Standard Life und Aberdeen Fusion der Schotten setzt deutsche Vermögensverwalter unter Druck

Größe wird für Geldmanager immer wichtiger, um sich gegen günstige Indexfonds und steigende Kosten zu wappnen. Jetzt schließen sich zwei britische Vermögensverwalter zur Nummer zwei in Europa zusammen, beide sind auch in Deutschland sehr aktiv.

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Die Märkte für Geduldige
Wo lässt es sich am besten nach Rendite fischen?Zwischen 1900 und Ende 2016 gewannen die Aktienmärkte weltweit im Schnitt 5,1 Prozent pro Jahr, die Inflation herausgerechnet. Zu diesem Ergebnis kommt die Credit Suisse in ihrem „Global Investment Returns Yearbook“ 2017, das im Februar veröffentlicht wurde. Für die Berechnung stützt sich die Schweizer Bank auf die Daten der Professoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School. Der Datensatz erfasst die Performance von 70.000 Börsentagen und vergleicht die Aktienmärkte aus 21 Ländern. Wer trotzte den Krisen der vergangenen Jahrzehnte besonders gut? Ein Überblick. Quelle: dpa
Österreich Quelle: Wiener Börse
Italien Quelle: REUTERS
Belgien Quelle: Fotolia
Frankreich Quelle: REUTERS
Deutschland Quelle: dpa
Portugal Quelle: dpa

Das Signal, dass von dem Zusammenschluss der börsennotierten britischen Vermögensverwalter Standard Life Investment und Aberdeen Asset Management ausgeht, werden die heimischen Geldmanager nicht überhören. Größe wird im Geschäft immer wichtiger. Günstige börsengehandelte Indexfonds setzen ihre Margen unter Druck, gleichzeitig erhöhen strengere europäische Gesetze die Kosten der Branche. Standard Life ist einer der größten britischen Versicherer mit Sitz im schottischen Edinburgh. Aus den Milliarden an Versicherungsgeldern, die dort immer schon verwaltet wurden, ist ein riesiger Vermögensverwalter („Asset Manager“) entstanden.

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Standard Life Investments (SLI) verwaltet 412 Milliarden Euro von der Versicherungsmutter und von externen Kunden. SLI  ist auch in Deutschland aktiv  und hat hier in den vergangenen Jahren mit einem auf rund zehn Personen erweiterten Vertrieb Kundengelder in Höhe von rund sieben Milliarden Euro vor allem bei Großanlegern wie Pensionsverwaltern eingesammelt. Bekannt geworden ist etwa die Standard Life Global Absolute Return Strategy (GARS), die in Kontinentaleuropa 12,45 Milliarden Euro bei Anlegern eingesammelt hat und insgesamt rund 50 Milliarden Euro verwaltet.

Die Strategie soll durch zahlreiche unterschiedliche Anlagen in Aktien, Renten und Derivate eigentlich jedes Jahr ein Plus für Anleger erzielen, das hat einige Jahre gut funktioniert, ging aber in 2016 schief. Wie üblich für Versicherungs-Geldmanager ist SLI vor allem im Management von Anleihenportfolios groß, doch genau diese kommen bei einer Zinswende unter Druck, die zu erwartende Rendite aus diesen Geschäften und das Wachstum könnten in Zukunft leiden.

Deshalb passt Aberdeen Asset Management gut zu SLI. Die aus dem schottischen Aberdeen stammenden Manager verwalten  weltweit 350 Milliarden Euro und sind hierzulande vor allem bekannt durch Schwellenländer-Fonds und durch die Übernahme der Degi-Immobilienfonds. Beide Felder sind aktuell nicht sehr prestigeträchtig.

Die Immobilienfonds wurden inzwischen wegen Liquiditätsproblemen, die in der Finanzkrise auftraten, abgewickelt. Schwellenländer haben in den vergangenen Jahren die Gunst der Anleger verloren. Aberdeen hat in den vergangen Jahren viele Mittelrückflüsse an Kunden zu verzeichnen, der Aktienkurs des Hauses ist tief gefallen, die Zeit für einen Zusammenschluss für die Aktionäre von SLI recht günstig.

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Aber mit insgesamt noch rund 760 Milliarden Euro verwalteten Geldern entsteht ein Riese in Europa, den deutsche Geldmanager beachten müssen.

Denn er wird sich künftig den deutschen Markt vorknöpfen und ein größeres Stück abschneiden wollen. Durch den Zusammenschluss wird der Preis, den etwa die Deutsche Bank mit einem Teil-Börsengang ihrer Vermögensverwaltungstochter Deutsche Asset Management erlösen kann, mitunter sinken, weil Wachstum und Masse fehlen. Die deutschen Fondshäuser müssen aufpassen, dass sie nicht von den weltweiten Geld-Riesen in die Zange genommen werden.

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