Sichere Geldanlage Sieben gute Gründe, Gold zu kaufen

Seite 7/8

6. Kaufpanik jederzeit möglich

Der schockartige Goldpreiseinbruch vom 12. April, so viel steht heute fest, wurde bewusst herbeigeführt. Direkt zum Handelsstart an diesem schwarzen Freitag drückte eine Verkaufsorder einer US-Großbank über Lieferansprüche von gut 3,2 Millionen Unzen den Goldpreis an die charttechnische Unterstützung bei 1540 Dollar je Feinunze. An dieser Kursmarke lagen zahlreiche Verkaufsaufträge, die bei einem Unterschreiten automatisch ausgelöst würden. Das passierte gut zwei Stunden später, nachdem in einer zweiten Verkaufswelle Lieferansprüche über 9,6 Millionen Unzen auf den Markt kamen.

Um an der Comex diese Goldmenge virtuell bewegen zu können, genügen 750 Millionen Dollar, die als Sicherheit hinterlegt werden müssen. Für eine der großen Wall-Street-Adressen wäre dies ein Klacks, allen voran für JP Morgan oder Goldman Sachs. Goldman-Analysten hatten schon in den Monaten zuvor begonnen, das Ende der Goldhausse öffentlichkeitswirksam vorauszusagen. Sie rieten ihren Kunden, auf fallende Preise zu spekulieren. Mit Erfolg, wie sich zeigte. Insgesamt wechselten an dem besagten Freitag auf dem Papier fast 37 Millionen Unzen Gold den Besitzer – gut 40 Prozent der jährlichen Minenproduktion.

Terminbörse signalisiert Preisanstieg Quelle: Bloomberg

Für Verunsicherung war also gesorgt – angeheizt durch Titelzeilen à la „Goldrausch ade“. Entsprechend setzte sich der Abverkauf in den folgenden Tagen fort. Ungereimtheiten am virtuellen Goldmarkt ließen sich bereits Anfang Februar beobachten. Zunächst wurden ungewöhnlich viele Verkaufsoptionen auf Gold gehandelt, deren Käufer von fallenden Goldpreisen profitieren. Kurz darauf folgten in unregelmäßigen Abständen sehr hohe Verkäufe, just zur Eröffnung des Goldhandels in New York. Teils wurden eine Million Unzen Gold und mehr unlimitiert zum Verkauf angeboten. Verkaufsorders dieser Größenordnung ohne Limit in den Markt zu stellen ist ungewöhnlich – ein Verkäufer, der das tut, macht sich den Preis selbst kaputt. Der Verkäufer müsste also noch andere Interessen haben, als Gold gegen Preiseinbrüche abzusichern.

Auch der Preissturz vom vergangenen Mittwoch erstaunt. Mit Blick auf das vorläufige Scheitern der Haushaltsverhandlungen in den USA hätte eigentlich alles für einen steigenden Goldpreis gesprochen, zumal mit Blick auf die gleichzeitige Schwäche des Dollar-Index. Das ganze deutet auf gezielte Leerverkäufe hin. Die Erfolgsaussichten, den Goldpreis zu drücken, waren zudem recht gut, weil das Gegengewicht physischer Käufe aus China wegen der Feiertagswoche („Golden Week“) dort fehlten.

Wer Lieferansprüche auf Gold verkauft, wettet damit auf einen fallenden Goldpreis. Wenn der Kurs gefallen ist, streichen sie die Preisdifferenz als Gewinn ein. Bis zum 9. Juli stiegen die von der US-Terminmarktaufsicht CFTC erfassten Shortpositionen nicht gewerblicher Marktteilnehmer, vulgo: Spekulanten, auf 14,4 Millionen Unzen. So viel Gold wurde von Spekulanten noch nie zuvor leer verkauft.

Zehn Geldanlage-Tipps
Geld und ein Display
Ein Kugelschreiber und ein Diagramm
Eine Hand und Münzen
Sparbuch und Geldscheine
Ein Stift und ein Diagramm
Ein Kugelschreiber, Geld, ein Taschenrechner und ein Blatt Papier
Eine Lupe vergrößert das Wort Kontoauszug Quelle: dpa

Pech für die Shortseller: Der Goldpreis ist anschließend nicht weiter gefallen, sondern konnte zeitweise 20 Prozent gutmachen. Steigt der Preis aber, drohen den Shortsellern theoretisch unbegrenzte Verluste. Ihre Risikosysteme schlagen Alarm, sie verlieren die Nerven, kreditgebende Banken machen Druck. Sehr schnell schließen die Spekulanten dann Shortpositionen, um Verluste zu begrenzen.

Eine Kaufpanik (Short Squeeze), bei der Leerverkäufer durch steigende Kurse gezwungen werden, sich mit Gold einzudecken, ist jederzeit möglich. Wenn Gegenparteien mit tiefen Taschen auf die Auslieferung von physischer Ware pochen statt auf einen Ausgleich in Cash, dann wird es eng am Goldmarkt. Auch der Markt für Goldleihegeschäfte (siehe Grafik) signalisiert, dass Gold zeitweise dringend gesucht wurde. Es ist schon eine Eigenart des Goldmarktes, dass das physische Angebot bei fallenden Preisen knapp werden kann.

2001 gab diese Goldmarktanomalie den Startschuss für den Goldbullenmarkt, 2008 war sie das Signal für die Wiederaufnahme des langfristigen Aufwärtstrends. Gleiches könnte jetzt erneut passieren.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%