Stelter strategisch

Warum Gold im Depot bleiben muss

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Argumente gegen Gold?

  • China hat viel weniger Gold als erwartet. Letzte Woche meldete China einen deutlichen Zuwachs der Goldbestände auf nun 1.658 Tonnen. Obwohl damit die Goldvorräte seit 2009 um 60 Prozent gestiegen sind, sind sie immer noch ein verschwindender Anteil der rund 3,7 Billionen US-Dollar an Währungsreserven - und viel weniger als von Beobachtern erwartet. Was bei dieser Argumentation erstaunt: wieso sollten die Zahlen aktuell mehr der Wirklichkeit entsprechen, als die Zahlen von der letzten Woche? China hat großes Interesse daran, kostengünstig Gold zu erwerben. Weshalb also sollte man durch zu offensichtliche Käufe den Preis nach oben treiben? Wie viel Gold China heute besitzt wissen wir genauso wenig wie vor zwei Wochen. Nur die offizielle Zahl dürfte näher an die Wahrheit gerutscht sein.

Meilensteine des Goldpreises

  • Geringe Nachfrage nach physischem Gold, vor allem in den klassischen Märkten Indien und China. In China liegt es wohl auch an den dortigen Turbulenzen im Aktienmarkt. Wenn verschuldete Aktionäre Liquidität beschaffen müssen, erhöht dies den Druck auf den Goldpreis. In Indien mag der Rückgang der Inflation eine Rolle spielen. Beide Faktoren dürften aber nur eine temporäre Nachfragedämpfung in diesen Ländern mit sich bringen. Traditionell ist das Vertrauen in die staatliche Geldwirtschaft in diesen Ländern gering.
  • Generell sind Rohstoffe bei Investoren nicht en vogue. Weil auch andere Rohstoffe fallen, wäre Gold eben einer von vielen. Dabei spielt es für die Kommentatoren keine Rolle, dass Gold und teilweise Silber immer auch eine monetäre Funktion gehabt haben. Wie das Zitat von Buiter zu Beginn meines Kommentars beweist, ist Gold eben in einer „6000 Jahre dauernden Bubble“ und es wäre sehr überraschend, sollte die gerade jetzt platzen.

Gemäß dem Modell der Deutschen Bank, die anhand von Indikatoren wie Öl- und Kupferpreis, Aktienmarktentwicklungen und dem BIP pro Kopf den Goldpreis erklärt, befindet sich der wahre Wert von Gold bei 750 US-Dollar. Michael Lewis, Rohstoffchef der Bank, bringt es einfach auf den Punkt: Höhere Zinsen, stärkerer US-Dollar und steigende Aktienbewertungen sprechen alle gegen Gold. Immerhin erklärt das Modell den Goldpreis seit 1970.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Ausgeprägte Spekulation

Ich bin bei solchen Modellen immer skeptisch. Eine Korrelation ist noch keine Kausalität und dass eine solche über 40 Jahre bestanden hat, ist keine Garantie dafür, dass es sich fortsetzt. Beispiel: die Preise für Kupfer und Öl sind Indikatoren für die Stärke des weltweiten Wirtschaftswachstums und die Inflation. Fallende Preise signalisieren nun eine Konjunkturabkühlung in China und der Welt und eben geringere Inflation. So gesehen erst mal Argumente gegen Gold.

Wenn man tiefer schaut, muss man feststellen, dass unsere heutige wirtschaftliche Situation eine fundamental andere ist, als sie es in den letzten 40 Jahren war. Wir haben einen durch Überschuldung und Fehlinvestitionen bedingten deflationären Druck in der Realwirtschaft. Diesem steht dank der Geldpolitik der Notenbanken ein ebenso massiver inflationärer Druck bei den Vermögenswerten entgegen. Bis jetzt halten sich beide Entwicklungen die Waage, es ist aber unmöglich, dass sich Finanz- und Realwirtschaft in der Welt ewig auseinander entwickeln.

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