Die Minengesellschaften dürften jedoch ähnlich den Ölförderern bei anhaltend niedrigen Silberpreis alles daran setzen, um in die Gewinnzone zurückzukehren. „Die erreichten Preisniveaus sind auf Dauer nicht ausreichend“, sagt Schulte. Haben die Silberminen ihre Schulden abgebaut, dürften sie auch wieder höhere Silberpreise durchsetzen, indem sie die Produktion zurückfahren.
Da Silber vor allem als Beiprodukt bei der Förderung anderer Metalle wie Kupfer oder Zink anfällt, können die Minengesellschaften allerdings nicht nur den Silberpreis im Blick behalten. Hoffnungsfroh stimmt, dass zuletzt auch der Kupferpreis ordentlich zulegen konnte. Das wichtige Industriemetall gilt weithin als Konjunkturindikator.
Wie schnell sich bessere Förderbedingungen auf den Kurse der Minenaktien auswirken, bewies erst jüngst die Aktie von Eloro Resources. 300 Gramm Silber pro Tonne Gestein ließen deren Aktienkurs hüpfen. Einen so hohen Silbergehalt will die Minengesellschaft aus Peru nämlich bei neuen Bodenanalysen gefunden haben. Der Wert ist ungewöhnlich hoch. Im Durchschnitt aller neuen Abbaugebiete von Elore beträgt der Silbergehalt nur 27,5 Gramm pro Tonne. Die Eloro-Aktie stieg nach der Meldung Anfang März um fast 17 Prozent. Das Papier ist allerdings nur ein Pennystock. Zuletzt notierte Elore in Frankfurt bei knapp elf Cent je Aktie. Dementsprechend stark wirkt sich ein Kursplus von nur ein paar Cent aus.
Hoffen auf mehr Silberglanz
Während es also von Seiten der Charttechnik keine Entwarnung für den Silberpreis gibt und sogar weitere Preisrückschläge im laufenden Jahr wahrscheinlich sind, wecken die Anleihenkäufe von EZB und Bank of Japan die Hoffnung auf einen Anstieg der Inflation, der den Gold- und damit auch den Silberpreis beflügeln sollte. Auch auf der Nachfrageseite sind die Anzeichen eher positiv, solange China und Indien ihre Edelmetallnachfrage weiter erhöhen. Mittel- bis langfristig sind die Voraussetzungen für einen deutlich höheren Silberpreis also durchaus gegeben.
Eins der wichtigsten Argumente von Silberjunge Thorsten Schulte: Der Silbermarkt ist mit einem bereits geförderten Silberbestand von nicht einmal 40 Milliarden Dollar recht klein, Silber also trotz Recycling und einer Förderung auf Hochtouren tendenziell knapp. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank schätzte in einer Studie vom Dezember 2014 den Marktwert aller Anleihen für 2014 auf 139 Billionen Dollar. „Das ist für mich die größte Blase aller Zeiten“, sagt Schulte.
Sollte diese Blase platzen, kann sich glücklich schätzen, wer etwas Silber und Gold sein eigen nennt. Dann kommt die Rolle der Edelmetalle als Versicherung sicher zum Tragen. Wer aber auf Silber setzt, um kurzfristig Kursgewinne einzustreichen, geht mit dem schwankungsfreudigen Edelmetall ein hohes Risiko ein. Da könnte es sich eher lohnen, auf die arg gebeutelten Minenaktien zu setzen. Die Leerverkäufe etwa bei Silver Wheaton, mit denen Spekulanten auf einen fallenden Aktienkurs setzen, sind jedenfalls im vergangenen Halbjahr um rund drei Viertel gesunken. Ein Hoffnungsschimmer.