Sie raten seit geraumer Zeit zu langlaufenden Kaufoptionen auf den Silber-Future und haben ihren eigenen Bestand ebenfalls erhöht - als Wette auf einen künftig wieder steigenden Silberpreis. Bleiben Sie dabei, dass jetzt die Zeit zum Aufstocken ist?
Ja durchaus. Aber den Löwenanteil meiner Silberinvestments habe ich in physischem Silber getätigt. Die wirklich sehr lang laufenden Optionen, also bis September 2016, sind dann eine gute Erweiterung der Silberanlage. Der Königsweg ist eine Mischung aus allem. Auch die Aktien von Silberminen können interessant sein, zum Beispiel Silver Wheaton, Fresnillo oder First Majestic Silver.
Wie viel Raum sollten Anleger Gold und Silber in ihrem Depot geben?
Ich halte nichts davon, den Leuten nur fünf oder zehn Prozent Depotanteil in Edelmetallen anzuraten. Ich denke, dass 25 bis 30 Prozent, und je nach Risikoneigung auch noch mehr, in Gold und Silber angelegt werden sollten –derzeit, bei den deutlich zurückgekommenen Kursen. Daneben sollte man natürlich auch Anleihen und Bankeinlagen halten - für den schlimmsten anzunehmenden Fall, dass die Euro-Zone auseinanderbricht. Ich halte das allerdings nicht für das wahrscheinlichste Szenario. Dagegen spricht etwa, dass die Geldmenge M1 – bestehend aus Bargeldumlauf und Sichteinlagen -inflationsbereinigt deutlich gestiegen ist, was mit einer zeitlichen Verzögerung von rund 9 Monaten für eine Wende in der Industrieproduktion spricht. Vieles deutet eher auf eine Stabilisierung der Wirtschaft hin. Aber sicher ist nur, dass nichts sicher ist, frei nach Ringelnatz. Deshalb darf man nie alles auf eine Karte setzen.
Wie eng ist der Silberpreis an den Goldpreis geknüpft?
Es gibt die Faustformel, das Silber in Inflationsphasen zweimal so stark steigt wie Gold. Silber hat somit im Vergleich zu Gold einen Hebel. Seit 2003 hat sich Silber in der Spitze versiebenfacht, während Gold sich nur vervierfacht hat. In der Regel gibt es schon einen zeitlichen Gleichlauf der Kurse. Aber eben nicht immer. Silber hatte sein Allzeithoch im Mai 2011, Gold folgte mit neuen Rekorden erst im September 2011.
Aber da Silber auch Industriemetall ist, müsste eine anziehende Konjunktur doch dem Silberpreis nützen und den Goldpreis drücken, weil Gold als sicherer Hafen an Bedeutung verliert.
Wenn meine Einschätzung richtig ist, dass die Notenbankpolitik im Verlauf des zweiten Halbjahres zu greifen beginnt und wir damit in der Eurozone wirklich vor einer Erholung oder zumindest Stabilisierung stehen, sollte das dem Silberpreis Rückenwind geben. Aber es gibt Unsicherheitsfaktoren, vor allem China und die Weltkonjunktur betreffend. Von einer Boomphase der Weltwirtschaft sind wir noch entfernt. Die hatten wir bei der Silberhausse 2010/11. In letzter Zeit mahne ich deshalb immer zu Geduld und weise gerade jetzt nach den starken Rückschlägen auf Kaufgelegenheiten hin. Momentan kann ich Silber recht preiswert einkaufen, denn Gold kostet fast 64mal so viel wie Silber. Das macht Silber attraktiver als Gold, denn ich erwarte einen Rückgang dieses Gold-Silber-Preisverhältnisses auf 15 : 1.
Wo sehen Sie den Silberpreis auf Sicht von zwölf bis 24 Monaten?
Ich sehe, dass wir zwischen Ende 2013 und Ende 2015 vor ganz starken Anstiegen stehen, die deutlich über das Hoch von 2011 hinausführen werden. Dafür braucht man aber wirklich Geduld. Die Streckfolter müssen Anleger durchstehen. Für mich ist Silber vor allem ein Langfristinvestment, das Inflationsschutz bietet. Ich glaube zwar nicht, dass ich einmal mit einer Silberunze beim Bäcker bezahlen muss. Aber vor dem Hintergrund des ungeheuer aufgeblähten Papiergeldsystems kann ich nur sagen, dass das Gewohnte nicht mehr richtig ist - vor allem Bankeinlagen und Staatsanleihen - und das Richtige ist noch nicht gewohnt - nämlich Gold und Silber.