Schwellenländer "Brasilien zu meiden wäre ein großer Fehler“

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"Aktien dürften noch günstiger werden"

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Schwellenländer-Aktien liegt im Schnitt bei rund 10,5. Das ist deutlich günstiger als Aktien auf den entwickelten Märkten, die zurzeit bei einem KGV von 14 liegen.

Und für das kommende Jahr erwarte ich, dass die Aktien in den Schwellenländern noch günstiger werden, weil die Unternehmensgewinne deutlich steigen dürften.

Führen Sie das auf die niedrigen Rohstoffpreise zurück?

Das gilt natürlich nicht für alle Staaten. Aber nehmen wir Indien, wo ich gerade Unternehmen besuche: Das Land profitiert davon massiv als einer der größten Rohstoffimporteure weltweit. In den Raffinerien etwa sinken durch den niedrigen Ölpreis die Produktionskosten. Dort wird momentan eine Menge Geld verdient.

Diese Rohstoffpreise sind im freien Fall
Platz 20: StahlKein anderer Rohstoff hat seit Jahresanfang so stark nachgegeben wie Stahl. Die Verluste belaufen sich auf fast 40 Prozent. Verantwortlich für den Preisverfall ist die absackende Nachfrage aus China. Zudem etabliert sich das Reich der Mitte immer mehr als Stahlanbieter, denn -nachfrager. Der Preis für eine Tonne des Rohstoffs nähert sich daher dem tiefsten Stand seit zehn Jahren. Eine Stabilisierung der Preise ist dennoch nicht in Sicht. Die Stahlhersteller rechnen auch im kommenden Jahr mit fallenden Preisen.Preisentwicklung (seit Jahresanfang): - 38,5 Prozent Quelle: dapd
Platz 19: ErdgasDer bisher milde Winter sorgt für einen Nachfragerückgang beim Erdgas. Industriegaseunternehmen leiden darunter. In Deutschland kommt Linde ins Straucheln. Die Aktien verzeichneten am Dienstag mit einem Verlust von über 13 Prozent den stärksten Kursrückgang seit über 14 Jahren.Preisentwicklung: - 33,4 Prozent Quelle: dpa
Platz 18: PlatinDie hohen Fördermengen südafrikanischer Minen drücken den Platinpreis. Im laufenden Jahr hat sich das Edelmetall um über 30 Prozent verbilligt. Rohstoffexperten erwarten jedoch im kommenden Jahr eine Preiserholung. Denn die Nachfrage nach Platin aus dem Automobil- und Industriesektor wird 2016 aller Voraussicht nach steigen.Preisentwicklung: - 32,4 Prozent Quelle: obs
Platz 17: PalladiumNach dem VW-Abgasskandal erlebte Palladium eine kurzfristige Hausse. Denn Palladium ist einer der Bestandteile, die die Autohersteller in ihre Dieselkatalysatoren verbauen. Die Kurserholung hielt allerdings nicht lange an. Denn wie Platin leidet auch Palladium unter einem Überangebot. Doch im Gegensatz zu Platin rechnen Analysten im kommenden Jahr nicht mit einer Erholung der Palladiumpreise, da die Nachfrage in China wahrscheinlich zurückgehen wird.Preisentwicklung: - 31,7 Prozent Quelle: obs
Platz 16: EisenerzDer Nachfragerückgang bei Stahl wirkt sich unmittelbar auf die Eisenerzpreise aus. Denn Eisenerz ist ein elementarer Bestandteil bei der Stahlproduktion. Der Preis rutschte daher mit 39,28 Dollar pro Tonne auf den tiefsten Stand aller Zeiten. „Die Stabilisierung der chinesischen Stahlpreise sind der Schlüssel für einen Stimmungsumschwung am Eisenerz-Markt“, schrieben die Analysten der ANZ Bank in einem Kommentar. „Um dies zu erreichen, muss die Branche aber ihren Ausstoß verringern.“ Doch genau das tut sich nicht. Dahinter steckt ein Verdrängungswettbewerb. Das Kalkül: Die größeren Rohstoffunternehmen wollen kleine Rivalen entweder aus dem Markt drängen oder einverleiben.Preisentwicklung: - 29,8 Prozent Quelle: dpa
Platz 15: KaffeeDie Baisse an den Rohstoffmärkten macht auch vor Kaffee nicht halt. Doch die Zeichen stehen gut, dass sich der Preis künftig erholen könnte. Denn aufgrund des Wetterphänomens El Niño wird die Produktion in Kolumbien zurückgehen. Die weltweite Nachfrage hingegen geht kaum zurück und dürfte in den Wintermonaten noch steigen, da der Kaffeekonsum in der kalten Jahreszeit in der Regel zunimmt.Preisentwicklung: - 28,7 Prozent Quelle: dpa
Platz 14: KupferChina fragt nicht nur weniger Stahl nach. Auch Kupfer ist bei chinesischen Unternehmen nicht mehr so begehrt. Das liegt vor allem am Wachstumsrückgang im Reich der Mitte. Selbst chinesische Kupferunternehmen drosseln bereits ihre Kupferproduktion, weil sie im eigenen Land immer weniger Abnehmer finden. 200.000 Tonnen wollen die Konzerne im kommenden Jahr weniger produzieren. Aus diesem Grund ist 2016 allenfalls mit einer Stabilisierung des Preises zu rechnen.Preisentwicklung: - 27,6 Prozent Quelle: dpa

Halten Sie es für nachhaltig, sich allein auf den niedrigen Ölpreis zu stützen?

Ich sehe da keine Schwierigkeiten auf die Konzerne zukommen. Wir werden im nächsten Jahr sicherlich eine Erholung des Ölpreises sehen. Aber eher einen langsamen Anstieg, keinen Sprung um 50 Prozent nach oben. Denn durch den technologischen Fortschritt sollten die Kosten für die Förderung von Öl und Gas weiter gedrückt werden können.

Welche Branchen finden Sie in den Schwellenländern für das kommende Jahr besonders attraktiv?

Wie schon gesagt setzen wir auf stark steigende Konsumnachfrage. Ein spannendes Thema ist zum Beispiel der Absatz von Flaschenbier, von dem AB Inbev in den Schwellenländern profitieren sollte. Gerade in Asien dominieren Technologie-Konzerne natürlich den Absatzmarkt. Aber auch die Bankbranche finden ich spannend.

Ein riskanter Sektor. Die Schuldenquote der Unternehmen und Privathaushalte in Ländern wie China hat enorm zugenommen.

Die großen Banken in China gehören alle dem Staat, dort halten wir das Risiko einer Pleitewelle für überschaubar. In Indien werden die Banken konservativ gemanagt, da habe ich absolutes Vertrauen. Aber es stimmt, gerade bei kleinen Banken ist das Risiko natürlich hoch.

Die US-Zentralbank Federal Reserve dürfte kurz vor ihrem ersten Zinsanstieg seit sieben Jahren stehen. Sehen wir dann den nächsten Rücksetzer in den Schwellenländern?

Dieser mögliche Zinsschritt schüchtert alle Investoren weltweit ein und sorgt für große Unsicherheit im Markt. Deshalb flüchten alle in den vermeintlich sicheren Dollar. Ich gehe von einem minimalen Zinsanstieg im Dezember aus, der in den Aktienmärkten der Schwellenländer auch schon eingepreist ist. Deshalb sollte er für keine großen Turbulenzen mehr sorgen. Die Zinsen in den USA liegen schließlich weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Erhöhung wird keinen Investor mehr überraschen.

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