchiert“, so Kistenbrügger. Zeitweise habe er sich 20 Stunden am Tag mit dem Fonds beschäftigt. „Mir geht es vor allem darum, Transparenz herzustellen und für die Anleger ein zufriedenstellendes Ergebnis herbeizuführen“, sagt er.
Für Anleger mit Vollzeit-Job wäre ein solcher Zeitaufwand undenkbar. Dass Kistenbrügger so viel Arbeitszeit einsetzen kann, hat er seinem Status als Student zu verdanken. „Ich bin bereits Ingenieur und schreibe jetzt noch meine Diplomarbeit in Betriebswirtschaftslehre“, berichtet er. Wirtschaft und Geldanlage sind für ihn Beruf und Hobby zugleich. „Meine erste Aktie habe ich mit 14 Jahren gekauft und ich helfe immer gerne, wenn jemand Fragen zum Thema Geldanlage hat.“
Sein größtes Vorbild heißt Warren Buffett, seinen eigenen Investmentstil beschreibt er als eher vorsichtig und besonnen. „Ich gehe Risiken ein, die kalkulierbar sind. Außerdem ist mir wichtig, dass das Investment ethisch korrekt ist, also niemand übers Ohr gehauen wird.“