Und dieser Glaube hängt an den Notenbanken. In der letzten Kolumne vor der Sommerpause habe ich gezeigt, wie sehr sich die Finanzmärkte in einem Paralleluniversum befinden und nur noch auf die Notenbanken setzen. Dabei müssen wir im Hinterkopf haben, dass der Grenznutzen billigen Geldes abnimmt. Jede weitere Dosis hat eine geringere Wirkung als die vorangegangene. Asymptotisch nähern wir uns dem Punkt der Wirkungslosigkeit. In der Realwirtschaft ist dieser Punkt schon lange überschritten. In den Finanzmärkten nur eine Frage der Zeit. Haben all die, die mit Blick auf die Geldpolitik investieren können und wollen, investiert, droht die Umkehr. Der finale Margin-Call für das Finanzsystem, wie ich es nenne.
Zu glauben, dieser sei unmöglich, weil die Notenbanken ohnehin alles kaufen, ist meines Erachtens naiv. Vor die Wahl gestellt, die ökonomischen Realitäten anzuerkennen oder die eigene Existenz zu beenden, werden die Notenbanken für die eigene Rettung votieren. Die Tatsache, dass sich die Stimmen aus den Notenbanken mehren, die für mehr Staatsausgaben zur Überwindung der Krise plädieren, ist ein deutliches Signal. Diese können dann gerne in einem letzten Aufgebot mit Helikopter-Geld finanziert werden. Doch das war es dann.
Die große Depression in Zeitlupe, in der wir uns befinden, die Eiszeit, wie ich sie nenne, wird man auch so nicht beenden können. Das überschuldete System kommt so vielleicht noch ein paar Runden weiter, doch dann wird der Knall am Ende nur umso lauter.
Die faulen Schulden müssen aus der Welt und – leider – damit auch die vermeintlich werthaltigen Forderungen. In der Geschichte gab es für diese Vermögens“bereinigung“ drei Wege:
• Die Hyperinflation
• Die faktische Enteignung entweder offen oder über hohe Steuern auf Vermögen und Erbschaften
• Die Zahlungseinstellung der Schuldner mit einer Welle an Bankpleiten
Letzteres haben wir 2009 gerade noch verhindert. Doch ohne das zugrundeliegende Problem zu lösen. Die schleichende Enteignung durch Null- und Negativzins ist der Versuch einen weiteren, vierten, Weg für die Bereinigung der faulen Schulden zu finden. Doch dieser funktioniert nur vordergründig. Zwar verlieren Sparer jedes Jahr Milliarden an Erträgen. Auf der anderen Seite müssen wir Privaten mehr für das Alter zurücklegen, und die Unternehmen die Lücken in ihren Pensionskassen schließen anstatt zu investieren.
Negativzinsen schaden der Realwirtschaft letztlich mehr als sie ihr nutzen. Auch genügen sie nicht, um das Wachstum der Schulden in den Griff zu bekommen. Weltweit, so hat McKinsey vorgerechnet, sind die Schulden seit 2007 um mehr als 55 Billionen US-Dollar gewachsen.
Weil der vierte Weg nicht funktionieren wird, müssen wir uns auf die drei unschönen Alternativen einstellen. Allen drei Wegen der Enteignung ist gemein, dass sie erst im Zuge des nächsten Aufflammens der Krise akut werden. Es muss also erst wieder zu heftigen Einbrüchen an den Märkten kommen, bis die nächsten Schritte kommen und wir klarer sehen, in welche Richtung es geht. Am anfälligsten schauen da in der Tat die Märkte für Unternehmensanleihen und Anleihen (relativ) unsolider Staaten aus, gefolgt von den Aktienbörsen.
Hier schon mal damit zu beginnen, Risiken abzubauen, ist sicherlich keine schlechte Idee. Noch scheint es immer weiter nach oben zu gehen, doch der Herbst ist traditionell volatiler. Unsere Allokation in Gold halten wir durch, bei Goldminen hingegen bietet es sich nach einem sehr guten Jahr hier und da an, Gewinne mitzunehmen. Ein paar taktische Vorkehrungen in dem großen Spiel um den Vermögenserhalt, welches in eine weitere Runde geht.