Warren Buffett ist ein Optimist. Über die Schwarzmaler in der Politik, die im tobenden US-Wahlkampf den Untergang Amerikas vorhersehen, kann er nur den Kopf schütteln. „Viele Amerikaner glauben jetzt, dass es ihren Kindern nicht so gut gehen wird, wie ihnen selbst.
Diese Ansicht ist komplett falsch“, schrieb Buffett in seinem Brief an die Aktionäre, der am Samstag veröffentlicht wurde. „Es ist schon seit 240 Jahren keine gute Idee, gegen Amerika zu wetten. Und jetzt ist nicht die richtige Zeit, damit anzufangen“, stellte der Chef des Konglomerats Berkshire Hathaway klar.
Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt einmal jährlich im Auftrag von pro aurum die Deutschen nach ihren Anlagestrategien. Hier die Ergebnisse vom Juni 2015 - im Vergleich zu den Vorjahren. Zuerst wurden den Bürgern fünf Geldanlagen genannt, mit der Bitte, anzugeben, welche davon aus ihrer Sicht derzeit am besten als langfristige Geldanlage mit mindestens drei Jahren Laufzeit geeignet ist.
Gold platziert sich zum fünften Mal in Folge an erster Stelle, diesmal allerdings deutlicher vor Aktien, die seit 2011 Zuwächse erzielten, aber aktuell in der Anlegergunst gesunken sind: 30 Prozent der Bürger würden sich heute für Gold entscheiden, weil sie vermuten, dass diese Anlage nach mindestens drei Jahren Laufzeit im Vergleich zu den vier anderen Geldanlagen den meisten Gewinn bringt. Gold konnte somit um zwei Prozentpunkte zulegen.
Nur noch 23 Prozent halten Aktien für besonders lukrativ, wenn es um langfristige Geldanlagen geht. Im Vorjahr hatte dieser Wert mit 27 Prozent offenbar einen Gipfel erreicht.
Es folgen Fondsanteile mit zwölf Prozent. Fonds sind in der Gunst der Anleger wieder leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2013 hatte dieser Wert mit 13 Prozent noch ein Hoch erreicht, war aber 2014 auf elf Prozent zurückgefallen.
Fest- beziehungsweise Termingeld hielten sieben Prozent der Befragten für die lukrativste langfristige Geldanlage. Seit 2011 ist diese Anlageklasse deutlich ins Hintertreffen geraten, damals glaubten noch 22 Prozent der Befragten, Termin- und Festgelder würden auf drei Jahre betrachtet den meisten Gewinn abwerfen.
Drei Prozent nannten Anleihen als aussichtsreichste Anlageklasse, im Vorjahr waren es nur zwei Prozent. Anleihen spielen somit für Privatanleger praktisch keine Rolle. Ernüchternd: Knapp jeder vierte Bürger (24 Prozent) kann nicht sagen, welche dieser Anlagen am besten geeignet wäre, um langfristig möglichst viel Gewinn zu erzielen. Die Angaben "weiß nicht" oder "keine davon" kamen bereits in den Vorjahren ähnlich häufig vor.
Der 85-Jährige, der im Wahlkampf die Demokratin Hillary Clinton unterstützt, hat allen Grund, optimistisch zu sein. Berkshire hat im vergangenen Jahr einen satten Gewinnsprung gemacht. Der Gewinn stieg um 21 Prozent auf 24,08 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen aus Omaha im US-Bundesstaat Nebraska am Samstag ebenfalls mitteilte.
Dafür sorgte vor allem die für Buffett lukrative Fusion des Ketchup-Herstellers Heinz mit dem Lebensmittelkonzern Kraft, die er gemeinsam mit der brasilianischen Beteiligungsgesellschaft 3G eingefädelt hat. Berkshire hält mittlerweile 27 Prozent an Kraft Heinz. Außerdem hat Buffett gerade den größten Zukauf der Firmengeschichte abgeschlossen.
Berkshire für gut 37 Milliarden Dollar den Industriekonzern Precision Castparts übernommen, der unter anderem Ausrüstung für die Flugzeug- und Energiebranche herstellt. Precision Castparts wird damit Berkshires fünf große Unternehmen ergänzen, die abseits vom Versicherungsgeschäft für den Großteil der Gewinne verantwortlich sind.
Buffett bezeichnet die fünf Unternehmen, zu dem der Eisenbahnbetreiber BNSF, Berkshire Hathaway Energy und das Chemieunternehmen Lubrizol gehören, als seine „Powerhouse Five“. „Im nächsten Jahr werde ich dann von den ‚Powerhouse Six‘ berichten“, schrieb Buffett stolz. Den Chef von Precision Castparts, Mark Donegan, bezeichnete er als den „Davinci seines Handwerks”.
Kauffreudig wie nie
Buffett führt Berkshire seit 51 Jahren und hat das einstige Textilunternehmen zu Amerikas fünftgrößtem börsennotierten Konzern ausgebaut, zu dem neben einem umfangreichen Versicherungs- und Rückversicherungsgeschäft auch Beteiligungen an Konzernen wie Coca-Cola, der Bank Wells Fargo und American Express gehören.
Buffett wird von seinen Aktionären wie ein Rockstar gefeiert. Bei der kommenden Hauptversammlung Ende April wird es allerdings ungewohnten Widerstand geben. Ein Aktionär drängt Berkshire, die Risiken aufzulisten, die der Klimawandel für die Versicherungssparte mit sich bringt.
Schließlich ist der Konzern bekannt dafür, als Rückversicherer für besonders große Risiken aufzutreten. Buffett sieht der Sache gelassen entgegen. Zwar sei es „höchstwahrscheinlich“, dass der Klimawandel ein großes Risiko für den Planeten darstelle. Doch um sein Unternehmen mache er sich keine Sorgen. „Versicherungspolicen werden für jeden Fall individuell berechnet und jedes Jahr im Preis angepasst“, erklärte Buffett.
Statt sich um den Klimawandel Sorgen zu machen, sucht er lieber weitere Übernahmeziele und zeigte sich dabei so kauffreudig wie eh und je. Mit der Übernahme von Precision Castparts besitzt Berkshire nun zehn und ein Viertel Unternehmen, die im Fortune-500-Index der 500 größten börsennotierten Unternehmen wären, wenn sie Buffett nicht übernommen hätte.
Das Viertel bezieht sich auf den Anteil von Kraft Heinz. „Damit bleiben noch knapp 98 Prozent der amerikanischen Großkonzerne übrig, die uns noch anrufen müssen“, scherzte Buffett. Berkshire sei für Übernahmegespräche vorbereitet. Er ist eben ein Optimist.