Wie sollten Anleger damit umgehen, dass der Silbermarkt anfällig für starke Schwankungen und Kursmanipulationen ist?
Ich habe selbst Anfang Oktober 2012 vor Euphorie an den Märkten gewarnt, weil der Silbermarkt aufgrund seiner geringen Größe verletzlich und anfällig für Korrekturen ist. Für Investoren ist es daher wichtig, antizyklisch zu agieren, damit sie in solchen starken Korrekturen nicht unter die Räder kommen. Starke Korrekturen sollten sie für Käufe nutzen. Die Vergangenheit lehrt uns nämlich, dass der Silberpreis nach jeder starken Korrektur auch wieder nach oben klettert. Meist hat er danach sogar noch höhere Niveaus erklommen. Davon bin ich auch für die nächsten Jahre fest überzeugt.
Wann ist denn der richtige Zeitpunkt gekommen, um Silber zu kaufen.
Heute sage ich voller Überzeugung, dass der Marktpessimismus allen relevanten Indikatoren zufolge sehr, sehr hoch ist. Beispielsweise ist der Optimismus der nordamerikanischen Silberberater auf einem seit 2004 nicht mehr gesehenen Tief angekommen. Auch das Verhältnis der Verkaufs- zu den Kaufoptionen, also das Put-Call-Ratio auf den Silberfuture an der US-Warenterminbörse, ist sehr sehr hoch. Um es mit Warren Buffett zu sagen: Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und gierig, wenn andere ängstlich sind. Das ist eine Sternstunde für Investoren, die heute mutig und von den Langfristchancen beim Silber überzeugt sind.
Wenn die Anlage in Silber als Inflationsschutz dienen soll, wann ist dann die Zeit gekommen, zu verkaufen?
Jedes Investment hat seine Zeit und ich warne davor, eine zu starke emotionale Bindung zu einem Investment aufzubauen. Das sagt auch der Silberjunge zu Silber. Anleger müssen immer bereit sein zu gehen, wenn es am schönsten ist. Wichtig ist, dass Aktien eben keinen Inflationsschutz bieten. Wir haben in den USA in den 70er Jahren gesehen, dass Aktien inflationsbereinigt massiv verloren haben. Derzeit haben Aktien noch eine gute Zeit, weil die Liquiditätsspritzen der Notenbanken noch nicht als hohe Inflation in der Realwirtschaft ankommen. Wenn das passiert, brechen für Aktionäre herausfordernde Zeiten an. In einer Zeit, die von größter Unsicherheit und abnehmender Planungssicherheit sowie der Gefahr staatlicher Willkür geprägt ist, sind Gold und Silber wichtige Rettungsboote. Bei Gold droht auch immer ein Goldverbot durch die Regierung. Diese Gefahr sehe ich bei Silber aufgrund seines mannigfaltigen Anwendungsgebietes in der Industrie jedoch nicht und ein Verbot daher für schwer umsetzbar. Im Übrigen ist das physische Silbervermögen der Deutschen ist sehr überschaubar und hat noch nicht einmal einen Wert von zehn Milliarden Euro. Da sind staatliche Repressionen für Silber-Besitzer eher unwahrscheinlich. Wer sich dennoch dieser Gefahr gegenüber sieht, sollte über zollfreies Lagern seiner Silberbestände in der Schweiz nachdenken.
Wann ist die Silberverwahrung in einem Zollfreilager für Anleger sinnvoll?
Zollfrei Lagern in der Schweiz wird im nächsten Jahr deutlichen Zuspruch erfahren, wenn der ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Silbermünzen wegfällt und dann statt sieben gleich 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig werden. Dort können Anleger Edelmetalle umsatzsteuerfrei erwerben und geschützt vor einem staatlichen Verbot auch aufbewahren. Wer sich für zollfreies Lagern interessiert, sollte sich aber die Verträge der verschiedenen Anbieter genau ansehen und darauf achten, dass es ein Aussonderungsrecht im Konkursfall gibt. Auch Missbrauch von Mitarbeitern der Lagerstätte sollte möglichst ausgeschlossen werden und die Sicherheitsmaßnahmen müssen stimmen.
Sie empfehlen vorrangig physisches Silber, also Barren und Münzen. Was halten Sie von börsennotierten Silberfonds?
Börsennotierte Fonds wie der Silber-ETF der Zürcher Kantonalbank sind aufgrund ihrer niedrigen Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs sicherlich eine sinnvolle Ergänzung. Aber es gab auch schon Schwierigkeiten bei der physischen Auslieferung von Gold an Inhaber von Fondsanteilen der ZKB. Im Zollfreilager ist einer der Vorzüge, dass die physische Auslieferung jederzeit möglich ist. Ich empfehle deshalb eine Mischung: eigenes physisches Silber in einem Schließfach in Deutschland, bei größeren Investitionsvolumina sicher auch Zollfreilager, und für den kleinen Investor sind auch Silber-ETFs als Ergänzung sinnvoll.