Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Schwellenländer-Aktien liegt im Schnitt bei rund 10,5. Das ist deutlich günstiger als Aktien auf den entwickelten Märkten, die zurzeit bei einem KGV von 14 liegen.
Und für das kommende Jahr erwarte ich, dass die Aktien in den Schwellenländern noch günstiger werden, weil die Unternehmensgewinne deutlich steigen dürften.
Führen Sie das auf die niedrigen Rohstoffpreise zurück?
Das gilt natürlich nicht für alle Staaten. Aber nehmen wir Indien, wo ich gerade Unternehmen besuche: Das Land profitiert davon massiv als einer der größten Rohstoffimporteure weltweit. In den Raffinerien etwa sinken durch den niedrigen Ölpreis die Produktionskosten. Dort wird momentan eine Menge Geld verdient.
Halten Sie es für nachhaltig, sich allein auf den niedrigen Ölpreis zu stützen?
Ich sehe da keine Schwierigkeiten auf die Konzerne zukommen. Wir werden im nächsten Jahr sicherlich eine Erholung des Ölpreises sehen. Aber eher einen langsamen Anstieg, keinen Sprung um 50 Prozent nach oben. Denn durch den technologischen Fortschritt sollten die Kosten für die Förderung von Öl und Gas weiter gedrückt werden können.
Welche Branchen finden Sie in den Schwellenländern für das kommende Jahr besonders attraktiv?
Wie schon gesagt setzen wir auf stark steigende Konsumnachfrage. Ein spannendes Thema ist zum Beispiel der Absatz von Flaschenbier, von dem AB Inbev in den Schwellenländern profitieren sollte. Gerade in Asien dominieren Technologie-Konzerne natürlich den Absatzmarkt. Aber auch die Bankbranche finden ich spannend.
Ein riskanter Sektor. Die Schuldenquote der Unternehmen und Privathaushalte in Ländern wie China hat enorm zugenommen.
Die großen Banken in China gehören alle dem Staat, dort halten wir das Risiko einer Pleitewelle für überschaubar. In Indien werden die Banken konservativ gemanagt, da habe ich absolutes Vertrauen. Aber es stimmt, gerade bei kleinen Banken ist das Risiko natürlich hoch.
Die US-Zentralbank Federal Reserve dürfte kurz vor ihrem ersten Zinsanstieg seit sieben Jahren stehen. Sehen wir dann den nächsten Rücksetzer in den Schwellenländern?
Dieser mögliche Zinsschritt schüchtert alle Investoren weltweit ein und sorgt für große Unsicherheit im Markt. Deshalb flüchten alle in den vermeintlich sicheren Dollar. Ich gehe von einem minimalen Zinsanstieg im Dezember aus, der in den Aktienmärkten der Schwellenländer auch schon eingepreist ist. Deshalb sollte er für keine großen Turbulenzen mehr sorgen. Die Zinsen in den USA liegen schließlich weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Erhöhung wird keinen Investor mehr überraschen.