Diese Aufwertungsgewinne könnten die Notenbanken umgehend an die Staaten ausschütten, die damit Investitionen, Steuersenkung und Schuldentilgung finanzieren könnten. Der Charme an der Überlegung: es wäre sehr einfach umzusetzen, können doch die Notenbanken den Goldpreis in beliebiger Höhe festsetzen und anbieten, alles Gold der Welt zu diesem Preis aufzukaufen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich mit Professor Kenneth Rogoff, einer der anerkanntesten Experten für Schuldenkrisen, positiv zu Gold geäußert hat. Bisher fiel er eher durch sein flammendes Plädoyer gegen Bargeld auf, vordergründig zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Terrorismus, faktisch zur Erleichterung von Negativzinsen und Bail-ins bei Bankensanierungen. In einem Kommentar lobt er Gold „als eine extrem risikoarme Anlage, die Durchschnittsrealrenditen etwa in Höhe derjenigen von kurzfristigen Anleihen erzielt.“ Er empfiehlt den Schwellenländern, ihre Währungsreserven mehr in Gold anzulegen, und sieht daraus folgende Preissteigerungen positiv. Diese würden „einen Teil der Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach sicheren Anlagen schließen, die aufgrund niedriger Zinsen entstanden ist.“
Die Schwellenländer wären in der Tat in ihrer Position als Gläubiger von einem Inflationierungsszenario deutlich getroffen und würden, Stand heute, von der Aufwertung von Gold wenig profitieren. Wichtige Staaten wie China und Russland haben in den vergangenen Jahren ihre Goldbestände deutlich aufgestockt, was zumindest von dieser Seite die Bereitschaft fördern dürfte, einen Weg der koordinierten globalen Inflationierung mitzugehen.
Selbst wenn Gold im Inflationierungsszenario keine zentrale Rolle spielen sollte, wird es so oder so von den Entscheidungen der kommenden Jahre profitieren.
Bleibt die Frage nach der Anlageform und dem Zeitpunkt des Einstiegs. Gold sollte in physischer Form gehalten werden, nicht über Zertifikate oder Metallkonten. Goldminen eignen sich zur Spekulation – reagieren sie doch mit erheblichem Hebel auf den Goldpreis – und zur Absicherung gegen das Szenario einer Beschränkung des privaten Goldbesitzes. In den 1930er Jahren waren nach dem Goldbesitzverbot unter Präsident Roosevelt die Aktien von Goldminen ein sehr gutes Investment.
Es kann gut sein, dass Gold in den kommenden Wochen und Monaten schwächer notiert. Die Märkte spielen mal wieder das Szenario einer Zinserhöhung in den USA durch, wohlwissend, dass sich die USA und die Weltwirtschaft höhere Zinsen nicht leisten können. Dies dürfte Gelegenheit bieten, den Bestand an physischem Gold aufzustocken. Bei Goldminen sollten Gewinne gesichert werden um nach einem Rücksetzer wieder günstiger einzusteigen. Die Gefahr, die große Aufwertung von Gold durch die Notenbanken zu verpassen, ist – noch – gering.