Staatsanleihen Spanien und Italien als sichere Häfen

Rendite und Sicherheit – danach suchen Investoren in der Krim-Krise. Fündig werden sie ausgerechnet in Spanien und Italien, sagt Fondsmanager Lutz Röhmeyer im Interview mit WirtschaftsWoche Online.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Lutz Röhmeyer Quelle: LBB Invest

WirtschaftsWoche: Herr Röhmeyer, mit ihrem Rentenfonds „Weltzins-Invest“ haben Sie neben vielen Schwellenländern auch in der Ukraine investiert. Machen Sie sich Sorgen um diese Anleihen?

Röhmeyer: Unsere Bestände in ukrainischen Anleihen sind sehr gering, sie liegen bei gut einem Prozent des Gesamtdepots. Von daher mache ich mir keine Sorgen.

Was macht Sie so sicher?

Der ukrainische Aktien- und Anleihemarkt ist winzig und seit Ausbruch der Krim-Krise wird dort ohnehin schon auf Stressniveau gehandelt. Und trotzdem handeln ukrainische Staatsanleihen, die in wenigen Monaten zurückgezahlt werden müssen, bei einem Kurs von etwa 90. Wenn der Markt damit rechnen würde, dass diese ausfallen, läge der Kurs bei 30.

Aber der Ukraine fehlt Geld, um ihre Schulden zu bedienen.

Das ist richtig, die Ukraine hat Liquiditätsprobleme. Sie wird kurzfristig Hilfe benötigen, um Schulden zu bedienen. Das bedeutet aber nicht, dass das Land vor einer Staatspleite steht. Die Markterwartung ist, dass einige Anleihen in ihrer Laufzeit verlängert werden. Aber niemand rechnet damit, dass Anleihen ausfallen.

Woher soll diese Hilfe kommen?

Die Ukraine muss in diesem Jahr vor allem Geld zurückzahlen, das ihr der IWF gegeben hatte, um die Auswirkungen der Finanzkrise 2008 zu bewältigen. Wir könnten also eine Aufschiebung der Zahlungen an den IWF sehen. Das könnte die Situation schon stark entschärfen.

Bleibt die russische Besetzung der Krim-Insel.

Diese ist für den russischen Markt sehr bedeutend, aber weniger für die ukrainische Wirtschaft. Wir haben ja am 3. März gesehen, dass der russische Aktienmarkt um zehn Prozent abgesackt ist, nachdem russische Truppen die Insel besetzt haben. Einige Kommentatoren haben geschrieben, Putin habe sich damit selbst geschadet. Auf dem russischen Markt haben Investoren viel mehr Geld verloren als in der Ukraine.

Dementsprechend schnell hat der russische Präsident die Situation am vergangenen Dienstag ja auch beruhigt. Sind die Turbulenzen an den Märkten ausgestanden?

Dass sich der russische Anleihemarkt beruhigt, halten wir für sehr wahrscheinlich. Selbst wenn es zum Worst Case - einem Krieg mit der Ukraine – kommen sollte, wird Russland seine Staatsschulden bedienen können. Die Folgewirkungen, die die Krim-Krise ausgelöst hat, sind aber noch aktuell.

Und zwar?

Russische Aktien stehen unter Druck, der Markt ist sehr volatil und nervös. Und auch die Investoren in der Eurozone suchen jetzt sichere Häfen, während am Schwarzen Meer aufgerüstet wird.

Also sehen wir erneut einen Run auf deutsche Staatsanleihen.

Natürlich, die Rendite liegt derzeit bei 1,67 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen. Die Investoren schauen aber nach renditeträchtigeren Optionen und meinen, in Südeuropa fündig zu werden.

Spanien und Italien gelten als sichere Häfen?

Aus Sicht des Marktes: Ja! Innerhalb weniger Minuten gehen spanische Anleihen weg. Die Renditen lagen in der vergangenen Woche bei zwischenzeitlich 3,35 Prozent, dem niedrigsten Wert seit 2006.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%