Als die Bundesbank am 27. April mit der Ausgabe der ersten 5-Euro-Münzen aus der fünfteiligen Serie „Klimazonen der Erde“ startete, reichten die Warteschlangen vor den Filialen teils bis auf die Bürgersteige und um die Gebäude herum. Die Wartenden mussten sich bis zu einer Stunde gedulden, bis sie endlich eine der begehrten Münzen mit dem auffälligen roten Kunststoffring in den Händen hielten. Die Ausgabe war auf ein Stück pro Person und Tag limitiert. Manch einer stellte sich trotzdem gleich nochmal in die Reihe und hoffte auf ein Einsehen der Sicherheitsleute, die ihre liebe Mühe hatten, die Meute in Zaum zu halten.
Alle Welt redet von digitalen Währungen wie Bitcoin & Co. Im gern so nostalgischen Deutschland dagegen boomen vom Bundesfinanzminister ausgegebene Euro-Münzen aus Gold und Silber. Besonders beliebt sind die von der Bundesbank in Umlauf gebrachten Fünfer oder Zwanziger, die regelmäßig etwa zu historischen Gedenktagen erscheinen.
In den Schlangen vor den Münzschaltern drängeln sich dann nicht nur gelangweilte Ruheständler mit zu viel Zeit, sondern auch Berufstätige oder Schüler. Die von den Sondermünzen ausgehende Faszination scheint alle Altersklassen zu erfassen. Wie lässt sich das erklären?
Sammler von Furcht und Gier getrieben
Hinter der Liebe zum blanken Taler steckt eine Mischung aus Furcht und Gier, die durchaus menschlich ist, aber auch irrationale Züge trägt. Die Münzsparer haben folgendes Kalkül: Die bei der Bundesbank ohne Aufpreis, also zum Nennwert erhältlichen Geldstücke sind wegen ihrer begrenzten Auflage wertvoller als normale Münzen oder Scheine. Sie verschaffen also das Gefühl, für den Eintausch ordinären Bargelds etwas Besonderes zu bekommen, eine Art Geld erster Klasse.
Viele Sonderstücke finden sich schon kurz nach ihrer Ausgabe zu deutlichen Aufpreisen bei eBay wieder. Wenn sich der Sammlerwert nicht wie erhofft über die Jahre steigert, bleibt immer noch der Nennwert garantiert, denn die Gedenkmünzen sind zumindest in Deutschland gesetzliches Zahlungsmittel. Auch können Sie jederzeit bei der Bundesbank gegen Banknoten zurückgetauscht werden. Die Spekulation auf die Wertsteigerung ist also bequem nach unten abgesichert, weil das Anlageobjekt gleichzeitig Zahlungsmittel ist.
Schmähbriefe an die Bundesbank
Gerade in Niedrigzinszeiten scheint die Vorstellung verlockend, Geld in Münzen zu stecken. Denn die Opportunitätskosten der Bargeldhaltung sinken. Trotzdem sollte man es mit der Münzhortung nicht übertreiben, denn Münzen im Bankschließfach oder im heimischen Safe sind dem Wirtschaftskreislauf entzogen und zahlen anders als Aktien oder Fondsanteile keine Dividende. Außerdem ist die Kapazität vor allem der kleineren Münzen als Vermögensspeicher begrenzt. Auch muss das Diebstahlrisiko mit einer passenden Hausratsversicherung abgedeckt werden.